König Otto wird 80: Aus dem Pott in den Fußball-Olymp

Bild: Imago | Schumann

Seine Zeit als Werder-Trainer bleibt unvergessen: "König Otto" hat in Bremen über 14 Jahre lang an der Seitenlinie regiert – als "demokratischer Diktator".

Wer als junger Mann in der Rahmstraße im Essener Stadtteil Altenessen aufwächst, dessen Lebensweg ist in den Fünfzigerjahren vorbestimmt – direkt nebenan liegt die Zeche Helene. Sein Vater ist Bergmann. "Die Bergleute waren einfache und ehrliche Leute", davon ist Otto Rehhagel überzeugt. Auch er ist bodenständig, beginnt nach einer Ausbildung als Maler und Anstreicher ebenfalls in der Zeche. Seine Freizeit verbringt er in der Betriebs-Fußballmannschaft des Turn- und Sportvereins Helene. Rehhagel macht in Essen als kompromissloser Verteidiger auf sich aufmerksam – 1960 wird er abgeworben vom Ortsrivalen Rot-Weiß, später spielt er in der Bundesliga für Kaiserslautern und Hertha BSC.

Fünf Titel mit Werder Bremen

Doch zu "König Otto" wird er erst als Trainer in Bremen. 1976 heuert er das erste Mal an der Weser an. Im Februar als Retter geholt, soll er Werder vor dem Abstieg bewahren. Das gelingt ihm am vorletzten Spieltag mit einem Sieg im Weser-Stadion gegen den MSV Dusiburg. Werder will ihn halten, doch auch aus Dortmund kommt ein kurzfristiges Angebot. Rehhagel geht zum BVB, später nach Bielefeld und Düsseldorf bis er 1981 nach Bremen zurückkehrt.

Trainer Otto Rehhagel hebt den "Pott" in die Höhe
1991 gewann Rehhagels Elf endlich den DFB-Pokal: In den beiden Vorjahren stand Werder auch schon im Finale. 1991 klappte es mit dem Titel: Gegen den FC Köln im Elfmeterschießen. Bild: Imago | Norbert Schmidt

Da spielt Werder nach einjährigem Zweitligaintermezzo wieder in der Bundesliga – und im Jahr darauf gleich im Uefa-Cup. Mit schlichten Weisheiten wie diesen: "Es gibt nur eine Wahrheit im Fußball: Der Ball muss ins Tor."

Weil Rehhagel so oft wegen seines antiquierten Spiels attackiert wird, kontert er: "Wisst ihr, was modern ist? Wenn man gewinnt." Und das tut er. Er gewinnt zwei Deutsche Meisterschaften mit Werder, zweimal den DFB-Pokal und 1992 sogar den Europapokal der Pokalsieger. Rehhagel bezeichnet sich selbst als "demokratischen Diktator", väterlich gegenüber seinen Spielern, distanziert bis feindselig gegenüber den Medien. Wer aus seiner Sicht einen "Scheiß-Kommentar" verfasst, muss mit Einschränkungen rechnen. Und so lautet seine Ansage an die Journalisten:

Wenn Sie sich anständig benehmen, werden Sie anständig behandelt. Machen Sie einen Scheiß-Kommentar, werden Sie erstmal auf Sparflamme gesetzt.

Otto Rehhagel

In München gefeuert, in der Pfalz gefeiert

Umso erstaunlicher, dass Rehhagel 1995 das beschauliche Bremen gegen Werders damaligen Dauerrivalen eintauscht: das Haifischbecken Bayern München. Beim sogenannten FC Hollywood tummeln sich Stars und einflussreiche Funktionäre. Nichts für einen gebürtigen Ruhrpottkicker. Nach nicht einmal einem Jahr wird Rehhagel entlassen und kann sich endlich wieder den Underdogs widmen. Mit dem 1. FC Kaiserslautern wird er 1998 als Aufsteiger Deutscher Meister – ein Kunststück, das vor und nach ihm niemandem gelungen ist.

Vergöttert in Griechenland

Endgültig in den Olymp steigt Rehhagel auf, als er mit Griechenland 2004 Europameister wird. Sein Team, das sich erst zum dritten Mal für solch ein großes Turnier qualifiziert hat, siegt im Finale gegen Portugal durch den Treffer von Angelos Charisteas. So wird aus Rehhagel dann Rehakles.

Eine erstaunliche Karriere für den Bergmann-Sohn, der heute wieder dort lebt, wo am 9. August 1938 alles anfing: in Essen.

Mehr zu den größten Erfolgen für Bremen:

Autor

  • Steffen Hudemann
    Steffen Hudemann Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 9. August 2018, 7:42 Uhr

Archivinhalt