Mitten im Krieg: Ex-Werderaner Skripnik bestreitet erstes Ligaspiel

Ukrainische Fußball-Liga startet trotz Krieges – Skripnik-Team dabei

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Ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat die erste ukrainische Fußball-Liga den Spielbetrieb wieder aufgenommen – Skripniks Team trat auch an.

Fast auf den Tag genau ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn rollt in der Ukraine wieder der Ball. Mit der Begegnung zwischen Schachtjor Donezk und Metalist Charkiw nahm die höchste ukrainische Fußballliga am Dienstagmittag ihren Spielbetrieb wieder auf.

Auch die Mannschaft von Werders Ex-Trainer Viktor Skripnik, Worskla Poltawa, hatte zum Auftakt ihr erstes Spiel – unterlag in Uschhorod allerdings mit 1:3 Sorja Luhansk. Jenem Klub, den der 52-jährige Skripnik als Coach vor sieben Wochen verlassen hatte. Denn Luhansk liegt mitten im Kriegsgebiet.

Datum des Neustarts kein Zufall

Der frühere ukrainische Nationalspieler Skripnik war von 1996 bis 2004 zunächst Spieler bei Werder Bremen, ehe er als Trainer im Nachwuchsbereich begann. Von Oktober 2014 bis September 2016 trainierte Skripnik das Bundesliga-Team der Bremer. Seine Co-Trainer waren damals Florian Kohfeldt und Torsten Frings. Seit 2019 trainierte er in seiner Heimat Sorja Luhansk, Teilnehmer der Conference League, bis der russische Angriffskrieg den Aufenthalt im Osten der Ukraine zu gefährlich machte.

Das Datum war kein Zufall, am offiziellen Tag der Staatsflagge sollten die Fußballer den kriegsgeplagten Ukrainern etwas Ablenkung verschaffen. Doch von unbeschwertem Spielspaß konnte keine Rede sein. Der Krieg, der das Land seit dem 24. Februar in einen Ausnahmezustand versetzt, war auch beim Ligastart allgegenwärtig.

Gedenkminute und Sicherheitsregeln

Vor dem Anpfiff des ersten Spiels im Olympijskyj-Stadion von Kiew gedachten beide Teams mit einer Gedenkminute den Kriegsopfern, zudem durfte ein versehrter Kriegsveteran den symbolischen Anstoß ausführen. Von den Rängen gab es keinen Jubel, alle Spiele finden aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres ohne Zuschauer statt.

Auch für die Profis gelten strenge Sicherheitsregeln: Bei einem Luftalarm wird das Spiel unverzüglich abgebrochen, alle Beteiligten haben sich dann in die Schutzkeller zu begeben, die sich laut Konzept in unmittelbarer Nähe des Stadions befinden müssen. Sollte ein Wiederanpfiff der Partie nicht möglich sein, geht das Resultat zum Zeitpunkt des Alarms in die Wertung ein.

"Die Menschen mit Fußball ablenken"

Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj soll sich höchstpersönlich für die Wiederaufnahme der Meisterschaft starkgemacht haben. "Ich habe mit Selenskyj darüber gesprochen, dass es wichtig ist, die Menschen mit Fußball abzulenken", sagte Andrij Pawelko, Präsident des ukrainischen Fußballverbandes UAF.

Die Premjer-Liha geht ohne die beiden Teams Desna Tschernihiw und Mariupol, deren Infrastruktur durch den Krieg massiv zerstört wurde, an den Start. Die meisten Spiele sollen in Kiew und in westukrainischen Städten ausgetragen werden. Ein Ausweichen ins Ausland wäre das falsche Zeichen und "künstlich" gewesen, meinte Pawelko, der von einer "historischen Meisterschaft" sprach.

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 23. August 2022, 18:06 Uhr