Fragen & Antworten

Bremen und seine Prunkbauten: Wann ist ein Haus eine Villa?

Groß, schick und manchmal unerwartet: Bremer Villen

Bild: Wikipedia | Blutgretchen

Ob am Osterdeich, in der Marcusallee oder Parkallee – auch in Walle sind sie zu finden: Prunkvolle Villen. Doch wann ist eine Villa eigentlich eine Villa?

Eine ganze Woche lang hat sich buten un binnen den Villen im Land Bremen gewidmet. In zahlreichen Staddteilen sind sie vertreten. Uwe Schwartz vom Landesamt für Denkmalpflege erklärt, was überhaupt Villa genannt werden darf.

Welche Kriterien muss ein Gebäude erfüllen, damit es eine Villa ist?

"Eine eindeutige Definition gibt es nicht", sagt Uwe Schwartz vom Landesamt für Denkmalpflege in Bremen. "Im 19. Jahrhundert war eine Villa ein Wohnhaus, welches das ganze Jahr über bewohnt war", weiß der Experte. "Landhäuser oder Sommerhäuser dagegen waren nur die Sommermonate über bewohnt." Bei einer Villa handelt es sich laut Schwartz üblicherweise aber um ein freistehendes Wohnhaus, das von einem Garten umgeben ist. Häufig liegt die Größe von Villen zwischen 300 bis 600 Quadratmetern.

Wie sahen Villen früher aus und inwiefern haben sie sich verändert?

"In älterer, römischer Zeit war die ländliche Villa rustica sehr einfach in ihrer Architektur", sagt Uwe Schwartz vom Landesamt für Denkmalpflege in Bremen. Das habe sich allerdings im 16. Jahrhundert während der italienischen Renaissance in Italien geändert. ""Die Villa war eine Wohnform der oberen Gesellschaftsklassen und musste daher auch entsprechend repräsentativ sein. Diese italienischen Beispiele waren lange Zeit Vorbilder für Landsitze von Stadtbewohnern in ganz Europa. Seit dem 19. Jahrhundert sind Villen von ganz unterschiedlicher Gestalt", erklärt Schwartz.

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Geht der Begriff Villa immer mit Luxus einher?

"In der Antike und auch im 19. Jahrhundert ging der Begriff Villa mit einer Vorstellung von großzügigen Dimensionen, hochwertigen Materialien und gehobener Ausstattung einher", sagt Schwartz vom Denkmalschutzamt. Heute werde der Begriff eher inflationär verwendet. Schwartz verweist auf Stadtvillen von Fertighausanbietern. "Dabei wird die Bezeichnung als Kaufanreiz genutzt, weil immer noch eine Vorstellung von Luxus damit verbunden ist. Auch wenn die oben genannten Eigenschaften auf die meisten dieser Fertighäuser nicht zutreffen", sagt er.

Haus Schwalbenklippe in Bremen, Admiral-Brommy-Weg 5
Haus Schwalbenklippe in Bremen, Admiral-Brommy-Weg 5 Bild: Wikipedia | Quarz

Wie viele Villen gibt es in Bremen und wo stehen die meisten?

"Wir führen kein vollständiges Verzeichnis der Villen in Bremen", sagt Schwartz vom Denkmalschutzamt. "Da die Bauart und Wohnform des Bremer Hauses eine lokale Besonderheit darstellt, gibt es hier sicherlich in Relation gesehen weniger freistehende Villen als in anderen deutschen Großstädten", sagt Schwartz. Das Bremer Haus ist ein in Reihenhaus-Bauweise errichtetes Einfamilienhaus. "Dennoch haben sich auch noch zahlreiche historische Villen erhalten, beispielsweise in Schwachhausen, am Osterdeich oder in Oberneuland".

Gibt es auch moderne Villen?

"Natürlich. Auch heute kann ein freistehendes Wohnhaus noch als Villa bezeichnet werden", sagt der Experte vom Landesamt für Denkmalpflege.

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Wie hoch ist der Quadratmeterpreis für eine Villa in Bremen?

"Das ist schwer pauschal zu beantworten", sagt Immobilienmakler Benjamin Dau. "Generell liegt der Preis für Altbauten in Bremen zwischen 4.500 bis 7.000 Euro pro Quadratmeter." Der Preis sei vom Renovierungsstand des Hauses abhängig. "So richtig schöne alte Bremer Häuser kommen selten auf den Markt", sagt der Makler. Erst kürzlich habe seine Immobilienfirma ein Objekt in der Schwachhauser Heerstraße verkauft. Den Kaufpreis verrät er nicht, dieser habe aber im oberen Preissegment gelegen. "Das war dann ein richtiges Liebhaberstück." Bremen sei im Hochpreissegment vergleichsweise günstig. "In Hamburg oder München kosten Villen in Toplage zwischen 10.000 und 15.000 Euro pro Quadratmeter."

Villa Schotteck in Bremen, Am Kapellenberg 3
Das Landhaus Wolde, auch Villa Schotteck genannt, befindet sich im Bremer Stadtteil Burglesum im Knoops Park. Bild: Wikipedia | Quarz

Wer wohnt in den Bremer Villen?

"Zum Teil werden die Villen in Bremen gewerblich genutzt, zum Teil aber auch privat. Manchmal gibt es auch eine Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe", erklärt Benjamin Dau. Bei den letzten Objekten habe es eine große Spanne an Interessenten mit unterschiedlichen Beweggründen gegeben: "Ein Eigennutzer aus Mitteldeutschland, der Platz braucht und in der Villa sein Traumhaus gefunden hat. Oder eine Steuerberatung, die mit einer Kanzlei im unteren Geschoss einziehen wollte und die Wohnung im oberen Bereich vermietet hätte", erklärt der Bremer Makler.

Bremer Prunkbauten: Architektur-Historiker Eberhard Syring im Talk

Bild: Radio Bremen

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. April 2022, 19:30 Uhr