Schiffsunfall: Havariekommando geht vom Tod vermisster Seeleute aus

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Bild: dpa | Sina Schuldt

Am Dienstag kollidierten zwei Frachter in der Deutschen Bucht. Die "Verity" sank. Nun besteht laut Havariekommando keine Hoffnung mehr für die vier Vermissten.

Nach dem Zusammenstoß zweier Frachtschiffe auf der Nordsee südwestlich von Helgoland geht das Havariekommando vom Tod der vier vermissten Seeleute aus. Für sie gebe es keine Hoffnung mehr, sagte der Leiter des Havariekommandos, Robby Renner, am Mittwoch.

Zuvor war ein ferngesteuerter Tauchroboter zum Wrack der "Verity" geschickt worden, hatte aber keine Lebenszeichen am Wrack entdeckt. Die Sicht sei nicht schlecht gewesen, so ein Sprecher des Havariekommandos, das Gerät habe in die Brücke des gesunkenen Küstenmotorschiffs filmen können. Die Auswertung der Daten des Unterwasserfahrzeugs laufe aber noch. Ein erneuter Tauchgang mit Tauchern zu dem Wrack in rund 30 Metern Tiefe sei definitiv nicht geplant.

Nachdem die "Verity" am Dienstagmorgen nach der Kollision gesunken war, konnten Rettungskräfte zwei Seeleute aus dem Wasser retten. Ein Seemann wurde tot geborgen.

Wracktonne soll Schiffsverkehr warnen

Das Wrack wurde am Mittwochmorgen nochmals vermessen. Es liegt in ungefähr 37 Metern Tiefe mit Schlagseite. Am höchsten Punkt beträgt der Abstand zur Oberfläche rund 17 Meter. Laut dem Wasserstraßen und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee besteht dadurch eine Gefahr für die Schifffahrt. Deshalb soll eine Wracktonne nun den Schiffsverkehr warnen.

Um die Gefahren für Schiffe zu verringern, laufen Planungen, um die Masten auf der Vorder- und Rückseite zu kappen. Bis Sonnenuntergang soll an der Unfallstelle außerdem weiter nach Wrackteilen gesucht werden. 

Unfallursache bislang weiter unklar

Der Frachter hatte Stahl geladen, an Bord befinden sich den Angaben zufolge rund 127 Kubikmeter Diesel. Es sei sehr wahrscheinlich, dass davon etwas an die Oberfläche gelangen wird oder schon gelangt ist, sagte der Sprecher des Havariekommandos Benedikt Spangardt: "Das ist etwas, was wir heute bei Tageslicht und auch mit Hilfe eines Sensorflugzeugs feststellen werden. Und sollte sich das bewahrheiten und sollte man diese Schadstoffe an der Wasseroberfläche auch bekämpfen können, dann werden wir das auch tun."

Zur Unglücksursache wollte sich das Havariekommando nicht äußern. Die Ermittlungen der Ursache und der Hergangs seien Sache der Polizei.

Unfallort ist eines der meistbefahrenen Seegebiete weltweit

Schäden am Rumpf des Schiffes "Polesie"
Bild: dpa | Joans Walzberg

An Bord der "Polesie" waren 22 Menschen, die unverletzt blieben. Der Frachter, der sich in den ersten Stunden an der Suche beteiligte, konnte aus eigener Kraft Cuxhaven anlaufen. Der Unfall ereignete sich rund 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der ostfriesischen Insel Langeoog – in einem der meistbefahrenen Seegebiete weltweit. Das Signal der "Verity" ging am Dienstag gegen 5.20 Uhr verloren.

Mehr als 20 Stunden lang suchten Rettungskräfte mit mehreren Schiffen, Tauchern und Hubschraubern nach den Schiffbrüchigen – bei teils kräftigem Wind, Wellen mit bis zu drei Metern Höhe, Strömungen und schlechter Sicht. Auch eine Luftraumsperrung von zehn Seemeilen um die Stelle herum und fünftausend Fuß hoch sei vorgenommen worden, sagte der Sprecher.

Frachter-Unfall: Seenotretter über die Bergungsaktion vor Helgoland

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 25. Oktober 2023, 7 Uhr