Fragen & Antworten

Immer mehr Bremer stecken in Finanznot – was sie dagegen tun können

Über Geldprobleme zu sprechen, ist noch mit viel Scham verbunden, denn ein Klischee hält sich hartnäckig: Wer sich verschuldet, ist selbst schuld. Dabei kann es jeden treffen.

Die Preise für Lebensmittel, Benzin und Gas steigen massiv und alle kämpfen sich aus einer schweren Corona-Pandemie raus, mit Kurzarbeit und viel Verlust im Bereich Veranstaltungen und Gastronomie – gerade jetzt kann es für viele eng werden.

Das zeigt auch ein Blick auf die Privatinsolvenzen. In Bremen und Niedersachsen hat es zu Beginn dieses Jahres relativ betrachtet die meisten Fälle gegeben. Laut einer Auswertung der Wirtschaftsauskunftei Crif lagen die beiden Nordwest-Bundesländer auf den ersten Rängen. Während in Bremen im ersten Quartal demnach rechnerisch 50 Privatinsolvenzen auf 100.000 Einwohner kamen, waren es in Niedersachsen 39 Fälle. Der bundesweite Schnitt betrug 27 Verbraucherpleiten je 100.000 Menschen.

Hilfe, damit es gar nicht erst so weit kommt, leisten die Schuldnerberatungsstellen. Und die merken gerade einen deutlichen Zulauf. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie viele Menschen suchen denn aktuell Unterstützung bei der Schuldnerberatung?

Es sind rund zwei Drittel mehr als vor der Pandemie – der Beratungsbedarf ist gestiegen. Das hat eine Umfrage unter den Schuldnerberatungsstellen ergeben.

Auch in Bremen meldet die Verbraucherzentrale einen starken Anstieg bei den Beratungsanfragen und zwar um 30 Prozent. Diese Zahl bezieht sich jedoch auf die alle Beratungen der Zentrale und nicht nur auf die Schuldnerberatung.

Wo sparen die meisten Menschen denn?

Die meisten Bremer sparen erstmal an allem, was Luxus ist. Sie kaufen doch nicht das teure Duschgel oder die Zeitschrift, die sie sich sonst mal gegönnt haben. Und auch im Bereich Lebensmittel wird gespart. Für viele Sozialhilfeempfänger sind Obst und Gemüse im Moment kaum noch drin.

Das sind jedoch Sachen, auf die die Menschen noch Einfluss haben. Auf die Mieten und die monatlichen Abschläge für Strom und Gas gibt es aktuell keinen Einfluss. Das sind einfach Fixkosten.

Wie können die Beratungsstellen denn den Betroffenen weiterhelfen?

Die können zum Beispiel helfen, bestehende Verträge mit Strom- oder Gasanbietern anzuschauen und zu prüfen, ob es auch günstigere Angebote gibt. Die helfen außerdem einen Haushaltplan aufzustellen und zu schauen, wie viel Geld monatlich benötigt wird. Daraus lässt sich dann beantworten, was monatlich möglicherweise an bestehenden Schulden zurückzahlen lässt.

Wenn der Beratungsbedarf gerade so hoch ist, bekommt man dann überhaupt noch einen Termin?

Leider gibt es an vielen Beratungsstellen aktuell lange Wartezeiten. Aber trotzdem sollte man diese Angebote unbedingt nutzen. Vor allem ist es wichtig, schnell zu sein, wenn einem die Abstellung von Strom oder Gas droht. Denn: Aus einer kleinen Schuld, können sonst ganz schnell mehrere hundert Euro werden. Das liegt daran, dass die Energieversorger, oft hohe Gebühren für die Abstellung der Energie und dann auch wieder für die Reaktivierung erheben. Selbst wenn man nur mit ein paar Rechnungen im Rückstand ist, wächst da schnell ein kleiner Schuldenberg. Da kommt man gar nicht so einfach wieder raus, vor allem, wenn man eben ganz knapp am Existenzminimum lebt.

Autorin

  • Katharina Mild
    Katharina Mild Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 2. Juni 2022, 17:40 Uhr