Interview

Bremerhaven: 150 Radfahrer bei Tour für Verkehrswende

Mehrere Personen sind auf dem Bahnhofsplatz auf einer Demonstration für Verkehrswende.

Bremerhaven: 150 Radfahrer bei Tour für Verkehrswende

Bild: Radio Bremen

Eine Radtour durch halb Deutschland für die Verkehrswende: Das hat sich die Gruppe "Changing Cities" ausgedacht. 150 Menschen sind jetzt in Bremerhaven gestartet.

Das Bündnis "Changing Cities" möchte, dass die Verkehrswende schneller vorangeht. Dafür startet sie nun zum dritten Mal eine deutschlandweite Radtour mit dem Titel "Tour de Verkehrswende". Die Demonstranten wollen in Etappen bis zum ersten September nach Berlin fahren. Zum Start der ersten Etappe kamen 150 Teilnehmer.

Die Tour führt über die Bundesstraße 6 und den Wesertunnel nach Oldenburg. Dort wird die Raddemo am Samstagabend erwartet. Mit Verkehrsbehinderungen entlang der Strecke ist zu rechnen. 

Organisator kritisiert fehlenden Mut der Politik

Florian Keiper koordiniert die Kampagne und spricht mit buten un binnen über die Fahrradtour und die Forderungen der Gruppe.

Was muss sich aus Ihrer Sicht beim Verkehr im Land Bremen verändern?

Es fehlt oftmals der Mut von Politik und Verwaltung, Dinge anzugehen. Die Fahrradinfrastruktur und der Nahverkehr müssen ausgebaut und Stück für Stück verbessert werden. Und da sind auch Bremerhaven und Bremen nicht mutig genug und verlieren sich zu stark im Klein-Klein.

Gibt es denn Beispiele, wo es schon besser läuft?

In Berlin hat man gesehen, wie während Corona schnell Radwege auf Autospuren, sogenannte Pop-up-Bikelanes, entstanden sind. Von der Entscheidung bis zur Umsetzung hat man plötzlich nur zwölf Tage gebraucht. Das ist ein gutes Beispiel.

Eine andere Idee, die noch viel Stärker in deutschen Städten umgesetzt werden sollte: Kiezblocks, auch Superblocks genannt. Das sind Wohnquartiere, die von Hauptstraßen umgeben sind. In diesen Quartieren schränkt man den Durchgangsverkehr, der sich Abkürzungen sucht, zum Beispiel mit Pollern so sehr ein, dass die Quartiere zwar noch erreichbar sind, aber niemand mehr nur noch durchfährt. Und dann kann man schauen: Wie wollen wir dort leben? Brauchen wir hier mehr Fahrradständer? Müssen wir die Wege für Kinder auf dem Schulweg sicherer machen? Pflanzen wir Bäume für Schatten oder bauen wir Bänke und andere Sitzgelegenheiten? In Leipzig wird das zum Beispiel gerade erprobt.

Die Tour startet am Samstag in Bremerhaven. Warum haben Sie sich dafür Bremerhaven ausgesucht?

Wir haben sehr viele engagierte und aktive Leute aus Bremen und Bremerhaven. Und damit, dass wir hier starten, wollen wir unseren Respekt für deren Arbeit ausdrücken. Wir sagen damit: "Hey, wir sehen euch, kommen zu euch und machen hier die Tour de Verkehrswende."

Was ist für die nächsten Tage in Bremerhaven und Bremen geplant?

In Bremerhaven fahren wir am Freitag ab 17 Uhr zusammen bei "Critical Mass" mit. Die findet jeden dritten Freitag im Monat statt. Es ist also nicht ganz zufällig, dass wir dann da sind. Am Samstagmorgen wollen wir dann Informationsstände in Bremerhaven am Hauptbahnhof aufbauen.

Ab 11 Uhr geht es dann gemeinsam von Bremerhaven aus los. Wir fahren durch den Wesertunnel bis nach Oldenburg, wo wir abends noch eine Kundgebung haben. Am Sonntag geht es von Oldenburg nach Bremen, wo wir um 16 Uhr eine Kundgebung am Lucie-Flechtmann-Platz haben.

Jeder der möchte, kann sich jederzeit anschließen und mitfahren. Man muss auch nicht die ganze Strecke dabei sein, auch ein Tag reicht. Ich muss aber warnen: Vergangenes Jahr gab es Leute, die nur einen Tag mitfahren wollten und am Ende eine ganze Woche geblieben sind. Es ist also ansteckend.

Dieses Thema im Programm: Bremen Next, Next News, 19. August 2023, 10:30