Strafgebühr für nicht abgesagte Arzt-Termine? Vorstoß sorgt für Unmut

Ein Hausarzt füllt einen gelben Impfausweis aus.
Bild: dpa | Benjamin Nolte

Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) fordert, Patienten, die ihre Termine nicht absagen, zur Kasse zu bitten. Dieser Vorschlag stößt im Netz auf Kritik.

Die Forderung der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB) nach einer Strafgebühr für nicht abgesagte Arzt-Termine sorgt im Internet für Unmut. Die KVHB hat Termine, die durch Terminhotline 116 117 in Bremen vereinbart wurden, untersucht. Der untersuchte Zeitraum reicht vom ersten Quartal 2021 bis zum zweiten Quartal 2022. Bei der Analyse kam laut KVHB zum Vorschein, dass jeder fünfte vereinbarte Termin nicht wahrgenommen wurde. Und das ohne vorherige Absage.

Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) haben deutschlandweit sogar 70 Prozent der Arztpraxen Probleme mit Patienten, die ihre Termine nicht wahrnehmen und auch nicht absagen. Das geht aus einer Online-Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor, über die die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet hat.

User: Manche Arztpraxen sind schlecht zu erreichen

Die KVHB fordert daher eine Strafgebühr für nicht abgesagte Termine, sofern es keinen triftigen Grund für das Nicht-Erscheinen gibt. Die Krankenkassen könnten die Gebühr in den Augen der KVHB eintreiben. Zur Frage, wie hoch die Gebühr sein soll, macht die KVHB keine Angaben.

Auf den Social-Media-Kanälen von buten un binnen stößt diese Forderung auf Unmut. Einige User geben zu bedenken, dass manche Arztpraxen telefonisch nur sehr schlecht zu erreichen sind.

Eine Gebühr zu erheben, ist gut und richtig. Allerdings muss dann auch sichergestellt sein, dass die Patienten eine Möglichkeit haben, den Termin abzusagen. Telefonisch, per Email oder online. Manche Praxen sind nur zu bestimmten Zeiten telefonisch erreichbar und dann dauerbesetzt. Wer schon mal über mehrere Tage vergeblich versucht hat, seinen Arzt zu erreichen, gibt irgendwann entnervt auf. Und wird dann bestraft?

Monika Nowack - 3. August 2023, 19:26 Uhr.

die Patienten sollten selbst zahlen müssen für nicht wahrgenommene Termine - allerdings muss es dazu möglich sein den Termin telefonisch abzusagen........denn manche Ärzte sind nur schwer oder garnicht telefonisch erreichbar

Brigitte Mühl - 3. August 2023, 19:50 Uhr.

Ich meine, dass das einige Ärzte schon seit Jahren machen. Ich finde es völlig berechtigt und in Ordnung. Zumindest, wenn es wiederholt vorkommt. Ich habe auch schon mal einen Termin verpennt, aber viele haben es ja nicht nötig einen Termin abzusagen. Voraussetzung: die Praxis ist auch erreichbar für die Patienten, um einen Termin z.B. abzusagen. Da lobe ich mir Doctolib z.B.

Birgit Wolter - 3. August 2023, 20:34 Uhr.

KVHB reagiert auf User-Kritik

Der Pressesprecher der KVHB, Christoph Fox, will das nicht gelten lassen. Er sagt, dass die Arztpraxen in der Regel durchaus zu erreichen seien. Auch sollten sie Mailadressen haben, über die Patientinnen und Patienten Termine absagen können.

Wer einen Termin absagen will, dem gelingt das auch. In Einzelfällen mag es so sein, dass eine Arztpraxis mal nicht zu erreichen ist. Das aber als pauschale Erklärung für eine Nicht-Absage zu liefern, ist zu banal.

Christoph Fox, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen

Wartezimmer sind überfüllt

Eine Userin stellt auch die Frage, wo angesichts vielerorts überfüllter Wartezimmer überhaupt das Problem liegt.

Verstehe ich nicht. Die Praxen sind doch hoffnungslos überlastet. Wenn der eine Patient nicht kommt, geht's mit dem nächsten weiter. Man sitzt trotz Termin, länger als eine Stunde da.

Yvonne Mick - 3. August 2023, 19:25 Uhr.

Dazu sagt Fox, dass ein nicht abgesagter Termin im Zweifel unnötige Arbeitszeit verursache und vor allem ja eigentlich von einem anderen Patienten hätte wahrgenommen werden können.

Nicht abgesagte Termine können unnötige Kosten verursachen

In Praxen von Fachärzten verursachen nicht abgesagte Termine laut Fox außerdem mitunter unnötige Kosten. Das sei dann der Fall, wenn der Termin zum Beispiel für eine aufwendige Untersuchung vereinbart worden sei.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Morgen, 3. August 2023, 8 Uhr