Fragen & Antworten

Überfischung und Mikroplastik: Kann man noch bedenkenlos Fisch essen?

Schwarm Franzosendorsche in der Nordsee (Archivbild)

So steht es um die Fischbestände in Nord- und Ostsee

Bild: Imago | oceans-image

Wörter wie Überfischung oder Mikroplastik können einem den Appetit auf Fisch verderben. Zum Tag des Fisches schauen wir, wie es um die Bestände in der Nord- und Ostsee steht.

Nirgendwo in Deutschland wird so viel Fisch gegessen wie in Bremen: 6,6 Kilogramm Fisch haben Bremerinnen und Bremer im Schnitt im vergangenen Jahr gegessen. Nicht verwunderlich, denn wir leben hier nah an der Quelle.

Aber es gibt Probleme, die einem den Fischgenuss vermiesen können: Überfischung und Mikroplastik zum Beispiel. Wie geht es denn den Fischen in Nord- und Ostsee? Mirjam Benecke aus der Regionalredaktion buten un binnen hat die Antworten.

Wie steht es um die Fischbestände?

Ja, die gibt es. Besonders in der Nordsee haben sich in den vergangenen Jahren die meisten Fischbestände von der Überfischung erholt, sagt Gerd Kraus vom Thünen-Institut für Seefischerei in Bremerhaven. In gutem Zustand sind nach wie vor insbesondere Schellfisch und Scholle. Davon kann man in der Nordsee nach wie vor sehr viele fangen. Was weniger gern gegessen wird, zumindest in Deutschland, ist der Wittling. Das ist auch ein Fisch, der sich sehr gut erholt hat. Also insofern hat sich die Menge an Fisch, die insgesamt in der Nordsee nachhaltig gefangen werden kann, nicht verschlechtert.
Bei der Ostsee sieht es leider schlechter aus. Da sind wichtige Speisefische, wie der Ostseedorsch oder auch der Hering in schlechtem Zustand, warnt Kraus.

Woran liegt es, dass sich viele Speisefischbestände in Nord- und Ostsee in einem schlechten Zustand befinden?

Das hat nicht nur mit der Fischerei zu tun, sondern liegt auch am Klimawandel. Also beim Hering ist es zum Beispiel so, dass die Heringslarven schlüpfen, wenn sich das Wasser im Frühjahr erwärmt. Wenn das Meerwasser aber wärmer wird, durch den Klimawandel, schlüpfen die Larven eher. Und dann finden sie keine Nahrung. Vor unseren Küsten wird es einigen Fischarten einfach zu warm. Die ziehen dann lieber weiter in den Norden, wo das Wasser kälter ist. Das sehen wir in der Nordsee seit einigen Jahren zum Beispiel beim Kabeljau. Auf der anderen Seite gibt es auch Arten, die sich in der erwärmten Nordsee plötzlich wohl fühlen – wie beispielsweise die Pazifische Auster.

Heißt das, dass der Klimawandel jetzt das größte Problem darstellt und die Überfischung keine Rolle mehr spielt?

Nein, aber mit den EU-Fangquoten gibt es schon ein Instrument, dass recht gut gegen Überfischung hilft. Das zeigen die Zahlen der vergangenen Jahre. Die Fischereiministerinnen- und minister der EU-Länder verhandeln jedes Jahr neu darüber, wieviel Fisch ihre Fischer zum Beispiel in der Nordsee fangen dürfen. Dabei halten sie sich meistens an die wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES). Aber eben nur meistens. Dazu kommt, dass gefährdete Arten, wie zum Beispiel der Kabeljau, oft noch als Beifang im Netz landen. Meist wird der Kabeljau dann illegal zurück ins Meer geworfen, was die Fische nicht überleben. Das ist auch ein Grund, weshalb es für den Kabeljau in der Nordsee immer noch nicht gut aussieht, erklärt Kraus.

EIn Schleppnetz wird eingeholt
Bild: dpa | Christian Hager

Welche Fischarten aus Nord- und Ostsee kann ich noch bedenkenlos essen?

Kraus empfiehlt vor allem kleine Schwarmfische zu essen – also Heringe, Makrelen oder Sprotten. Einerseits enthalten die besonders viele ungesättigte Fettsäuren, sind also gesund, und andererseits kann man sie auch relativ umweltschonend fischen.
Denn Schwarmfische sind Fische, die man mit Hilfe von Schwimm-Schleppnetzen sehr sauber fangen kann, ohne den Meeresboden zu schädigen. Außerdem sind es gesunde Fische. Denn sie reproduzieren sich schnell, wenn doch mal Überfischung stattfindet. Die Empfehlung, Matjes zu essen, spricht Kraus uneingeschränkt aus.

Auf welche Fische sollte man lieber verzichten?

Verzichten sollte man auf Fische, die am und im Meeresboden leben, wie beispielsweise die Seezunge. Dafür wird beim Fangen der ganze Meeresboden durchgewühlt. Das ist nicht sehr umweltfreundlich. Und wenn es um die Gesundheit geht, rät Gerd Kraus von Wildlachs aus der Ostsee ab. Denn gerade bei älteren Tieren können sich Schadstoffe im Fettgewebe ablagern. 

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Autorin

  • Mirjam Benecke
    Mirjam Benecke Volontärin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 22. August 2023, 07:10 Uhr