Bremerhavener Magistrat weist Sexismus-Vorwürfe zurück
- SPD befürwortet Rücktritt von Umweltstadträtin Susanne Gatti.
- Magistrat reagiert auf Sexismus-Vorwürfe.
- Stadtkämmerer lobt Zusammenarbeit mit Stadträtin.
"Gut, dass sie zurücktritt" – so lautet die Reaktion der SPD auf die Ankündigung von Bremerhavens Umweltstadträtin Susanne Gatti, ihr Amt zum Ende des Monats aufzugeben. Als Grund hatte die parteilose Politikerin angegeben, dass die anderen Magistratsmitglieder von SPD, CDU und FDP sie bei einer Klimaschutz-Vorlage übergangen hätten.
Sie habe ein Konzept erarbeitet, wie Bremerhaven die Klimaschutzziele des Landes Bremen umsetzen kann. Doch die Vertreter von SPD, CDU und FDP hätten ohne Rücksprache mit ihr weitere Punkte hinzugefügt. Diese seien zum Teil fachlich wenig ausgereift, so die promovierte Meeresbiologin, die am Alfred-Wegener-Institut arbeitet, gegenüber buten un binnen. Die Nordsee-Zeitung titelte daraufhin "Umweltdezernentin wirft Stadt bei Klimaschutz 'Dünnpfiff' vor". Bei Twitter schoss die SPD nun zurück und warf Gatti vor, keine eigenen Ideen eingebracht zu haben.
Magistrat weist Sexismus-Vorwürfe zurück
Der Grünen-Politiker Michael Labetzke hatte dem Magistrat nach Gattis Rücktrittsankündigung sogar Sexismus vorgeworfen, das weist Bremerhavens Stadtkämmerer Torsten Neuhoff (CDU) zurück: "Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen. In den vergangenen dreieinhalb Jahren hat die Zusammenarbeit mit Frau Dr. Gatti aus meiner Sicht gut funktioniert." Er sagt aber auch, dass nicht alle ihre Vorschläge Anklang gefunden hätten. "Aber es war nicht so, dass wir Frau Dr. Gatti dreieinhalb Jahre nicht wahrgenommen haben."
Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) bedauerte Gattis Rücktritt, wollte sich aber ansonsten nicht weiter zu ihren Vorwürfen äußern, da er in der Sitzung, in der die Punkte verabschiedet worden waren, nicht anwesend gewesen sei.
Welche Punkte kritisiert Gatti konkret?
Gatti kritisiert fünf Maßnahmen, die insgesamt zehn Millionen Euro kosten sollen. Dabei geht es zum Beispiel um kostenlose Bustickets für Seniorinnen und Senioren, die ihren Führerschein abgeben, und um Blühwiesen für Insekten. Laut Gatti sind das alles wichtige Maßnahmen, allerdings würden die zu wenig Kohlenstoffdioxid einsparen und seien daher kein Klimaschutz. Blühwiesen etwa seien eine Naturschutzmaßnahme. Gatti hält die Maßnahmen für Wahlkampfgeschenke, die ihr als Wissenschaftlerin fachlich zu wenig ausgereift sind.
Es ist mir hochnotpeinlich, dass in meiner Vorlage Naturschutz-Items drin stehen, die mit Klimaschutz nichts zu tun haben.
Susanne Gatti
Wer Nachfolgerin oder Nachfolger wird, ist offen. Im Mai sind Bürgerschaftswahlen. Bis dahin könnte ein anderer Stadtrat oder eine Stadträtin Gattis Amt kommissarisch übernehmen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. Oktober 2022, 19:30 Uhr