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Uraltes Privileg in Bremen: Das soll sich beim Stockangelrecht ändern

Ein Mann wirft eine Angel aus.

Bremen will jahrhundertealtes Angelrecht an Weser und Lesum abschaffen

Bild: dpa

Bremen will das Angelrecht ändern. Bisher konnten Bremer in bestimmten Gewässern ohne Prüfung angeln. Dafür gibt es seit dem 16. Jahrhundert den Stockangelschein.

Was ist der Stockangelschein?
Welche Voraussetzungen gibt es für den Stockangelschein?
Wo darf mit dem Stockangelschein geangelt werden?
Welche Fische gibt es in Weser, Lesum und Geeste?
Wie viele Bremer haben Stockangelscheine?
Was soll sich im Fischereigesetz ändern? 
Was hält der Landesfischereiverband von dem Antrag?

Was ist der Stockangelschein?

Der sogenannte Stockangelschein erlaubt das Angeln mit höchstens zwei Stockangeln und ist im Bremischen Fischereigesetz geregelt. Dort wurde festgelegt, dass Bremer und Bremerinnen auch ohne Fischereiprüfung in bestimmten Gewässern angeln dürfen.

Hintergrund ist ein Erlass von Kaiser Karl V. aus dem 16. Jahrhundert, der es ermöglichte zum eigenen Bedarf zu angeln. Diese Ausnahmeregelung gilt auch noch im heute geltenden Fischereigesetz aus dem Jahr 2022. Bremen ist das einzige Bundesland mit dieser Sonderregelung. Allerdings gibt es auch in anderen Bundesländern Ausnahmeregelungen. Etwa den "Urlaubsangelschein" in Schleswig-Holstein.

Welche Voraussetzungen gibt es für den Stockangelschein?

Der Stockangelschein kann von Menschen ab 18 Jahren mit dem Hauptwohnsitz im Land Bremen beantragt werden und gilt unbefristet. Eine Erstausstellung kostet laut Finanzbehörde 32 Euro.

Wo darf mit dem Stockangelschein geangelt werden?

Der Schein berechtigt zum Angeln in der Weser innerhalb der bremischen Landesgrenze, in der Kleinen Weser, in der Lesum flussaufwärts bis zur Burger Straßenbrücke und in dem tideabhängigen Teil der Geeste. Explizit ausgeschlossen sind Naturschutz- und Fischschongebiete.

Welche Fische gibt es in Weser, Lesum und Geeste?

In den bremischen Fließgewässern leben mehr als 20 Fischarten, sagt Rolf Libertin vom Landesfischereiverband Bremen. "Die gängigsten sind Zander, Hecht, Karpfen, Brassen, Barsch und Aal", sagt Libertin.

Wie viele Bremer haben Stockangelscheine?

Das ist unklar. "Die Zahl ist nicht mehr sicher nachvollziehbar", teilte ein Sprecher der Obersten Fischereibehörde mit. Geschätzt hätten noch etwa 25.000 Bremer Bürgerinnen und Bürger Stockangelscheine.

Was soll sich im Fischereigesetz ändern?

Im Dringlichkeitsantrag der Regierungskoalition soll mehr auf Tier- und Artenschutz Rücksicht genommen werden und der Stockangelschein aus dem Gesetz gestrichen werden. Eine "solche Praxis ist nicht mehr zeitgemäß" heißt es. "Dass es bislang theoretisch erlaubt ist, Fische zu angeln und zu töten, ohne sich vorher jemals damit beschäftigt zu haben, ist nicht mehr zeitgemäß", erläutert der tierpolitische Sprecher der Grünen Philipp Bruck.

Nun werden grundlegende Kenntnisse über das Angeln gefordert. Dazu gehörten Themen wie: Wann darf man welche Fische angeln? Wie geht man mit den gefangenen Fischen um? Auch sollen die geangelten Fische kontrolliert werden dürfen. Der Kern des Stockangelrechts, ohne Vereinsmitgliedschaften für den Eigenbedarf angeln zu dürfen, soll aber bleiben, so Bruck. Es soll eine Übergangsregelung geben, um den bisherigen Stockanglern die Möglichkeit zu geben, die Prüfungen nachzuholen.

Was hält der Landesfischereiverband von dem Antrag?

Auch der Landesfischereiverband ist der Meinung, dass Angler einen Sachkundenachweis haben sollten. "Deshalb ist es richtig, das Stockangelrecht zu reformieren", sagt Rolf Libertin. "Wir sind aber technisch nicht in der Lage, diejenigen, die das Recht ausüben wollen, schlagartig zu prüfen oder Lehrgänge anzubieten." Deshalb habe man versucht, in Abstimmung mit der Fischereibehörde erst einmal eine Informationsveranstaltung zu machen und dann zu gucken, wie sich das Verhalten der Angler ändere. "Darauf wollten wir dann aufbauen", sagt Libertin.

Autorinnen und Autoren

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 12. März 2024, 15 Uhr