Wie der Bund Bremer Angebote für Langzeitarbeitslose kaputtspart

Warum Bremer Stadtteilfarmen bald zu wenig Mitarbeiter haben könnten

Bild: Radio Bremen

Deutschland muss sparen, und das hat auch für Bremen Folgen: Mehrere Sozialprojekte und Beschäftigungsmaßnahmen stehen ersatzlos vor dem Aus.

Für das Jobcenter in der Stadt Bremen bedeutet der Spardruck im Bundeshaushalt: circa 14 Prozent weniger Geld als im Vorjahr, um Langzeitarbeitslosen zu helfen. Das hat schwerwiegende Folgen. Seit Anfang April wird das Sozialkaufhaus "Allmende" in der Bremer Neustadt abgewickelt. Ende März war im Möbellager in der Richard-Dunkel-Straße Schluss mit den Arbeitsgelegenheiten für zehn Langzeitarbeitslose. Neun weitere Plätze im dazugehörigen Netzwerk an anderen Beschäftigungsorten der Diakonie (Innere Mission) entfallen ebenfalls ersatzlos.

Keine Köpfe, keine Hände

Für sieben Menschen (fünf Langzeitarbeitslose und zwei Anleiter) sind die Tage auf der Kinder- und Jugendfarm in Bremen-Huchting gezählt. Ende April beendet das Jobcenter die Bezüge für die Beschäftigungsmaßnahmen dort. "Die Farm gibt es seit über 30 Jahren", sagt Leiterin Sigrun Bösenmann, "und schon immer haben hier Langzeitarbeitslose mitgeholfen. Wir kennen es, dass mal eine Maßnahme ausläuft. Aber gleich sieben Köpfe und 14 helfende Hände auf einen Schlag, ohne Perspektive auf neue Leute, das ist hart."

Vorher: Therapie, Klapse, Alkohol, Drogen. Kurzfassung ist halt, dass mir hier diese Farm und die Tiere geholfen haben, trocken, clean, normal zu werden. Ich hab hier wieder zurück ins Leben gefunden.

Ben Hastedt, arbeitet auf der Huchtinger Stadtteilfarm

Dabei sind solche Angebote wie die Stadtteilfarm Huchting mit Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien oder Sozialkaufhäuser wie "Allmende" klassische Win-win-Situationen: zunächst ein Gewinn für die Menschen, die sie als Besucher oder Kunden nutzen können, sagt Ludwig Voet vom Verbund arbeitsmarktpolitischer Dienstleister in Bremen e. V. Und dann auch ein Gewinn für Menschen, die durch eine Helfertätigkeit dort wieder Struktur, Aufgabe und Sinn fürs Leben bekommen.

"Wenn durch solche Arbeitsgelegenheiten, kurz AGH, einer von zehn Menschen dann tatsächlich eine Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommt, ist das schon ein großer Erfolg", sagt Voet. "Es wird aber immer Menschen geben, die aufgrund des Päckchens, das sie tragen, nicht fähig sind, einer normalen, sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachzugehen."

Gespräche mit Sponsoren und der Stadt

Ob und wenn ja, wann solche Menschen dann durch Sponsoren oder kommunale Steuergelder eine dauerhafte Arbeitsgelegenheit bekommen können, ist noch offen. Es laufen Gespräche, sagt Voet. Welche Maßnahmen bereits eingestellt worden sind beziehingsweise in diesem Jahr noch gestrichen werden sollen, möchte er nicht mitteilen. Das sei Sache der einzelnen Beschäftigungsträger. 19 Anbieter solcher AGH-Maßnahmen sind auf der Homepage des Bremer Jobcenters zu finden, mit 45 Tätigkeitsbereichen in sechs Bremer Regionen.

Allein bei den früheren Ein-Euro-Jobs, die inzwischen Arbeitsgelegenheiten heißen, fallen dieses Jahr 95 von 950 aus Kostengründen weg, sagt eine Sprecherin des Bremer Jobcenters. Durch die Kürzungen des Jobcenters sind wichtige soziale Projekte bedroht, die teilweise erst kurzfristig davon erfahren haben, räumt sie ein. Allerdings gehe es aus Jobcenter-Perspektive um die individuelle Förderung von Menschen und nicht darum, die soziale Infrastruktur Bremens zu sichern, heißt es weiter.

Zurück ins Leben gefunden

Für Ben Hastedt, der aktuell noch auf der Huchtinger Stadtteilfarm arbeitet, beginnt bald ein Praktikum im Garten- und Landschaftsbau. Er wird allerdings nie vergessen, was er der Farm zu verdanken hat.

Autor

  • Mario Neumann
    Mario Neumann Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 4. April 2024, 12:40 Uhr