RS-Virus bei Kindern und Corona bringen Bremer Kliniken ans Limit

Das Klinikum Bremen Mitte in Außenansicht.

RSV bei Kindern und Corona: So sehr sind Bremer Krankenhäuser belastet

Bild: Radio Bremen

Immer mehr Menschen kommen mit Corona ins Krankenhaus, gleichzeitig greifen Atemwegserkrankungen bei Kindern um sich. So angespannt ist die Lage in Bremen.

Zu den Infektionswellen in der kalten Jahreszeit kommt der Fachkräftemangel, der auch im Gesundheitswesen um sich greift. "Auf Kante genäht", so beschreibt ein Sprecher vom Rotes-Kreuz-Krankenhaus die Personalsituation und die Besetzung der Stationen auf Anfrage von buten un binnen. Ein Befund, der quasi auf alle Krankenhäuser und Kliniken im Land Bremen und in Deutschland zutrifft.

Angespannte Lage: Kinderärzte schicken Brief an Gesundheitsressort

Die angespannte Situation der Kinderärzte in Praxen und Kliniken beschäftigt jetzt auch die Bremer Behörden. Ein entsprechender Brief des Verbandes der Kinderärzte sei eingegangen, sagte der Sprecher des Gesundheitsressorts, Lukas Fuhrmann, zu buten un binnen: "Wir werden nun kurzfristig Kinderärzte und Kinderkliniken an einen Tisch bringen um mögliche Lösungen für die angespannte Situation zu finden." Die aktuelle Not in den Kinderarzt-Praxen und Kliniken sei wohl auch hier auf fehlendes Fachpersonal zurückzuführen, so Fuhrmann.

Und auch die Bremer Krankenhausgesellschaft Geno (Gesundheit Nord) bestätigt das: Personalmangel in Kombination mit einer hohen Fallzahl durch mehrere Infektionswellen führe zu einer ernsten Situation. Es werde bereits Personal aus anderen Bereichen abgezogen – außerdem sollen Leihkräfte helfen, die aber auch nur begrenzt zur Verfügung stünden.

Derzeit können wir von den 140 Betten im Eltern-Kind-Zentrum nur 88 belegen, weil uns Pflegekräfte fehlen. Das bedeutet, dass wir immer wieder Kinder an andere Kliniken verlegen müssen, weil wir an unsere Kapazitätsgrenzen kommen.

Karen Matiszick, Sprecherin der Geno

Die Krankenhäuser der Geno behandeln zurzeit 16 Kinder zwischen 0 und 4 Jahren mit Atemwegserkrankung RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) auf ihren Stationen. Ein Kind werde zusätzlich auf der Intensivstation betreut. Die Tendenz der Fälle ist laut der Geno-Sprecherin steigend: Die RSV-Welle rolle, habe aber voraussichtlich noch nicht ihren Höhepunkt erreicht.

In Bremerhavens Kinderklinik am Klinikum Reinkenheide ist die Situation nach wie vor ebenfalls angespannt. Der Krankheitsverlauf dauere rund zwei Wochen, daher seien die Betten lange belegt und die Bettenzahl so häufig ausgeschöpft, sagt der Chefarzt der Klinik Axel Renneberg.

Nicht nur im Land Bremen kommt es aktuell zu vielen Erkrankungen: Die Geno weist darauf hin, Dass auch im Rest Deutschlands die Lage angespannt sei. Demnach haben in niedersächsischen Kitas zum Beispiel vergangene Woche knapp ein Viertel der Kinder gefehlt – allerdings nicht alle aufgrund von Atemwegserkrankungen.

Corona-Krankenhausbelegung in 10 Tagen verdoppelt

Auch Corona wird laut einem Sprecher des Gesundheitsressorts wieder verstärkt zum Thema. Besonders in der Stadt Bremen würden die Krankenhauszahlen wieder anziehen. Am 21. November waren noch 90 Betten in Bremer Krankenhäusern mit Corona-Patientinnen und Patienten belegt. Zehn Tage später – am 30. November – hat sich die Zahl verdoppelt: 189 Patientinnen und Patienten liegen nun mit Corona in Bremer Krankenhäusern. Auch die Inzidenz steigt in Bremen an – allerdings schwächer, als die Bettenbelegung mit Corona-Infizierten.

Der Trend trifft alle Bremer Krankenhäuser zu, die sich auf Anfrage von buten un binnen zurückgemeldet haben: Der Klinikverbund Geno versorgt 142 Patienten mit einer Corona-Infektion, zehn davon auf der Intensivstation. In der Vorwoche waren es 78 Patienten – damals drei auf Intensivstationen. Auch am St.-Joseph-Stift hat die Zahl der Corona-Patienten zuletzt laut einem Sprecher wieder zugenommen. Aktuell werden hier 28 Corona-Infizierte versorgt.

Hinzu kommt ein erhöhter Krankenstand beim Krankenhauspersonal. Die Zahl der an Corona erkrankten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Geno sei noch vergleichsweise stabil. Aktuell sind es rund 100 Personen. Dazu kämen laut Geno aber viele, die wegen anderer Erkrankungen, zum Beispiel Grippe, nicht im Dienst sind.

Corona-Situation in Bremerhavens Krankenhäusern noch stabil

Anders als in Bremen lässt sich in Bremerhaven noch kein starker Anstieg der Anzahl von Corona-Patienten in den Krankenhausbetten beobachten. Laut Gesundheitsamt Bremerhaven werden hier 37 Patienten mit Corona Stationär versorgt – in der Vorwoche waren es 46. Doch auch das Klinikum Bremerhaven bekommt den Krankenstand zu spüren: 11 Prozent der 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fallen hier im Moment aus. "Auch wir spüren hier die Auswirkungen der aktuellen Grippe- und Erkältungswelle", sagt ein Sprecher. Aktuell sei die Versorgung jedoch in keiner der Kliniken in Bremerhaven grundlegend eingeschränkt.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Vier News, 1. Dezember 2022, 15 Uhr