Droht diesen 10 Schiffen in Bremerhaven Gleiches wie der Seute Deern?

Ein Schild an einem Gitter vor dem Segelschiff "Elbe" weißt auf Reparaturarbeiten hin
Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

600.000 Euro stecken Bremen und Bremerhaven dieses und nächstes Jahr in den Museumshafen. Zu wenig, sagt das Museum. Mehr als doppelt so viel sei nötig – für diese Schiffe.

Zehn denkmalgeschützte Schiffe, dazu Kräne und Leuchtfeuer stehen im Museumshafen Bremerhaven. Dort ist vieles seit Jahren in schlechtem baulichen Zustand. Darum hatten das Land Bremen und die Stadt Bremerhaven Anfang des Jahres zusammen je 600.000 Euro für 2022 und 2023 zu Sanierungszwecken der Pötte zugesagt. Inzwischen ist das Geld vollständig bewilligt.

Doch es wird nicht reichen. Das sagt zumindest die Kaufmännische Geschäftsführerin des Schifffahrtsmuseums, Katharina Horn. Nach ihrer Rechnung werden bis zum Jahr 2026 jährlich 1,5 bis zwei Millionen Euro für den Museumshafen benötigt. Bleibe es bei 600.000 Euro jährlich, werde sich die Instandsetzung der historischen Schiffe verzögern. Das betreffe insbesondere drei größere Schiffe: die "Elbe 3", die "Seefalke" und die "Rau IX". Doch auch die übrigen Schiffe im Museumshafen bedürften regelmäßiger Wartung, Pflege und einiger Sanierungsarbeiten. Um diese zehn Schmuckstücke geht es:

1 Bürgermeister Abendroth / Elbe 3

Segelschiff "Elbe 3" in Bremerhaven
Selbst 1,1 Millionen Euro könnten zu wenig sein, um die "Elbe 3" wieder auf Vordermann zu bringen. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Dieses Schiff wurde 1909 bei der Eiderwerft in Tönning erbaut. Sein Inneres umfasst 450 Bruttoregistertonnen (BRT), das entspricht 1.273,5 Kubikmetern (1 BRT = 2,83 Kubikmeter). Der preußische Staat hatte das Feuerschiff vor der Mündung der Eider an der Westküste Schleswig-Holsteins in Dienst gestellt. Ab 1919 kam es auf wechselnden Positionen in der Elbmündung zum Einsatz, zuletzt 1945 bis 1966 auf "Elbe 3".

Es wurde 1967 Museumsschiff in Bremerhaven. Derzeit aber ist das Betreten dieses Schiffs verboten. Es bedarf dringend der Sanierung. Tatsächlich hat die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien dem Schifffahrtsmuseum bereits 1,1 Millionen Euro hierfür zur Verfügung gestellt. Lars Kröger, der Projektleiter Museumshafen im Schifffahrtsmuseum, glaubt allerdings nicht, dass dieses Geld reichen wird, um die "Elbe 3" wieder als Museusmschiff nutzen zu können. Denn die Preise seien erheblich gestiegen. Aktuell läuft die Ausschreibung dazu, wer das Schiff sanieren wird.

2 Seefalke

Blick in den Maschinenraum vom Schiff "Seefalke"
Der Maschinenraum der "Seefalke". Im Innern dieses Schiffs gibt es Probleme mit Feuchtigkeit und Schimmel. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Der Bergungsschlepper "Seefalke" wurde 1924 bei Joh. C. Tecklenborg in Geestemünde gebaut. Er hat 3.000 PS. Die "Seefalke" ist mit einem Dieselantrieb ausgerüstete . Die Schlepp- und Bergungsfirma W. Schuchmann mit Firmensitzen und Niederlassungen in Geestemünde, Cuxhaven und Hamburg hatte den Hochseeschlepper in Auftrag gegeben. Die "Seefalke" wurde von verschiedenen Stationen aus, zur Verschleppung von Großobjekten eingesetzt sowie zur Hilfeleistung von havarierten Schiffen, also von Schiffen, die während der Fahrt einen Schaden erlitten hatten. 1970 wurde die Seefalke als historisches der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Zwar war die "Seefalke" erst kürzlich zur Wartung in der Werft. Im Inneren des Schiffs gebe es allerdings viel zu tun. Dort gebe es Probleme mit Festigkeit und mit Schimmel. Auch müsse das Deck erneuert werden, teilt das Schifffahrtsmuseum mit.

Kleiner Hinweis außer der Reihe: Zwar ist "der Falke" in der deutschen Sprache männlich. Trotzdem heißt es "die Seefalke", weil Schiffsnamen in unserer Sprache grundsätzlich weiblich besetzt sind.

3 Rau IX

Kapputes Holzdeck
Das Holzdeck der "Rau IX" ist kaputt. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Das Walfangboot "Rau IX" wurde 1939 bei Seebeck in Wesermünde erbaut. Sein Raumvolumen beträgt 380 BRT, also 1.075,4 Kubikmeter. Rau IX ist Teil einer Flotte aus zehn kleinen Wahlfangfischen (Rau I bis X), die die Margarinefirma Walter Rau aus Neuß um das Walfangmutterschiff "Walter Rau" bauen ließ. Zum Hintergrund: In den dreißiger Jahren war es kurzzeitig zu einer Renaissance deutschen Walfangs gekommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Rau IX nach Norwegen, später nach Island und dann zu eine Reederei auf den Färöerinseln. 1969 kehrte das Schiff nach Bremerhaven zurück. Seitdem liegt es "als schwimmender Zeitzeuge eines abgeschlossenen Kapitels deutscher Schifffahrts- und Ernährungsgeschichte im Alten Hafen", beschreibt das Deutsche Schifffahrtsmuseum den Status des Walfangboots.

Zwar war die Rau IX das erste Schiff, das die "Taskforce Maritim" renoviert hat, eine Gruppe von 14 Langzeitarbeitslosen, finanziert von Land und Stadt. Doch der Investitionsbedarf bleibe hoch, sagt Lars Kröger, der Projektleiter Museumshafen im Schifffahrtsmuseum: "Was wir bisher noch nicht machen konnten, weil es auch wirklich mit einem hohen Kostenfaktor und Aufwand verbunden ist, ist das Holzdeck. Da müssen nach und nach auch Holzteile ausgetauscht werden" Zudem müsse die "Rau IX" demnächst zur Wartung des Rumpfs in die Werft. Auch das könne teuer werden, sagt Kröger.

4 Grönland

Altes, voll besetztes Segelschiff auf Fahrt
Das Polarschiff "Grönland" – hier auf See – wird gerade in einer dänischen Werft restauriert. Bild: DSM | Kai Martin Ulrich

Das Polarforschungsschiff "Grönland" wurde 1867 in Matre bei Bergen in Norwegen erbaut. Es ist 25,80 Meter lang. 1868 erwarb der deutschen Kapitän Carl Koldewey das Schiff für eine Polarexpedition nach Grönland und Spitzbergen, die noch im gleichen Jahr stattfand. 1871 wurde die "Grönland" wieder nach Norwegen veräußert. Nach vielen Eignerwechseln wurde sie 1973 zurück gekauft. Seither fungiert sie als als fahrfähiges Museumsschiff und "schwimmender Botschafter" des Deutschen Schifffahrtsmuseums.

Zur Zeit befindet sich dieser Botschafter zur Sanierung in einer Holzwerft im dänischen Hvide Sande, teilt Thomas Joppig für den Förderverein Deutsches Schifffahrtsmuseum mit. Der Verein stellt 926.000 Euro für die Sanierung der Sanierung des Schiffs zur Verfügung. Weitere 200.000 stelle das Museum aus eigenen Mitteln bereit.

Zur Erklärung der hohen Kosten teilt Joppig mit: "Alle Schiffe, die im Wasser liegen und der Witterung ausgesetzt sind, müssen regelmäßig überholt werden. Auf den denkmalgeschützten Holzsegler, der noch mit mehr als 150 Jahren regelmäßig in See sticht, trifft das in besonderem Maße zu: Zahlreiche alte Außenhautplanken und Spanten des Schiffsrahmens müssen entfernt und durch neue, aus abgelagertem Eichenholz gefertigte Bauteile ersetzt werden." Auch der Innenausbau des Seglers – Schotten, Kojen, Messe und einiges mehr – werde teilweise erneuert.

5 Emma

Haffkahn "Emma" wurde 1928/29 in Pönitz bei Stettin erbaut. Ein Haffkahn ist ein hölzernes Frachtschiff, dass für die Binnenschifffahrt ausgelegt ist. „Emma“ ist , 41,5 Meter lang. Dieser Schiffstyp war früher an der Ostseeküste sowie auf den Flüssen und Kanälen Ostdeutschlands verbreitet. Auf Binnengewässern wurden derartige Kähne geschleppt, in Küstennähe konnte man mit ihnen segeln. "Emma" war noch bis 1992 als Binnenschiff im Einsatz. Sie gelangte 1994 in die Sammlung von Originalfahrzeugen des Deutschen Schifffahrtsmuseums.

6 Helmut

Motorschlepper "Helmut" wurde 1923 bei Cäsar Wollheim in Breslau gebaut. Er hat 345 PS. Zunächst setzte der Elektrokonzern AEG den kleinen Motorschlepper auf Berliner Gewässern ein. 1928 erwarb ein Schiffer im ostpreußischen Tilsit das Schiff und gab ihm den Namen "Helmut". 1945 gelangte das Schiff in den Westen. Eine geflüchtete Familie fuhr mit der "Helmut" jahrzehntelang im Hamburger Hafen sowie auf westdeutschen Wasserstraßen. 1986 wurde der Schlepper dem Deutschen Schifffahrtsmuseum übergeben. "Helmut" ist weiterhin fahrfähig.

7 Stier

Aufgebocktes Schiff "Stier" in Bremerhaven
Steht aufgebockt im Museumshafen: die "Stier". Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Der Hafenschlepper "Stier" wurde 1954 bei der Jadewerft in Wilhelmshaven gebaut und hat 700 PS. Statt mit einer herkömmlichen Schiffsschraube wird dieser Motorschlepper von zwei Propellern angetrieben, die an der Unterseite des Vorderschiffs liegen. Laut Schifffahrtsmuseum verdankt die "Stier" dieser Bauweise "eine exzellente, für den Bugsierdienst in den engen Hafengewässern unbedingt nötige Manövrierbarkeit". 1977 wurde der Schlepper an das Deutsche Schifffahrtsmuseum übergeben.

8 WSS 10

Das Tragflächenboot "WSS 10" wurde 1953 bei H.C. Stülcken Sohn in Hamburg erbaut. Es erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 25 Knoten (kn). Das sind über 46 Kilometer pro Stunde. Es handelt sich bei diesem Boot um ein Versuchsfahrzeug. Es absolvierte von 1953 bis 1962 eine Reihe von Testfahrten. Seit 1976 zählt es zu den Außenexponaten des Deutschen Schiffahrtsmuseums.

9 Diva

Die Hochseerennyacht "Diva" wurde 1985 in Ulm aus Kunststoff gefertigt. Sie ist 13,27 Meter lang. 1985 gewann das Boot den berühmten Admiral´s Cup. Die "Diva" wurde im April 1992 dem Schifffahrtsmuseum gestiftet.

10 Paul Kossel

Die "Paul Kossel" ausgestellt in Bremerhaven. Ein Mann liest die dazugehörige Infotafel.
Wurde 1920 in Bremen gebaut: das Betonrumpfschiff "Paul Kossel". Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Das Betonrumpfschiff "Paul Kossel" wurde 1920 in Bremen gebaut. Es ist 14,30 Meter lang. Es steht seit 1976 auf dem Freigelände des Schifffahrtsmuseums und wurde 1988 nach alten Vorlagen restauriert.

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Bild: dpa | Mohssen Assanimoghaddam

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, Mittwoch, 14. September 2022, 23 Uhr