Interview

60 Jahre Gewerkschaft der Polizei Bremen: Neue und alte Probleme

Polizist kontrolliert zwei Personen

60 Jahre Polizeigewerkschaft Bremen: Neue und alte Probleme

Bild: Radio Bremen

In sechs Jahrzehnten hat sich viel verändert bei der Polizei. Der Landesvorsitzende der GdP in Bremen, Nils Winter, über den Schutzmann von früher und den Respekt von heute.

Es wurde gefeiert: Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Bremen ist 60 Jahre alt geworden. Die GdP ist Anlaufstelle für alle Belange der Beschäftigten – von Fragen in der Dienststelle bis hin zur Unterstützung bei Großeinsätzen vor Ort. Wie sich die Arbeit gewandelt hat über die Jahrzehnte, hat Nils Winter, Landesvorsitzender der GdP im Land Bremen, Bremen Eins erzählt.

Herr Winter, das war ja eine späte Geburt vor 60 Jahren, eine Gewerkschaft gab es in allen Bundesländern, nur nicht in Bremen - warum nicht?

Damals waren wir Polizisten in der Gewerkschaft ÖTV, (Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, ging 2001 in Verdi auf, d. Red.). Dort haben sich viele nicht mehr abgeholt gefühlt. Daraufhin haben sich die Polizisten damals gefunden und die Landesgruppe Bremen gegründet, die Kreisgruppe Bremerhaven gab es schon vorher, die ist etwas älter.

Schauen wir aufs Hier uns Jetzt: Wo benötigen die Kollegen und Kolleginnen bei der Polizei ihre Unterstützung heute besonders – im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten?

Nachwuchs. Der Fachkräftemangel ist überall, auch bei der Polizei. Der Senat hat ja vor drei Jahren begonnen, zwei Einstellungstermine im Jahr anzubieten, 225 Menschen wollen wir im Jahr einstellen. Aber das ist schwierig. Es dauert, bis die da sind. Uns fehlen so viele Polizisten, auch in Bremen, um alle Aufgaben so zu erfüllen, wie wir uns das wünschen.

Sie haben uns die Festschrift mitgebracht zum 60. Geburtstag der GdP hier in Bremen. Und in einem Grußwort von Andreas Bovenschulte (SPD), dem Bürgermeister, heißt es: Der Bremer Senat steht ohne wenn und aber hinter seinen Polizistinnen und Polizisten, wir brauchen jede und jeden. Haben Sie immer das Gefühl, dass die Politik hinter der Polizei steht?

In den letzten Jahren auf jeden Fall. Auf uns wurden Anschläge verübt, und da kam Solidarität aus dem Senat – ob es an unserer Geschäftsstelle war oder auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei. Auch bei den Einstellungen: So viele Menschen wurden in Bremen noch nie eingestellt bei der Polizei, auch nicht vor 60 Jahren, das ist enorm. Aber die Jahre davor hatten wir eingespart, und das ist das große Dilemma. Man hätte nachhaltig einstellen müssen, das hat man nicht getan. Und darauf plädieren wir jetzt, dass nachhaltig eingestellt wird, dass wir so ein Tal nie wieder durchschreiten müssen.

Und wie steht es um den Ruf der Polizei ? Es hieß ja immer "Die Polizei – dein Freund und Helfer"? Ist das auch heute noch so?

Gut, die neuesten Statistiken sagen, dass immer noch 80 Prozent hinter der Polizei stehen und vollstes Vertrauen haben. Das war schon mal mehr, aber ich finde 80 Prozent ist eine enorme Zahl. Von daher steht es beim Bürger gut mit der Polizei.

Aber Sie kämpfen auch mit Problemen. Früher hatte man den Eindruck, wenn jemand in Uniform auftaucht, nimmt man innerlich sofort eine Habacht-Stellung ein. Mittlerweile gibt es Leute, die haben gar keinen Respekt mehr, die schubsen Sie, die spucken Sie an, da hat sich doch einiges gewandelt.

Ja, ich selber habe vor 30 Jahren bei der Polizei angefangen, ich bin noch Fußstreife gegangen, wir hatten 18 Polizeireviere, da hat man sich noch gefreut, den Schutzmann, der ums Eck kommt, zu sehen. Das ist aufgrund der Personalsituation nicht mehr so möglich, aber auch der Respekt hat nachgelassen, gewaltig.

Wenn ich mich mit den Kollegen unterhalte, die auf der Straße arbeiten, sagen sie, sie werden angespuckt, wie Sie es schon erwähnt haben. Wir haben aber auch als GdP gesagt, wir brauchen eine Spuckschutzhaube, die haben wir eingeführt, das war eine Initiative der GdP in Bremen. Aber die Gewalt allgemein hat zugenommen, und dass ist ein gesellschaftliches Problem, daran müssen wir arbeiten.

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Autorinnen und Autoren

  • Britta Uphoff
    Britta Uphoff
  • Andreas Schnur
    Andreas Schnur

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 30. Mai, 7:40 Uhr