Osterfeuer in Bremen und Bremerhaven – unverzichtbar oder unzeitgemäß?

Mehrere Menschen stehen vor einem großen Feuer.
Bild: dpa | Peter Steffen

Nach der Corona-Pause brennen in der Region wieder Osterfeuer. Für viele sind sie liebgewonnene Tradition, für Umwelt, Tier und Mensch ein Risiko.

Vielerorts gab es pandemiebedingt die letzten drei Jahre kein Osterfeuer. Zwar hätten sie zuletzt wieder stattfinden dürfen, Veranstalter blieben oft aber zurückhaltend. Nun sollen die Haufen auf Feldern und Sportplätzen wieder angezündet werden. Aber sind Osterfeuer in Sachen Umwelt- und Tierschutz überhaupt noch zeitgemäß?

"Dieses Jahr gibt es wieder ein Osterfeuer", sagt sich Jörg Spelzhausen, Ortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr in Bexhövede bei Bremerhaven. "Wegen der Pandemie waren die Auflagen zu hoch – zwei Jahre durften wir nicht, letztes Jahr haben wir uns dagegen entschieden, weil uns das noch zu heikel war." Für Spelzhausen ist das Osterfeuer jedoch wichtig für die Gemeinschaft im Dorf.

Das ist alles anders geworden – Schützenfeste sind nicht mehr so besucht, es gibt keine richtigen Dorfsportfeste mehr, wo man sich getroffen hat. Da kommen Leute, die man fast das ganze Jahr nicht sieht. Schnacken am Feuer, das ist schon wichtig.

Ein Mann in Feuerwehruniform steht vor einem Baum.
Jörg Spelzhausen, Ortsbrandmeister Freiwillige Feuerwehr Bexhövede

Osterfeuer – so viel Abgase wie 250 Autobusse

Osterfeuer haben vielerorts Tradition – und viele Fans. Doch es gibt auch massive Kritik an dem Brauch. Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) produziert ein größeres Feuer mit Gartenabfällen innerhalb von sechs Stunden etwa so viel Rauch und Rußpartikel – darunter Feinstaub – wie 250 ältere Autobusse an einem Tag. Problematisch für die Umwelt, aber auch gesundheitsschädlich, wenn Feinstaub die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System angreift.

Der Naturschutzbund Nabu apelliert, keine Abfälle, wie alte Schränke oder Sessel, auf dem Holzhaufen zu entsorgen – dieser sei kein Sperrmüll. Und für Tiere könnten die Feuer zum "Scheiterhaufen" werden. Auch bei kleineren Feuern hat Bernd Quellmalz vom BUND in Bremerhaven Bedenken.

Wir bitten die Bevölkerung immer wieder, die Strauchschicht erst kurz vor dem Anzünden aufzuschichten. Sonst ist es dringend notwendig, nochmal umzuschichten, weil sich Vögel, Amphibien, Igel und andere Tiere darin verstecken können, die dann Opfer des Feuers werden.

Bernd Quellmalz vom BUND Weser-Elbe
Bernd Quellmalz, BUND Bremerhaven

Erstes Umdenken bei Osterfeuern

In Bexhövede hat man sich das zu Herzen genommen. Seit einigen Jahren wird streng darauf geachtet, dass nur unbehandeltes Holz im Osterfeuer landet. Das Aufschichten passiert erst Ostersamstag, nicht mehr eine Woche vorher, sagt Ortsbrandmeister Schmelzhausen. Und das Feuer wird noch am selben Tag abgebrannt. So hätten Tiere keine Zeit, sich einzunisten. Auch wegen der Feinstaubbelastung gibt es Maßnahmen.

Wenn zu viel Busch kommt, wird das geschreddert, damit nicht so viel Rauch in die Umgebung geht. Das ist auch von der Gemeinde Loxstedt so gewollt. Die Entscheidung liegt bei uns, wie groß wir es denn haben wollen, aber einen Teil werden wir schreddern.

Ein Mann in Feuerwehruniform steht vor einem Baum.
Jörg Spelzhausen, Ortsbrandmeister Freiwillige Feuerwehr Bexhövede

Osterfeuer – zwischen Verständnis und Trennungsschmerz

Doch ganz auf das Osterfeuer zu verzichten, geht für viele zu weit. "Wir finden es schön für die Kinder, Bratwurst und Pommes, mit allen aus dem Dorf, die man lange nicht gesehen hat", sagt eine Passantin. Ein anderer meint: "Im Ernst, da hört der Spaß langsam auf, dann sollen sie es lassen und fertig. Sonst gibt es großes Geheule, wohin mit dem Restholz – sollen sie es verbrennen, da ist noch keiner dran gestorben."

Eine weitere Passantin zeigt zwar Verständnis, mag sich aber doch nicht von der Tradition verabschieden: "Ganz ehrlich: Ich freue mich aufs Osterfeuer. Wir machen viel für den Naturschutz, aber es ist auch ein Brauch von früher, den ich eigentlich nicht missen möchte – mein Enkel freut sich da riesig drüber."

Die Sehnsucht nach dem alten Brauch kann Naturschützer Quellmalz verstehen. Sein Anliegen für die Osterfeuer: "Es ist auf jeden Fall sinnvoller, zu größeren Osterfeuern zu gehen, als dass jeder Ort ein kleines macht oder in Gärten eigene Feuer angezündet werden."

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 5. April 2023, 7:40 Uhr