Fragen & Antworten

Welche Firmen Mitarbeitern 1.000 Euro Prämie für neue Kollegen zahlen

Eine Frau überreicht im Büro einer Bewerberin einen Arbeitsvertrag.
Bild: dpa | Christin Klose

Neue Kollegen werben und dafür Geld bekommen – das bieten heute etliche Firmen in Bremen und Bremerhaven an, weil ihnen Personal fehlt. Wer lobt Prämien aus und was bringt das?

Dienstwagen, Mitgliedschaft im Fitness-Club, kostenloses Obst – Unternehmen lassen sich inzwischen viel einfallen, um Mitarbeitende zu finden oder zu halten. Denn: Fachkräfte sind knapp, besonders in bestimmten Branchen.

Doch mittlerweile gehen Firmen sogar noch weiter: Sie zahlen ihren Mitarbeitenden saftige Prämien, wenn die im Freundes- und Bekanntenkreis Werbung für ihren Arbeitgeber machen und neue Kolleginnen oder Kollegen gewinnen. Sozusagen Anwerbung als Gemeinschaftsaufgabe – so läuft das Prinzip.

Das sind ordentliche Summen – gibt es einen Haken?

Die Prämie wird brutto ausgezahlt. Außerdem sichern sich einige Unternehmen vor eventuellem Missbrauch ab. Sie zahlen die Prämie nur, wenn die empfohlene oder angeworbene Person die Probezeit erfolgreich geschafft hat und fest eingestellt wurde – oder bei Einstellung die Hälfte und nach überstandener Probezeit die andere Hälfte der Prämie.

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Wer in der Region zahlt solche Prämien und wie hoch sind die?

Unternehmen, die zu diesem Mittel greifen, kommen aus den unterschiedlichsten Branchen: Pflegedienste beispielsweise oder Krankenhäuser. Auch Thyssen-Krupp in Bremen-Nord oder Atlas Elektronik in Bremen sind dabei. Ebenso der Fischgroßhändler Transgourmet Seafood und die Weser-Elbe-Sparkasse in Bremerhaven, um nur einige weitere Beispiele zu nennen.

Konkret zahlen etwa Transgourmet Seafood und die Weser-Elbe-Sparkasse Prämien von 1.000 Euro. Bei Thyssen-Krupp bekommen Mitarbeitende sogar 2.500 Euro, wenn sie neue Fachkräfte anwerben oder vermitteln – und 750 Euro für die Vermittlung eines Azubis.

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Wie erfolgreich ist diese Prämien-Taktik?

Bei Thyssen-Krupp läuft das Programm erst seit Kurzem, aber es zeigt schon Erfolge. Das berichtet der Leiter der Personalabteilung, Horst Merten.

Fast an jeder Tür klebt hier ein Plakat. Jetzt stehen wir kurz davor, den ersten Mitarbeitenden über dieses Programm anzustellen. Das werden wir auch feiern, damit man sieht: Okay, es lohnt sich. Und wir haben schon eine Reihe von Anfragen und Rückfragen.

Horst Merten, Thyssen-Krupp Personaler

Laut dem Personaler sind zurzeit 50 Stellen offen. Dadurch könne das Unternehmen weniger Aufträge annehmen. Zusätzlicher Trumpf bei einem Tipp aus dem Bekanntenkreis: Die Empfehlung sei glaubwürdiger. Man empfiehlt einen Job ja nur, wenn man selbst zufrieden ist.

Ein weiterer Vorteil sei, dass die neuen Leute eher aus der Region kommen. Häufig würden sich nämlich junge Menschen aus ganz Deutschland oder aus dem Ausland bei Thyssen-Krupp bewerben. Und die gehen oft nach einiger Zeit zurück in ihre Heimat, bleiben also nicht langfristig.

Taugen solche "Mitarbeiter werben Mitarbeiter"-Programme zum Trend?

Ja. Statistiken gibt es laut der Arbeitsagentur zwar nicht. Aber es gilt als ein Baustein von vielen im immer wichtiger werdenden "Employer Branding" – also dem Versuch, das eigene Unternehmen zur Marke zu machen und es als guten Arbeitgeber herausstechen zu lassen.

Rückblick: Wie steht es um den Arbeitsmarkt in Bremen?

Bild: Radio Bremen

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Autorin

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 9. März 2023, 11:10 Uhr