Darum darf der Leuchtturm dieses Mannes keine Regenbogenfarben tragen

Ein Mann steht vor einem Gerüst mit einem liegenden Leuchtturm.
Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Einen Leuchtturm von Ebay zur Ferienwohnung umbauen – so der Plan eines Cuxhaveners. Dann stößt die Idee eines Regenbogen-Anstrichs auf Gegenwind. Es gibt amtlichen Streit.

Wie muss ein anständiger Leuchtturm aussehen? Landläufig gilt wohl: Füße im oder am Wasser, rot-weiß geringelt. Ganz so einfach ist das aber nicht. Davon kann ein Mann aus Nordholz im Landkreis Cuxhaven eine Geschichte erzählen. Er will einen alten Leuchtturm wieder aufstellen und als Ferienwohnung ausbauen. So weit ist eigentlich auch alles geregelt – bis auf den Anstrich.

Zurzeit umweht den Leuchtturm von Andreas Wunderlich noch keine sanfte Meeresbrise. Stattdessen riecht es nach Metall, Rost und Öl. Denn der Turm steht bisher nicht an seinem vorgesehenen Platz am Hafen von Spieka-Neufeld. Er liegt noch im hinteren Teil von Wunderlichs Werkstatt. Zehn Meter lang, offenes, altes Laternenhaus. Erste Stahlbauarbeiten sind zu sehen. Eine Wendeltreppe liegt bereit. "Ich habe ihn hier hinten erst mal hingestellt, bisschen aufs Abstellgleis", sagt der Cuxhavener. "Weil im Moment das ganze Genehmigungsverfahren hakt."

Streifen oder nicht? Unternehmer fühlt sich angeschmiert

Ein Leuchtturm liegt auf einem Lkw-Anhänger.
So kam der Leuchtturm nach dem Ebay-Kauf von Wilhelmshaven nach Nordholz. Bild: Andreas Wunderlich

Wunderlich hat den Leuchtturm vor vier Jahren auf Ebay gekauft. Ein Freund hatte ihn auf die Anzeige hingewiesen – aus Spaß. Der Unternehmer im Bereich Tourismus griff zu und holte den Turm zu sich nach Nordholz. Im Sommer 2020 reichte er den Bauantrag ein. Vorher, erzählt er, habe er den zuständigen Behörden – unter anderem dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee – sein Projekt beschrieben und Grünes Licht erhalten.

Doch "im September 2021 kriegten wir Post", sagt Wunderlich. Die sei weitergeleitet worden vom Landkreis, Wasserstraßen-Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee. Es gab einen anderen Sachbearbeiter. "Der hat nun entschieden: Der Turm kann nicht rot-weiß sein, der muss grau sein. Ansonsten ist das Ganze eine Gefahr für die Schifffahrt", so Wunderlich. Der Leuchtturmbesitzer war sauer, schließlich habe man ihm zuvor schriftlich gegeben, dass die rot-weißen Streifen in Ordnung gingen.

WM-Debatte unterstützt Regenbogen-Idee

Ein Mann steht an einem Tisch und blättert in einem Ordner.
Bauzeichnungen, Pläne und allerlei Schrfitverkehr pflastern den Weg zu Wunderlichs Leuchtturm-Vorhaben. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Er wandte sich an die Generaldirektion der Behörde in Kiel. Die habe das Grau relativiert und – zum Beispiel – einen regenbogenfarbenen Anstrich vorgeschlagen. Zuerst habe er sich verschaukelt gefühlt. "Und dann kam die Weltmeisterschaft 2022, wo es viel um Diversität ging, Regenbögen, Armbinden, die verboten wurden", erinnert sich der Leuchtturm-Besitzer. Nun sollte der Turm zur Seeseite ein Regenbogendesign bekommen und nur zur Landseite rot-weiße Streifen.

Dann kriegten wir wiederum Antwort von dem Sachbearbeiter. Grundlegend ja – aber: Der Leuchtturm – oder der Regenbogen – darf kein Rot, kein Gelb, kein Grün, kein Blau enthalten. Auch keine Streifen, sowohl waagerechte als auch vertikale, und auch gleichartige Muster.

Ein Mann steht vor einer großen Metallröhre.
Andreas Wunderlich, Leuchtturm-Besitzer

Auf dem Rechtsweg zum Regenbogen?

Dem Unternehmer fällt es schwer, sich einen Regenbogen vorzustellen, der diese Vorgaben erfüllt. Er klapperte allerlei andere ausgediente Leuchttürme unterschiedlichster Farbkombination in der Region ab – nirgends fand er vergleichbare Probleme. Auch schwarze Streifen – wie beim ebenfalls stillgelegten Leuchtturm Kleiner Preuße ein paar Kilometer weiter in Wremen – fallen mit den aktuellen amtlichen Vorgabe als Möglichkeit flach. Also doch grau? Für Wunderlich keine Option. "Man könnte auch einen DDR-Grenzturm nehmen, der hätte ungefähr denselben Charme", sagt der bisher verhinderte Ferienwohnungvermieter.

Ein Mann steht vor einer großen Metallröhre.
Das Äußere ist noch zu klären, im Innern des Leuchtturms wird schon gewerkelt. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Inzwischen gab es laut Wunderlich ein Gespräch mit der Behörde. Eine Regenbogen-Gestaltung rückt demnach mittlerweile doch in den Bereich des Möglichen. Aber über eine rot-weiß gestreifte Rückseite scheint keine Einigung möglich. Andreas Wunderlich hat sich jetzt einen Anwalt genommen. Er will klagen. Beim Wasser- und Schifffahrtsamt konnte auf die Bitte einer Stellungnahme zunächst niemand Auskunft geben. Der Turm liegt derweil in der Werkstatt, hinter dem Segelboot und den Schweißgeräten. Farbenlehre bei Leuchttürmen – offensichtlich kein ganz einfaches Feld. Die Geschichte geht also weiter.

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Autorinnen und Autoren

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 26. Februar 2023, 11:40 Uhr