Übernahme durch Interbrew: Als Beck's seine Bremer Seele verlor

Lange war es für viele Bremer unvorstellbar. Heute vor 20 Jahren passierte es doch: Die Brauerei Beck wurde verkauft – an den belgischen Bierkonzern Interbrew.

Das Verwaltungsgebäude von Becks in Bremen mit der aktuellen Beschriftung AB Inbev und daneben eine Abbildung aus alten Tagen, mit der Beschriftung "Brauerei Beck und Co,".
Bild: Radio Bremen | Sven Weingärtner

"Sail away, dream your dreams" – viel mehr als ein paar Sekunden musste man nicht hören von dem Song, den nach Hans Hartz und Joe Cocker auch noch andere gesungen haben. Schon waren die Bilder aus der Werbung da: Die Dreimastbark "Alexander von Humboldt" mit ihren grünen Segeln, wie sie durchs Meer rauscht. Das Gefühl von weiter Welt und Freiheit – das wollte die Marke Beck's vermitteln.

Ein Mitarbeiter der Brauerei Beck & Co. in Bremen bei der Kontrolle an der Flaschenabfüllanlage.
Täglich werden bei Beck & Co. bis zu sieben Millionen Flaschen Bier abgefüllt. Bild: dpa / Picture Alliance | Fotoreport Beck & Co. C. Bosch

Und 128 Jahre nach ihrer Gründung waren Firma und Marke richtig viel wert: Für dreieinhalb Milliarden Mark kaufte der belgische Bierriese Interbrew, heute Anheuser-Busch InBev, 2001 die Beck-Brauerei.

Das weltweit ausgeschenkte Bier in grüner Flasche und mit Edel-Image sollte weiter in der Hansestadt gebraut werden, versprach Hugo Powell, damals Chef von Interbrew. Er verwies auf den Bremer Schlüssel, der auf dem Bremer Wappen, aber auch auf den Etiketten der Beck's-Flaschen abgebildet ist. So solle es bleiben, sagte Powell.

Der damalige Geschäftsführer von Beck & Co, Dieter Ammer, hatte den Deal für die Gesellschafter der Bremer Brauerei eingefädelt. Er stellte kräftiges Wachstum in Aussicht.

Wir glauben schon, dass sie [Interbrew] uns Strukturen liefern, auf die wir draufspringen können, mit denen wir uns weiter entwickeln können. Das führt dann automatisch zu weiteren Investitionen – in Maschinen, in Mitarbeiter und vielleicht sogar in andere neue Produkte.

Dieter Ammer, ehemaliger Geschäftsführer Beck & Co.

In der Belegschaft glaubte kaum jemand, dass durch die Übernahme eines internationalen Großbrauers alles besser werde. Und schon wenige Monate nach der Übernahme schwenkte das neue Management auf Sparkurs um: erste Stellenkürzungen wurden angekündigt, die Logistik-Mitarbeiter sollten outgesourct werden, selbst die traditionelle Bierkutsche samt Brauereipferden wurden wegrationalisiert.

Bierdeckel mit Becks Bier-Werbung um 1970
Auf Bierdeckeln warb das Unternehmen damit in mehr als 140 Ländern vertreten zu sein. Bild: Focke-Museum Bremen

Wie viel Identität bleibt erhalten, wenn ein altes und historisch gewachsenes Unternehmen von einem multinationalen Konzern einfach aufgekauft wird? Die Sorgen – jedenfalls an der Weser  – waren groß, dass nach der Übernahme nicht viel übrig sein würde. Sogar ein Protestsong entstand – aus Sorge, dass Beck's austauschbar und ein beliebiges Bier unter tausenden werden könnte.

Dem Umsatz hat die Übernahme zunächst jedenfalls nicht geschadet – trotz zumindest in Deutschland stetig sinkendem Bierkonsum. Und das Image von Beck's ist nach wie vor gut. Das Bier wird weltweit getrunken. Ohnehin war die Marke von den Gründern als Exportbier angelegt.

Das Verwaltungsgebäude von Becks in Bremen mit der aktuellen Beschriftung AB Inbev und daneben eine Abbildung aus alten Tagen, mit der Beschriftung "Haake Beck".
Der Schriftzug der regionalen Marke "Haake-Beck" prangte einst oben auf dem Turm. Jetzt fliegt auch hier der Adler der weltgrößten Brauereigruppe. Bild: Radio Bremen | Sven Weingärtner

Autor

  • Weingärtner Sven
    Sven Weingärtner Redakteur und Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 6. August 2021, 12:37 Uhr