Tampons auf Schulklos – wie geht es nach Bremens Pilotprojekt weiter?

Kostenlose Menstruationsprodukte für Bremer Schulen

Bild: Radio Bremen

Eine Pilotphase für kostenlose Hygieneartikel ist zu Ende gegangen – erfolgreich, sagen Bildungsbehörde und Schülerinnen. Jetzt soll das Projekt ausgeweitet werden.

Tampons und Binden können ganz schön teuer sein – für einige sogar zu teuer. Darum konnten Mädchen und Frauen an sieben Bremer Schulen zuletzt fünf Monate lang kostenlose Menstruationsprodukte nutzen. Bereitgestellt wurden die entweder in Automaten oder Körbchen direkt auf den Toiletten oder im Sekretariat. Nun wurde das Projekt ausgewertet, mit positivem Fazit. Was die Schülerinnen selbst dazu sagen und wie es weitergeht, haben wir zusammengefasst.

Wie ist der Versuch bei den Schülerinnen angekommen?

Edisa B. ist Schülerin der Oberschule im Park in Bremen-Gröpelingen und findet es praktisch, weil sie nicht mehr nach Hygieneartikeln fragen muss, sondern sich einfach selbst am Automaten bedienen kann. Mit anderen Mitschülerinnen über die Periode zu sprechen, fällt leicht, erzählt sie – mit Mitschülern oder männlichen Lehrkräften allerdings nicht. Hier ist das Schamgefühl zu groß.

Auch ihre Mitschülerin Hafize C. freut sich über das Angebot: „Also ich kenne jetzt keinen, der sich das nicht leisten konnte, aber ich habe viel gehört, dass das echt teuer sein soll.“

Ich kenne ja selber die Preise, dass das manchmal echt teuer ist. Und deswegen finde ich das umso besser, dass es hier in der Schule kostenlos ist.

Hafize C., Schülerin an der Oberschule im Park in Bremen-Gröpelingen

Die beste Freundin zurück in den Klassenraum schicken, um aus dem Schulranzen eine Binde zu holen, ist damit endgültig vorbei.

Warum eigentlich kostenlos – können sich Mädchen und Frauen die Produkte nicht leisten?

Die Kosten sind ein sehr entscheidender Faktor für die Menstruationshygiene: Laut einer repräsentativen Online-Umfrage der Organisation „Plan International“ aus dem Jahr 2021 ist es für etwa ein Viertel der Frauen und Mädchen in Deutschland finanziell schwierig, sich ausreichend Binden und Tampons zu leisten. 15 Prozent der Befragten versuchen möglichst wenig Tampons, Binden oder Slipeinlagen zu verwenden. Und zwölf Prozent zögern das Wechseln dieser Menstruations-Hygieneprodukte bewusst heraus, um weniger zu verbrauchen.

Es geht auch um Gesundheitsvorsorge.

Bettina Wilhelm
Bettina Wilhelm, Bremer Landesfrauenbeauftragte

Diese sogenannte Periodenarmut kann sogar gesundheitliche Folgen haben, warnt die Bremer Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm: „So können durch zu lang verbliebene Tampons Bakteriengifte entstehen, die das toxische Schocksyndrom (TSS) auslösen. Es wird auch als Tamponkrankheit bezeichnet und kann zu schwerem Kreislauf- und Organversagen führen", warnt sie. "Aus diesem Grund sollte ein Tampon alle vier Stunden, spätestens jedoch nach acht Stunden gewechselt werden. Für manche Personen bedeutet das eine zu hohe finanzielle Belastung", erklärt Wilhelm weiter.

Wie sieht es bei anderen Bildungseinrichtungen oder öffentlichen Einrichtungen aus?

An der Hochschule Bremen stellt der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) bereits seit einigen Monaten Hygieneartikel in allen Toilettenräumen – unterstützt wird er dabei von seinem Bildungsträger. Auch die Uni Bremen setzt auf Spender mit kostenlosen Menstruationsartikeln. Diese sollen ab Ende Mai samt Inhalt dort angebracht sein. Außerdem geht die Bremische Bürgerschaft mit gutem Beispiel voran: Seit letztem Sommer werden hier auf den Damen- und All-Gender-Toiletten kostenlose Menstruationsprodukte angeboten.

Und wie soll es jetzt an den Bremer Schulen weitergehen?

Bald sollen alle Schulen in der Stadt Bremen die Möglichkeit haben, kostenlose Menstruationsartikel bereitzustellen. Finanziert werden diese durch ein so genanntes „Hygienebudget“. Die Kosten von etwa 30 Euro pro Monat übernimmt die Behörde. Bis dahin könnte das Projekt nach Meinung der Schülerinnen der Oberschule im Park aber noch etwas optimiert werden: Aktuell gibt es die Binden und Tampons nur in einer Größe. Hier wäre eine Auswahl schön, wünschen sich die Schülerinnen.

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Autorin

  • Sarah Rohlfs
    Sarah Rohlfs Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 26. Mai 2023, 19:30 Uhr