Homöopathie keine Kassenleistung mehr: Was auf Patienten zukommt
Der Bundesgesundheitsminister will homöopathische Behandlungen aus dem Angebot gesetzlicher Krankenkassen streichen. In Bremen sind die Meinungen dazu kontrovers.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zufolge sind mit der Streichung Einsparungen bei den Krankenkassen von 20 bis 50 Millionen Euro verbunden. Entscheidend sei in diesem Fall aber ein anderer Punkt: "Die Krankenkassen sollten nicht Leistungen bezahlen, die medizinisch nichts bringen." Homöopathie erbringe keinen medizinischen Nutzen auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sachstands.
Homöopathische Arzneimittel sind insbesondere in der Darreichungsform von Kügelchen (Globuli) bekannt. Sie enthalten extrem verdünnte Stoffe, die aus pflanzlichen, mineralischen oder tierischen Substanzen gewonnen werden können.
Homöopathie-Vertreter: Hohe Nachfrage in Bevölkerung
Oliver Borrmann ist stellvertretender Landesvorsitzender Niedersachsen und Bremen beim Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte. Die Pläne Lauterbachs hätten "mangelnde finanzielle Relevanz" meint der Allgemeinmediziner aus Bremen.
Bei der öffentlich geführten Debatte zur Homöopathie gehe Borrmann oft die breite Nachfrage der Bevölkerung nach naturheilkundlichen Beratungen und Behandlungen unter. Und damit sei explizit auch die Homöopathie gemeint, teilte Borrmann schriftlich auf Anfrage mit.
Homöopathie wieder elitärer
Eine Streichung der Homöopathie als gesetzliche Kassenleistung wird die Behandlungen in den privatärztlichen Bereich und zu den Heilpraktikern verschieben. "Die Zahl derer, die sich angesichts der fortschreitend geringer werdenden Kaufkraft diese Versorgung leisten könnten, würde naturgemäß abnehmen", erklärt Borrmann weiterhin. Das bedeute, dass Homöopathie wieder elitärer würde.
Die Erstanamnese kostet nach der Gebührenordnung für Ärzte demnach bei einem Privatarzt oder einer Privatärztin bereits bis zu 183,60 Euro, je nachdem, welcher Vergütungssatz angewandt werde.
Medizinischer Dienst: Frei werdendes Geld für Versorgung verwenden
Dr. Ulf Krause-Titz, Leitender Arzt beim Medizinischer Dienst Bremen, begrüßte die Pläne des Bundesgesundheitsministers: "Die Grundlage unserer Begutachtungen ist immer der wissenschaftlich belegte Nutzen für die Versicherten, da wir auf Basis belastbarer Entscheidungskriterien handeln", ließ Krause-Titz auf Anfrage von buten un binnen schriftlich mitteilen.
Die durch eine Streichung frei werdenden Beiträge wären aus seiner Sicht zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung im stationären sowie im hausärztlichen Bereich sinnvoll, sagt Krause-Titz weiterhin. Die Medizinischen Dienste führen Begutachtungen und Beratungen für die gesetzlichen Krankenkassen durch.
Wie Olaf Woggan, Vorstandsvorsitzender der AOK Bremen/Bremerhaven mitteilt, hatte die Kasse bereits 2022 das Angebot im Bereich Homöopathie reduziert. Seitdem würden keine homöopathischen Medikamente oder Verordnungen von homöopathischer Behandlung mehr erstattet. "Finanziell ändert sich nichts", meint Woggan. "Es wird aber eine Handvoll unzufriedener Versicherter geben."
Bremer Ärztekammer strich schon 2019 Weiterbildung für Homöopathie
Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen kündigte im März 2022 bereits drei Verträge mit Krankenkassen, die eine Vergütung von diversen homöopatischen Leistungen zum Gegenstand hatten. Laut Pressesprecher Christoph Fox hätten sich danach auch Ärzte gemeldet, die mit dieser Position nicht einverstanden gewesen seien.
Die Mitglieder der Ärztekammern in Deutschland hatten 2022 beim Ärztetag in Bremen mehrheitlich beschlossen, keine Weiterbildungen für Homöopathie mehr anzubieten. Basis für die Abstimmung war ein Antrag der Bremer Delegierten. Die Bremer Ärztekammer hatte als erste in Deutschland bereits im Herbst 2019 die Weiterbildung für Homöopathie gestrichen.
Quellen: buten un binnen und dpa.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 11. Januar 2024, 10 Uhr