Beschimpft im eigenen Stadtteil: "Wir wissen, dass Du Familie hast"

Roman Fabian macht Kommunalpolitik, dort, wo er aufgewachsen ist: in Bremen-Obervieland. Angegriffen wird er vor allem wegen seiner Migrationspolitik. Das hält ihn nicht zurück.

Roman Fabian ist Mitglied im Beirat Bremen-Obervieland. Kommunalpolitik ist wichtig für ihn – besonders in seinem Stadtteil. "Ich bin in dem Stadtteil groß geworden. Obervieland ist da, wo man zuhause ist", erzählt er. Zimperlich sei er nicht. "Konkret bin ich in Kattenturm groß geworden. Und da kennt man auch den rauen und herzlichen Umgang. Bloß mit diesem Zwischenton, dass es in diese politische Richtung geht, dass Menschen ausgegrenzt werden, damit kann ich schlecht leben."

Als Kommunalpolitiker bewegt sich Fabian viel in seinem Stadtteil, wie er weiter sagt. Angegriffen wurde er bei Stadtteilfesten oder beim Einkaufen. "Da habe ich erlebt, dass ich angefeindet wurde, mit so Begrifflichkeiten wie 'Du linke Zecke'. Meistens war das in Zusammenhang mit Migrationspolitik."

Angreifer ansprechen

Außerdem schlugen ihm Sätze wie "Wir wissen, wer Du bist. Wir haben Dich erkannt", entgegen. Damit könne er leben, sagt Fabian. Aber die Anfeindungen würden auch konkreter.

'Wir wissen, wo Du wohnst. Wir wissen, dass Du Familie hast.' So bin ich schon angesprochen worden.

Roman Fabian, Beirat Obervieland, Linke

Fabian stellte sich der Situation und sprach die Person an. "Was soll das heißen? Willst Du mit mir sprechen oder nur beleidigen? Ich muss das nur wissen, damit ich Dir antworten kann." Daraufhin habe sich der Pöbler umgedreht und sei weitergelaufen. Bedroht fühle er sich nicht, bilanziert Fabian. Vielmehr sei es schade für die Menschen, die offenbar nicht verstünden, warum andere nach Deutschland flüchteten.

"Das ist schlimmer geworden"

Angriffe wie diesen findet er grenzüberschreitend. "Natürlich sehe ich das als Grenze, der Anstand ist damit verletzt. Aber das ist keine Grenze, die mich zurückhält." Als Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerin habe man Ziele, man möchte was verändern. "Und wenn man sich von solchen Dummheiten zurückhalten lässt, kann man nichts verändern."

Natürlich sehe ich das als Grenze, der Anstand ist damit verletzt. Aber das ist keine Grenze, die mich zurückhält.

Roman Fabian, Beirat Obervieland, Linke

Die Bedrohung sei gewachsen, findet Fabian. "So nehme ich das persönlich wahr." In bedrohlicher Weise angesprochen hätten ihn nur Menschen, die er dem rechten Lager zuordnen könne. "Das ist schlimmer geworden."

Appell: Trotzdem mutig nach vorne gehen

Fabian kennt nach eigenen Angaben politisch aktive Menschen, die bedroht oder beleidigt wurden und daraufhin ihr Verhalten geändert haben. "Und damit fängt ja alles an: 'Ich kann mich nicht mehr ausdrücken wie ich möchte, weil ich befürchte Nachteile zu haben. Ja, solche Menschen sind mir bekannt – die mir wichtig sind." Doch nicht alle hätten sich zurückgezogen, sondern das Gegenteil getan. "Sie haben das auf Demonstrationen extrovertiert nach vorne getragen und mutig gesagt: "Ja, ich wurde bedroht, aber ich stehe trotzdem hier. Und ich fordere das von allen ein, dass wir trotzdem weitermachen für eine gerechte und soziale Sache."

Der Stadtteilpolitiker Roman Fabian fordert die Bremerinnen und Bremer dazu auf, in die Beiräte zu gehen, dort ihre Anliegen vorzutragen und auch Forderungen zu stellen. Dann könne man vielleicht schon Missverständnisse aus dem Weg räumen. "Dann braucht man sich nicht zu beschimpfen oder bedrohen. Damit fängt alle an: Dass Menschen sich austauschen."

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