Fragen & Antworten

Endlich genügend Wasser? Wie es um Bremens Wälder und Felder steht

Zwei Frauen sitzen auf einer Bank im Rhododendronpark.
Wie der Bremer Rhododendronpark (unser Foto), so profitieren alle Wälder rund um Bremen davon, dass es genügend Wasser gibt. Man wird es ihnen nur nicht sofort ansehen. Bild: dpa | Sina Schuldt

Das Grundwasser steht in Bremen und umzu so hoch wie lange nicht. Für die Natur ist das ein Segen. Trotzdem hält sich in der Landwirtschaft die Begeisterung in Grenzen.

Die Dürre ist vorbei. Nach fünf trockenen Jahren befindet sich der Grundwasserstand in Bremen "auf sehr hohem Niveau", wie das Bremer Umweltressort mitteilt. In Borgfeld, Hastedt, Hemelingen, Huchting und der Neustadt habe das Grundwasser sogar historische Höchststände überschritten. Auch die Daten des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz weisen rund um Bremen hohe und sehr hohe Grundwasserstände aus.

Was bedeutet der hohe Grundwasserstand für die vielen Grünlandflächen im Bremer Umland?

Wegen der vielen Niederschläge und des hohen Wasserstands konnte das Grünland an vielen grundwassernahen Standorten rund um Bremen im Herbst nicht gedüngt und nicht beerntet werden, sagt Tammo Peters, Leiter des Fachbereichs Grünland und Futterbau bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen: "Die Gefahr, dass es in den teilweise überwachsenen Grasbeständen zu Schäden kommt, ist relativ groß."

So könnten hochwertige Futter-Gräser durch Staunässe, gerade in Verbindung mit Frost, absterben. Auch könne sich im ungemähten, feuchten Gras unter einer Schneedecke leicht Schimmel bilden. Wie groß die Schäden tatsächlich seien, werde man aber erst im Frühjahr sehen.

Eine weitere Folge der Nässe sei, dass viele landwirtschaftliche Flächen im Februar noch nicht befahrbar sein werden und daher auch nicht wie gewohnt im frühen Frühjahr gedüngt werden können. "Das ist auch deshalb ein Problem, weil vielen Landwirten der Raum fehlt, um die Gülle zu lagern", sagt Peters dazu.

Detailaufnahme: Frontmähwerk eines Traktors beim Mähen eines Grünlands
Nicht alle Grünflächen um Bremen konnten im Herbst gemäht werden. Bild: dpa | Zoona/Alfred Hofer

Was für Konsequenzen bringt der hohe Grundwasserstand für den Ackerbau rund um Bremen mit sich?

Die ersten Auswirkungen des hohen Grundwasserstands haben einige Landwirte bereits im vergangenen Herbst zu spüren bekommen, sagt Peters: "Einige Flächen konnten im Herbst nicht bestellt werden." Andere im Herbst angesäte Kulturen seien teilweise verdorben. Um ihren Verlust zu kompensieren, könne es ein, dass einige Landwirte im Frühjahr zum Ersatz Sommergetreide wie Sommergerste, Hafer oder auch Mais anbauen werden, vermutet Peters.

Wobei sich die Aussaat dieser Kulturen an einigen grundwassernahen Standorten verzögern könne. Eben weil die Flächen zum Teil wegen der feuchten Böden nicht befahrbar seien.

Wie wirkt sich der hohe Grundwasserspiegel auf das Wohl der Wälder in und um Bremen aus?

Grundsätzlich sei die Stimmung bei den Landesforsten sehr gut, sagt Knut Sierk, Sprecher der Landesforsten Niedersachsen. Es stimme die Förster fröhlich, dass der Bodenwasserspeicher gut gefüllt sei. "Das ist grundsätzlich sehr gut für den Wald, nachdem wir einen Wassermangel hatten, den wir so noch nie erlebt haben."

Gerade für alte Bäume, die tief wurzelten und entsprechend aus tiefen Schichten Wasser benötigten, sei die Lage kritisch gewesen, betont Sierk: "Diese Bäume haben gelitten, wie man im Waldzustandsbericht ja auch deutlich gesehen hat." So seien die betroffenen Bäume nicht mehr so vital wie vor der Dürre. Sie hätten an Widerstandskräften verloren, so dass sie nun anfälliger seien beispielsweise gegen Pilz- und Insektenbefall.

Knut Sierk
Blickt mit Zuversicht auf die Wälder in Bremen und umzu: Knut Sierk. Bild: Niedersächsische Landesforsten

Was ist mit den Bäumen, die von Pilzen und Insekten weitgehend verschont geblieben sind? Werden sie nach dem nassen Herbst und Winter im kommenden Frühjahr und Sommer wieder genauso gesund und kräftig aussehen wie zu besten Zeiten?

Nein. Es werde noch wenigstens ein weiteres Jahr dauern, bis die Laubwälder insgesamt wieder genauso gesund aussehen werden wie vor den trockenen Jahren, sagt Sierk: Denn die Knospen für die kommende Vegetationszeit seien im letzten Jahr angelegt worden – in der Dürrezeit, als es den Bäumen schlecht ging. Entsprechend rechnet Sierk erst für 2025 damit, dass sich die Bäume wieder in vollem Laub zeigen werden.

Noch deutlich länger dürften die Nadelbäumen benötigen, ehe sie wieder genauso gesund aussehen wie vor den Jahren der Dürre. Denn Nadeln haben einen längeren Lebenszyklus als Blätter. Man rechne mit sechs Jahren bei der Tanne, mit vier bis fünf Jahren bei der Fichte, sagt Sierk: "Das wird also ein bisschen dauern, bis man an diesen Bäumen wieder eine volle Benadelung sieht."

Wie und wo speichert der Boden das Wasser überhaupt?

In den Bodenkapillaren. Dabei handelt es sich um kleine Hohlräume, von denen es, je nach Boden, unterschiedlich viele und große gibt. Von ihnen hängt die Speicherfähigkeit eines Bodens ab. "Ton- oder Lehmböden haben ganz viele kleine Kapillaren. Es dauert sehr lang, bis sie austrocknen", erklärt Knut Sierk von den Niedersächsischen Landesforsten.

Ganz anders sehe es bei den in Norddeutschland sehr verbreiteten Sandböden aus. "Wenn es auf diesem Boden mal ein paar Tage nicht regnet, dann jammern wir schon wieder, dass der Boden viel zu trocken ist."

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 8. Januar 2024, 19:30 Uhr