Fragen & Antworten
Giftköder: So können Bremer ihre Hunde und Katzen schützen
Der Bremer Tierschutzverein warnt vor giftigen Ködern. Aber was können Tierbesitzer tun, um ihre Hunde zu schützen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Immer wieder kommt es vor, dass Giftköder gefunden werden. Derzeit warnt der Tierschutzverein Bremen über Social Media davor. Die Tierklinik Posthausen habe demnach zwei Hunde im Notdienst aufnehmen müssen, die Vergiftungssymptome zeigten.
Doch was können Herrchen und Frauchen tun, wenn ihr Hund einen gefährlichen Köder gefressen hat? Und lassen sich Hunde zur Prävention trainieren? Fragen und Antworten für Tierbesitzer.
Wie sehen gefährliche Köder aus?
Köder, die Hunden schaden sollen, sind meistens Hackbällchen, Wurst- oder Fleischstücke, die mit gefährlichen Gegenständen oder Gift präpariert sind. Täter verwenden etwa scharfe Gegenstände wie Rasierklingen, Nägel oder Scherben. Als toxische Substanzen kommen oft Rattengift und Schneckenkorn zum Einsatz.
Was sollte ich tun, wenn mein Hund einen Giftköder oder etwas Ähnliches gefressen hat?
Tierbesitzer sollten in so einem Fall möglichst schnell den Tierarzt aufsuchen, empfiehlt Tanja Ahlmann-Eltze von der Tierarztpraxis im Steintor. Der Tierarzt bringe den Hund dann zum Erbrechen – je nachdem, was das Tier gefressen habe.
Was sollte ich nicht tun?
Wenn nicht klar ist, ob der Hund vielleicht einen Köder mit spitzen Gegenständen wie Rasierklingen gefressen hat, sollten Tierbesitzer ihre Tiere auf keinen Fall zum Erbrechen bringen. Durch Brechmittel kontrahiere sich der Magen, dadurch könnten spitze Gegenstände die Magenschleimhaut verletzen, so Ahlmann-Eltze. Auch die Speiseröhre könne dadurch verletzt werden.
Was sind Symptome einer Vergiftung beziehungsweise einer Verletzung durch scharfe Gegenstände?
Rattengift hemmt die Blutgerinnung, sagt Ahlmann-Eltze. Bemerkbar mache sich dies durch Einblutungen in die Schleimhäute. Normalerweise sollten die Schleimhäute blass-rosa sein, Einblutungen machen sich als dunkle Flecken bemerkbar. Auch Blut in den Augen, blutiger Urin oder Stuhl seien Vergiftungssymptome. Durch innere Blutungen werde der Hund zudem oft schlapp.
Durch das Nervengift Schneckenkorn fließt viel Speichel, sagt Ahlmann-Eltze. Das Gift könne epileptische Anfälle auslösen.
Bei Fremdkörpern wie Klingen oder Reißzwecken habe der Hunde sehr starke Schmerzen, sagt Ahlmann-Eltze. Der Hund versuche auch unter Umständen, selbst zu erbrechen. Ist das der Fall, haben die Fremdkörper meist schon Schäden angerichtet.
Welche Medikamente kann ich meinem Tier im Verdachtsfall geben?
Ahlmann-Eltze empfiehlt, Hunden vorsichtshalber Kohletabletten für Tiere zu geben, falls nicht sofort ein Tierarzt aufgesucht werden kann. Medikamente, die eigentlich für Menschen gemacht sind, sollten dem Tier nicht gegeben werden. Diese können für Hunde giftig sein, sagt sie. Die Gabe von Ibuprofen könne für das Tier etwa tödlich enden.
Falls keine Kohletabletten für Tiere vorhanden sind, sollte bei der Gabe von Kohletabletten für Menschen auf die Dosierung geachtet werden – die Dosis also auf das Körpergewicht des Tieres runtergerechnet werden.
Kann Sauerkraut als Hausmittel helfen?
Das komme darauf an, was der Hund gefressen habe, sagt Ahlmann-Eltze. Bei Rattengift etwa bringe das nichts – das Gift werde so oder so verdaut. Sauerkraut könne zwar beim Abtransport von Gegenständen wie Steinen helfen, aber auch Operationen erschweren, wenn diese wegen spitzer Gegenstände notwendig sind.
Wer kann meinem Tier helfen, wenn alle Tierarztpraxen geschlossen haben?
In Bremen gibt es einen tierärztlichen Notdienst. Der ist wochentags von 18 bis 22 Uhr, am Wochenende von 8 bis 22 Uhr unter Tel. 0421/12211 erreichbar. Außerhalb der Praxis- und Notdienstzeiten müssen Tierbesitzer direkt eine Tierklinik anfahren. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Einen 24-Stunden-Notdienst bieten an:
- die Tierklinik Posthausen/Ottersberg, Rothlaker Str. 1 in Ottersberg – Tel. 04297/168990
- die Klinik für Kleintiere in Sottrum, Alte Dorfstr. 83 – Tel. 04264/2240
Worauf sollte ich beim Transport des Tieres achten?
Tierbesitzer sollten Ruhe bewahren, weil Hunde und Katzen sensibel auf die Stimmung des Herrchens und Frauchens reagieren. Durch Hektik könne der Blutdruck des Tieres steigen, was die Situation verschlechtern kann, sagt Ahlmann-Eltze. Tiere sollten bei einer Vergiftung beziehungsweise Verletzung nicht mehr weit laufen. Außerdem sollte man Tiere nicht am Bauch hochheben, sondern kurz hinter den Vorder- und Hinterbeinen. Damit vermeide man Druck auf den Magen, in dem sich scharfe Gegenstände befinden können.
Was kann ich tun, damit mein Hund die Schnauze von Giftködern lässt?
Generell sollte man Hunde trainieren, sagt die Bremer Hundetrainerin Susanne Eickhoff. Man könne den Hund darauf vorbereiten, dass er draußen nichts aufnimmt. Außerdem könne man dem Hund beibringen, Essensreste oder Köder anzuzeigen, statt zu fressen. Das Training dafür dauere allerdings Wochen bis Monate. Wenn Hunde schon längere Zeit vom Boden gefressen haben, dann dauere es tendenziell länger. Doch das Training lohne sich, sagt Eickhoff. Denn dann könne man ohne Angst mit dem Hund Gassi gehen.
Was kann ich kurzfristig tun, wenn mein Hund nicht trainiert ist, in der Umgebung aber Giftköder gemeldet wurden?
In diesem Fall sollte man Hunde nicht von der Leine lassen, sagt Hundetrainerin Eickhoff. Sie empfiehlt eine Schleppleine, zudem solle man den Hund gut beobachten.
Was mache ich, wenn ich gefährliche Köder entdecke?
Wer einen Giftköder entdeckt, sollte die Polizei alarmieren, sagt ein Sprecher der Polizei Bremen. Das Veterinäramt sei zwar zuständig, aber die Polizei helfe bei der akuten Gefahrenabwehr und stelle die gefährlichen Köder sicher.
Beim Veterinäramt werden die gefährlichen Köder untersucht, sagt eine Sprecherin der Gesundheitsbehörde. Wenn die Untersuchung Hinweise auf ein Verbrechen lieferten, gebe das Amt dies an die Polizei weiter und stelle Anzeige gegen Unbekannt.
Wie erfahre ich, ob in meinem Umfeld Giftköder entdeckt wurden?
Tierbesitzer können sich über Foren oder Gruppen in den sozialen Medien informieren, ob Giftköder in ihrem Umfeld gefunden wurden. Zudem gibt es auch mehrere Apps fürs Smartphone, die über Giftköder-Funde informieren.
Wo liegen gefährliche Köder üblicherweise?
Oft liegen gefährliche Köder im hohen Gras oder im Gebüsch, damit Tierbesitzer diese nicht sehen. Hunde erschnüffeln und finden diese meist trotzdem. Es kommt auch vor, dass Giftköder direkt in den Gärten von Hundebesitzern verteilt werden – so wie bei Heike Steffens bei den Giftköder-Funden in Oberneuland im Oktober.
Welche Strafen haben Täter zu erwarten, die Giftköder auslegen?
Laut Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes können sie mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden, wenn sie
- ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund töten,
- diesem aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügen,
- oder einem Tier länger anhaltende sowie wiederholende erhebliche Schmerzen zufügen.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Tag, 13. Dezember 2022, 23:30 Uhr