Falsche Ärztin im Kreis Cuxhaven: Das sagen Klinik und Ärztekammer

Eine Person, die Handschuhe trägt, hebt OP-Besteck hoch.
Die falsche Assistenzärztin, die in Meppen aufgeflogen ist, hat zuvor am Ameos Klinikum Seepark Geestland im Kreis Cuxhaven gearbeitet. Bild: Radio Bremen
  • Mutmaßlicher Hochstaplerin war vier Monate in Klinik in Geestland beschäftigt.
  • Laut Klinik hat die 21-Jährige keine ärztlichen Entscheidungen getroffen.
  • Ärztekammer Niedersachsen fordert fälschungssichere Urkunden.

Eine 21-Jährige, die als falsche Assistenzärztin im Klinikum Seepark Geestland im Kreis Cuxhaven gearbeitet hat, war dort von Mai bis Ende August dieses Jahres beschäftigt. Das hat der Träger, die Ameos-Gruppe, buten un binnen auf Anfrage mitgeteilt. "In den vier Monaten war sie nur vier Wochen im Dienst und ist am 31. August 2022, aus dem Unternehmen ausgeschieden", teilte eine Ameos-Sprecherin schriftlich mit. Weiter heißt es: "Sie war zu keinem Zeitpunkt unbeaufsichtigt tätig und hat zu keinem Zeitpunkt selbstständige ärztliche Entscheidungen getroffen."

Durch die besondere Aufmerksamkeit eines Mitarbeiters sei bei Ameos Ende Oktober der Verdacht aufgekommen, dass mit der vermeintlichen Ärztin etwas nicht stimmt. Daraufhin habe das Klinikum die zuständige Ärztekammer und die Sozialbehörde in Hamburg informiert. Denn von dieser stammte die mutmaßlich gefälschte Approbationsurkunde der 21-jährigen Frau.

Auch habe man das Ludmillenstift in Meppen informiert, wo die junge Frau laut "Neuer Osnabrücker Zeitung" ab Mitte September als Assistenzärztin in der Chirurgie gearbeitet hat, ehe das Stift ihr vorige Woche fristlos kündigte.

Gefälschte Approbationsurkunde

Die Sozialbehörde in Hamburg bestätigte buten un binnen, dass ihrer Behörde der Vorgang seit Mittwoch voriger Woche bekannt sei. Man habe die betroffenen Kliniken darüber informiert, dass die Approbationsurkunde der 21-Jährigen aus Meppen offenbar gefälscht sei. Auch die niedersächsischen Ärztekammer und die niedersächsischen Approbationsbehörde habe man über den Fälschungsverdacht informiert.

Darüber hinaus habe die Sozialbehörde eine Strafanzeige gegen die mutmaßliche Betrügerin erstattet, so Lambernd. Um auch andere Behörden zu warnen, habe die Sozialbehörde Hamburg zudem die gefälschte Approbationsurkunde im sogenannten Binnenmarkt-Informationssystem der Europäischen Kommission hochgeladen.

Ärztekammer fordert fälschungssichere Urkunden

Thomas Spieker, Sprecher der Ärztekammer Niedersachsen, bezeichnet den Vorgang um die mutmaßlich falsche Assistenzärztin aus Meppen und Cuxhaven als "ungewöhnlichen Einzelfall". Gleichwohl fordere die Kammer Konsequenzen: "Wir brauchen mehr fälschungssichere Merkmale auf Zeugnissen", so Spieker. Auch deshalb trügen die Weiterbildungsurkunden der Ärztekammer Niedersachsen inzwischen Barcodes.

Auf Approbationsurkunden aber gebe es entsprechende Codes noch nicht. Das müsse sich ändern, so Spieker. Denn es werde immer einzelne Personen mit krimineller Energie geben, die bereit seien, Zeugnisse, Urkunden und andere Bewerbungsunterlagen zu fälschen, um sich Vorteile zu verschaffen – in allen Berufen. Dem müsse man entgegen wirken.

Ganz ohne Fleisch und Blut: Hier üben Klinik-Azubis an Plastikpuppen

Bild: Radio Bremen

Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 2. November 2022, 14:40 Uhr