Fragen & Antworten
Mit dieser neuen Fahrradstraße soll Bremerhaven radfreundlicher werden
Fußgängerzone und Columbusstraße machen die City zum Hindernis für Radfahrende. Darum wird nun eine Route zur Fahrradstraße. Was schon bald gilt – und was ein Experte dazu sagt.
Entspannt und zügig mit dem Fahrrad durch die Innenstadt radeln – das ist in Bremerhaven schwierig. Denn in der zentralen Fußgängerzone ist Radfahren tagsüber verboten, stattdessen heißt es absteigen und schieben. Und die vierspurige Columbusstraße gleich daneben ist für Radfahrende auch kein Vergnügen. Doch es kommt Bewegung in die Sache: Nun haben die Bauarbeiten für eine neue Fahrradstraße durch die City begonnen.
Wo führt die Route entlang und was ändert sich?
Die neue Fahrradstraße führt entlang der Prager Straße, einer Parallelstraße der Fußgängerzone. Momentan ist die Prager Straße oft noch ziemlich zugeparkt, Autos können hinter der Großen Kirche längs und quer parken. Für den nötigen Sicherheitsabstand von 75 Zentimetern zur Fahrbahn fehlt Platz. Radfahrende müssen jeden Moment damit rechnen, von ausparkenden Autos übersehen zu werden. Mit der neuen Fahrradstraße soll das anders werden. Autos dürfen dann nur noch längs parken, also parallel zur Straße.
Hier verläuft Bremerhavens neue Fahrradstraße
Welche Regeln gelten in der Fahrradstraße?
Der Radverkehr hat in einer Fahrradstraße Vorrang. "Das heißt, notfalls wenn es nicht anders geht, müssen Autos hinter dem Radverkehr herfahren", erklärt Hans Joachim Schmeck-Lindenau vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ADFC in Bremerhaven. "Natürlich dürfen sie auch überholen, wenn die Möglichkeit besteht." Radfahrende dürfen nebeneinander fahren, darum muss die Fahrbahn der Prager Straße verbreitert werden.
Die Maximalgeschwindigkeit liegt für alle Verkehrsteilnehmer in der Fahrradstraße bei 30 Km/h. Außerdem wird es an jeder Einmündung ein Vorfahrtsschild geben, sodass der Radverkehr auf der Prager Straße durchfahren kann, ohne auf rechts vor links zu achten. Aus Sicht des ADFC in Bremerhaven eine willkommene Umgestaltung. Und zumindest in der City dürfte das Radfahren dadurch entspannter werden.
Wann soll der Umbau fertig sein?
Die Fahrradstraße soll in nur drei Wochen umgebaut sein. Das wäre ziemlich schnell. Zum Vergleich: Seit bereits zwei Jahren wird an der Fahrradstraße zwischen Wulsdorf und dem Fischereihafen gebaut. Das sollte eigentlich Bremerhavens erste Fahrradstraße werden. Nun dürfte die Route in der Innenstadt diesen Plänen zuvorkommen – die Fahrradstraße im Bremerhavener Norden wird wohl erst im nächsten Jahr fertig. In der Stadt Bremen geht es mit der Fahrradstraße Am Wall indes auch voran. Zwei aktuelle Bauabschnitte sollen bis Mitte November fertiggestellt werden.
Wird Bremerhaven nun also zur fahrradfreundlichen Stadt?
Davon ist die Seestadt für den ADFC doch noch ein ganzes Stück entfernt. Es ist erkennbar, dass in letzter Zeit mehr für Radfahrende getan wird. Beispielsweise sollen in Lehe und Geestemünde bald weitere Straßen in Fahrradstraßen umgebaut werden. Auf der Kennedybrücke wird es demnächst eine richtige Radfahrspur geben – und nicht nur eine provisorische wie zurzeit. Es sind also viele kleine Verbesserungen für den Radverkehr geplant. Schmeck-Lindenau vom ADFC Bremerhaven nennt das allerdings einen Flickenteppich.
Mir ist ein Flickenteppich lieber als gar nichts. Den Verkehrsentwicklungsplan gibt es immer noch nicht – und der ist auch die nächsten Jahre nicht in Aussicht. Und lieber eine Wüste mit ein paar Oasen als nur eine Wüste.
Hans Joachim Schmeck-Lindenau, ADFC Bremerhaven
Bremerhaven ist also dabei die Weichen für die Mobilitätswende zu stellen. Was aus Sicht des ADFC aber noch fehlt, ist ein großer Masterplan.
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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 24. Oktober 2022, 14:40 Uhr