Nach 190 Jahren öffnet sich Bremer Eiswettfest für Frauen

  • Präsident der Eiswette will künftig Frauen zulassen.
  • Veranstaltung hatte zuvor Sexismus-Vorwürfe geerntet.
  • Am 18. Januar wird das 191. Eiswettfest gefeiert.
Bild: dpa | Mohssen Assanimoghaddam

Erstmals seit rund 190 Jahren dürfen am 18. Januar 2020 Frauen am traditionellen Eiswettfest in Bremen teilnehmen. "Für eine richtige Entscheidung ist es nie zu spät", sagte der Präsident der Eiswette, Patrick Wendisch, zu buten un binnen. Am 18. Januar wird das 191. Eiswettfest gefeiert.

Die Eiswette hat sich über 190 Jahre immer gewandelt. Sie ist traditionell aber nicht starr. Zeitgeistigkeit steht in unserem Stammbuch.

Patrick Wendisch, Präsident der Eiswette

Die Veranstalter hatten sich Anfang des Jahres dem Vorwurf des Sexismus ausgesetzt gesehen, nachdem die damalige Bremer Vize-Regierungschefin Karoline Linnert (Grüne) nicht zum Eiswettfest eingeladen worden war.

Bis auf das Geschlecht soll sich nichts ändern

Laut Wendisch werde sich abgesehen vom Geschlecht nichts am Gästeprofil ändern. Auch weiterhin sollen Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft eingeladen werden. "Ich bin gewiss, dass viele weibliche Persönlichkeiten daher genauso zu uns passen."

Der öffentliche Druck hat offensichtlich gewirkt.

Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm

Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) nannte die Entscheidung "überfällig". "Die Verantwortlichen haben die Zeichen der Zeit erkannt und damit zugleich die Zukunft dieser traditionsreichen Veranstaltung gesichert", sagte er.

Ähnlich äußerte sich auch Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). Er hatte dieses Jahr seine Teilnahme am Eiswettfest aus Protest abgesagt. Auch die Landesfrauenbeauftragte Bremens Bettina Wilhelm zeigt sich erfreut über die Nachricht: "Ich gratuliere den Verantwortlichen für diese überfällige Entscheidung. Sie zeigt einmal mehr sehr deutlich, dass wir alle gefordert sind, wenn es um Gleichstellung geht. Der öffentliche Druck hat offensichtlich gewirkt."

Meyer-Heder hat seine Meinung geändert

Sogar Bremens CDU-Chef Carsten Meyer-Heder findet die Entscheidung gut. Er sagte zu buten un binnen: "Die Entscheidung des Präsidiums ist richtig und zeitgemäß. Und ich bin mir sicher, dass die besondere Atmosphäre dieser Veranstaltung nicht verloren gehen wird." Noch im Januar war Meyer-Heder anderer Meinung. Er sagte damals, dass es in Ordnung sei, dass Frauen beim Eiswettfest draußen bleiben mussten. Das Fest habe Tradition und sei eine Bremensie, so seine Begründung damals.

Dieses Thema im Programm: Nachrichten, Bremen Ein, 23. Oktober 2019, 16 Uhr

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