Fragen & Antworten

Darum planen Experten in Bremerhaven eine Dürre-Strategie

Eine Pfütze

So wollen Experten die Dürre in Bremen und Niedersachsen bekämpfen

Bild: dpa | Aventurier Patrick/ABACA

Dürre wird auch in Bremen und umzu immer mehr zum Problem. Experten treffen sich in Bremerhaven, um Konzepte gegen trockene Wälder, Flüsse und Äcker zu finden.

Fast jedes Jahr ein neuer Rekord – aber nichts zum Feiern: Erst vor ein paar Wochen meldeten Meteorologen, dass der vergangene Winter wieder einmal zu warm war – nun schon zum zwölften Mal in Folge. Auch der Sommer 2022 war einer der wärmsten und trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Rund 80 Wissenschaftlerinnen und Experten haben sich deshalb im Bremerhavener Klimahaus getroffen und diskutieren am Montag und Dienstag darüber, was wir gegen Dürre tun können.

Nach einem Blick aus dem Fenster könnte man denken, dass es das Problem Dürre aktuell nicht gibt, oder?

Tatsächlich hat es hat in den vergangenen drei Monaten mehr geregnet als gewöhnlich, sagen Meteorologen. Die Dürre der letzten Jahre steckt aber immer noch tief in unseren Böden. Vor allem unterhalb von 60 Zentimetern seien die Böden nach wie vor ungewöhnlich trocken. Der Regen der letzten Monate sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. Das Dürre-Problem bleibt also, auch wenn es aktuell weniger sichtbar ist. Aus diesem Grund haben sich die Expertinnen und Experten auch zu dieser Konferenz getroffen.

Trockene und abgestorbene Fichten stehen in einem Waldstück im Harz.
Ausgestorbene Fichten: Im Harz sind die Folgen der Dürre besonders sichtbar (Archivbild). Bild: dpa | Swen Pförtner

Wo merken wir die Dürre denn ganz konkret in unserem Alltag? Welche Auswirkungen hat die Dürre in Bremen, Bremerhaven und umzu?

Laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gibt es vor allem drei ganz konkrete Auswirkungen:

  • Die Wälder sind stark von der Dürre betroffen. Fast alle Fichten sind mittlerweile abgestorben, sagen die Expertinnen und Experten.
  • Die Landwirtschaft leidet stark unter der Dürre. Teilweise ist die Produktion im Sommer um mehr als zehn Prozent gesunken. Es hat also auch wirtschaftliche Konsequenzen.
  • Und auch in den Flüssen ist die Dürre zu spüren – sogar im Winter. Bei einem Blick etwas weiter in den Süden zeigt sich: Der Rhein hatte vor ein paar Wochen den niedrigsten Wasserstand seit knapp 80 Jahren. Niedrige Wasserstände in den Flüssen können den Transport von Waren behindern. Das kann auch hier für steigende Preise oder leere Regale in den Supermärkten sorgen.

Gibt es denn Vorschläge, wie sich das Dürre-Problem lösen lässt?

Laut Experten müssen wir uns auch in Norddeutschland darauf einstellen, dass extremes Wetter häufiger vorkommt – sowohl Dürre, als auch Überschwemmungen. Das lasse sich nicht mehr aufhalten. Es gibt aber Vorschläge, wie die Natur gegen die Dürre widerstandsfähiger werden kann. Für Benni Thiebes vom Deutschen Komitee für Katastrophenvorsorge sind Bäume dabei besonders wichtig, da sie viel CO2 aufnehmen können. Laut Thiebes brauche der Wald in Deutschland allerdings andere Bäume als bisher. Man müsse andere Bäume als die Fichte anbauen. Bisher sei das die Baumart gewesen, die leicht anzupflanzen war, weil man damit schnell Geld verdienen konnte, so der Experte. Aber das werde sich nun ändern.

Die Fichte hat in Mitteleuropa keine Zukunft. Die wird bis 2100 hier nicht mehr lebensfähig sein.

Benni Thiebes, Geschäftsführer vom Deutschen Komitee für Katastrophenvorsorge

Es gibt Bäume, die mit weniger Wasser auskommen. Beispielsweise der Feldahorn oder die amerikanische Linde, die resistenter gegen die Dürre sind. Laut Thiebes kommt es ansonsten auf die großen politischen Entscheidungen an – gerade auch, wenn es darum geht, beim Klimawandel gegenzusteuern.

Am Wochenende noch Schnee und Temperaturen um die null Grad, am Montag bis zu 16 Grad: In den vergangenen Tagen gab es im Nordwesten einen außergewöhnlichen Temperaturwechsel. Ist das normal oder schon Klimawandel?

Erst einmal ist das normales Wetter, sagt Benni Thiebes. Wichtig sei bei solchen Fragen der Unterschied zwischen Wetter und Klima: "Klima bezeichnet den Durchschnitt von Wetterereignissen über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren." Aktuell seien das normale Wetterveränderungen, die so auftreten könnten.

Man kann nicht einfach so aus dem Fenster schauen und sagen: "Das ist der Klimawandel".

Benni Thiebes, Geschäftsführer vom Deutschen Komitee für Katastrophenvorsorge

Auch bei der Flutkaterstrophe konnte man das laut Thiebes so nicht sagen: "Da wurde in der Presse auch oft behauptet: 'Das ist der Klimawandel. So sieht der aus.' Aber so können wir das nicht nachweisen." Die Wissenschaftler können laut Thiebes zwar statistische Häufungen beschreiben, "aber wir können nicht sagen, dass jetzt dieses eine Ereignis draußen durch den Klimawandel ausgelöst wurde."

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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Bremen Vier Läuft, 13. März 2023, 15:10 Uhr