Wie eine Bremerhavenerin per Funk mit aller Welt Kontakte knüpft

Eine Frau mit einem Funkgerät

Die Funkerin aus Bremerhaven

Bild: Radio Bremen | Leonard Steinbeck

Seit den Achtzigern nutzt auf Schiffen kaum jemand mehr Funk. Marita Westphal-Blome aus Bremerhaven funkt weiter in viele Länder – als eine von wenigen Frauen.

Wer in den Funkraum von Marita Westphal-Blome will, der muss schon etwas schwindelfrei sein. "Das ist alles etwas eng, aber wir kriegen das hin", sagt sie. Es geht nach ganz oben aufs Museumsschiff "Seefalke" im Alten Hafen von Bremerhaven: Hier ist ihre kleine Funkkammer – und hier geht ihr Herz auf. Die 69-Jährige ist Amateurfunkerin und betreut ehrenamtlich die Funkstation auf dem Museumsschlepper. Und das klingt dann so: 

CQ CQ 40. CQ auf 40 Meter. Von Delta Kilo Null. Sierra November. Hier ruft Delta Kilo Null. Sierra, November. Ruft und hört.

Funkspruch von der "Seefalke"

Wer jetzt gleich einen Smalltalk mit der weiten Welt der Funkfreunde erwartet, der wird enttäuscht. Denn jetzt kommt das große Warten. Ist jemand auf der gleichen Frequenz? Hört uns jemand? Offensichtlich noch nicht: "Hier hört man nichts. Außer Rascheln und Rauschen", beschreibt Westphal-Blome. "Das ist jetzt der Vorführeffekt. Da meldet sich keiner."

Kontakte aus Marokko oder Oman

Schade. Denn in der Theorie kann Marita Westphal-Blome aus ihrer Funkkammer am Deck des Schiffs nach ganz Europa und weit darüber hinaus funken, heutzutage natürlich nur noch spaßeshalber. Aber bis vor 40 oder 50 Jahren war diese Technik überlebenswichtig. Und genau das fasziniert Marita Westphal-Blome am Amateurfunk: "Weil man da viele Leute kennenlernt. Und es immer wieder spannend ist, mit wem man da auf einmal Kontakt hat. Da meldet sich auf einmal jemand aus Marokko oder Oman."
Viele seien dann nicht nur überrascht, von wie weit weg ihre Gesprächspartnerin kommt: "Die sind immer ganz begeistert, wenn sie eine weibliche Stimme hören." Davon gebe es im Amateurfunk nämlich nur wenige, sagt Westphal-Blome. In Deutschland liege der Frauenanteil bei rund zehn Prozent.

Hauptberuflich war Marita Westphal-Blome nie Funkerin. Für sie war es immer nur ein Hobby, das sie über ihren Mann kennengelernt hat. Ihr Job war Übersetzerin. Das hat ihr manches Mal genützt: "Ich spreche Englisch, Französisch und Spanisch. Aber die Verkehrssprache ist Englisch. Aber ein Franzose freut sich natürlich auch, wenn man mal ein paar Worte auf Französisch einfließen lässt. Das ist ganz klar."

Konfliktfrei reden – mit Politik-Verbot

Eine Frau steht auf einem Steg
Auf der "Seefalke" im Bremerhavener Museumshafen ist die Funkkammer. Bild: Radio Bremen | Leonard Steinbeck

Vielleicht kommt dann auch ein anderes Lebenszeichen auf Französisch: In der Funkkammer sammelt die Funkerin Postkarten aus vielen Ländern. Wenn man zum ersten Mal Kontakt mit anderen Funkern aufnimmt, dann schickt man sich die Karten traditionell zu. "Das ist eine Station aus Italien, oder hier Österreich, Großbritannien, Frankreich. Ein altes Segelschiff. Mit all denen hatten wir Kontakt." Manche ihrer Sprechkontakte hat Westphal-Blome sogar persönlich getroffen.

Ich hatte mal einen ganz netten Funkkollegen aus St. Petersburg. Und mit dem haben wir uns auch häufiger getroffen. Auf dem Band und auch in Bremerhaven vor Ort. Er ist zur See gefahren und war dann auch häufiger hier.

Marita Westphal-Blome

Mit dem Russen könnte die Funkerin wohl auch in den heutigen Zeiten noch reden, ohne in Streit zu geraten. Dass das möglich sei, über Religionen und Weltanschauungen hinweg, liege an einigen Regeln, die strikt eingehalten werden: "Zum Beispiel Politik, Religion oder rassistische und diskriminierende Äußerungen. Sowas ist völlig tabu."

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Autorinnen und Autoren

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 17. August 2022, 14.15 Uhr