Diese Kunstwerke aus Bremen stehen in den Museen der Welt
New York, London, Berlin: Kunst aus Bremen auf fernen Reisen
Ob Geschirr, Skulpturen oder Gemälde: Bremen verfügt über kostbare Kunstobjekte. Sie sind mal hier, mal dort zu sehen. Ein paar Beispiele für Kunst aus Bremen in der Ferne.
Das Metropolitan Museum of Art in New York ist seit diesem Herbst um zwei Objekte aus Bremen reicher – wenn auch nur auf Leihbasis: Das Focke-Museum hat den Kollegen in New York kürzliche eine silberne Kanne und eine silberne Schale aus dem 16. Jahrhundert geliehen. Jetzt bereichert die Silberkunst aus Bremen in New York eine Ausstellung über den "Wandel der Künste am englischen Hof während der Tudor-Zeit".
Was manchem Bremer wie eine spektakuläre Nachricht erscheint und zugleich das Focke-Museum mit Stolz erfüllt, gehört doch auf der anderen Seite für die großen Museen Bremens fast schon zur Routine. Immer wieder sind Kunstobjekte aus der Hansestadt auf Reisen, schmücken Ausstellungen im In- und Ausland. Ein paar aktuelle Beispiele für Kunst aus Bremen auf Reisen:
1 Skulpturen von Gerhard Marcks in fremden Parks

Das Museum Schloss Moyland in Nordrhein-Westfalen und der dazugehörige Skulpturenpark stehen weithin für das harmonische Zusammenwirken von Schlossarchitektur, Gartengestaltung und Bildhauerkunst. Und hier kommt Bremen ins Spiel: Denn im Skulpturenpark trifft man unter anderem auf die Skulptur "Der Gefallene" (siehe Titelbild) von Gerhard Marcks (1889-1981), die manch Bremer noch aus dem Gerhard-Marcks-Haus kennen dürfte. Als Dauerleihgabe der Gerhard-Marcks-Stiftung gelangte die Arbeit 1999 zum Schloss Moyland.
Zwanzig Jahre nachdem sein Sohn Herbert 1943 im Zweiten Weltkrieg gefallen war, schuf Gerhard Marcks als Totenmal für ihn sowie für sechs ebenfalls ums Leben gekommene Freunde des Sohnes ein Gipsmodell eines Gefallenen, das zwei Jahre später überlebensgroß in Marmor ausgeführt wurde. In dem "Gefallenen" verdichtet sich einerseits der tiefe Schmerz über den persönlichen Verlust eines geliebten Menschen. Andererseits gilt die Skulptur als Sinnbild für die Akzeptanz des Todes als Bestandteil und Endpunkt des Lebens.
Dank der Bremer Gerhard-Marcks-Stiftung ist Gerhard Marcks auch manch' Besucher des Grugaparks in Essen ein Begriff. Auch dort befindet sich ein Skulpturenpark mit Plastiken und von der Klassischen Moderne bis zur Zeitgenössischen Kunst. Sie stammen von Künstlern wie Henry Moore, Alfred Hrdlicka, Georg Kolbe – und Gerhard Marcks. Auf den sogenannten Farbenterrassen steht Marcks' "Großer Adam" aus dem Jahr 1953. Er gelangte 1994 als Dauerleihgabe dorthin. Der massige und untersetzt wirkender Körper der Statur gilt als Ausdruck Marcks‘, sich von den faschistischen Vorbildern und Körperidealen sichtbar zu distanzieren.
2 Gemälde von Paula Modersohn-Becker in London

Viele Bremerinnen und Bremer kennen Paula Modersohn-Beckers Bilder aus den Museen Böttcherstraße, die eng mit der ebenfalls ortsansässigen Paula-Modersohn-Becker-Stiftung zusammenarbeiten. Doch natürlich sind die Bilder der großen Worpsweder Künstlerin nicht nur in Bremen gefragte Exponate. So befinden sich einige der Gemälde aus dem Fundus der Paula-Modersohn-Becker-Stiftung gerade als Leihgaben in der berühmten Royal Academy of Arts in London. Dort sind sie in der Ausstellung "Making Modernism" zu sehen.
Dazu zählen etwa Paula Modersohn-Beckers "Otto Modersohn schlafend" und ihr "Selbstbildnis mit Zitrone" (siehe unsere Fotos). Wie Claudia Klocke aus den Museen Böttcherstraße mitteilt, gehört Paula Modersohn-Beckers "Selbstbildnis mit Zitrone" von 1906/1907 insofern zu den radikalsten Werken der Künstlerin, als sie sich hierin bereits deutlich von der Detailgetreue des Impressionismus verabschiedet. So erscheinen die flächigen Farben in diesem Bild weniger als naturgetreues Abbild ihrer selbst denn als Ausdruck einer Grundstimmung. Modersohn-Becker lebte damals in Paris und befragte dort sich und ihre Kunst im Umkreis der internationalen Avantgarde immer wieder in Selbstporträts.

Aus dieser Zeit stammt auch ihr Gemälde ihres schlafenden Ehemanns Otto Modersohn. Auch hier fällt der flächige Aufbau der Komposition ins Auge. Wie das "Selbstbildnis mit Zitrone", so beschreibt auch "Otto Modersohn schlafend" bereits den Übergang vom Impressionismus zum Expressionismus.
3 Kunst mit der Schreibmaschine aus der Weserburg in Berlin

Auch das Weserburg Museum für Moderne Kunst kann gerade mit "Leihgaben an bedeutender Stelle aufwarten", freut sich die Kuratorin Bettina Brach. Die Rede ist von Typewritings, also mit der Schreibmaschine getippten Grafiken von Ruth Wolf-Rehfeldt. Etwa 30 dieser Kunstwerke sind gerade im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen: in der Ausstellung "Ruth Wolf-Rehfeldt. Wie eine Spinne im Netz".
Es handelt sich dabei um eine Preisträgerausstellung. Denn die 90-jährige Wolf-Rehfeldt hat gerade den renommierten Hannah-Höch-Förderpreis 2022 gewonnen. Zur Begründung für diese Ehrung teilen die Staatlichen Museen zu Berlin mit: "Obwohl Wolf-Rehfeldts Typewritings mehr als 30 Jahre alt sind, sind sie hochaktuell. Sie verhandeln den Wandel der Kommunikationsmedien und ihrer Netzwerke, die globale Kommunikation mit und ohne Grenzen und sie stellen die Frage nach dem Wert von Information – man denke an heutige Debatten um Fake News und Zensur."

Zum Hintergrund: Wolf-Rehfeldt, damals Bürgerin der DDR, nahm während des Kalten Kriegs Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern außerhalb der DDR auf und half dabei, ein umfangreiches Kommunikationsnetz aufzubauen, das sich um den gesamten Globus spannte. Viele ihrer Arbeiten, auch solche, die sie ins Ausland verschickte, enthielten versteckte politische Botschaften. "Gefährliches Gleichgewicht" von 1985 etwa (siehe Foto) greift auf subtile Weise die beschränkte Meinungsfreiheit und das sich wandelnde Kräfteverhältnis in den letzten Jahren der DDR auf.
4 Bedeutende Gemälde aus der Kunsthalle in Leipzig und Bonn

Aus der Kunsthalle Bremen mit ihrer beachtlichen Sammlung sind ständig Bilder auf Reisen und in anderen Museen rund um den Globus zu sehen. Aktuell hat die Kunsthalle beispielsweise Bilder von Jules Duprés, Oscar Zwintscher, Paula Modersohn-Becker, Hubert van Ravesteyn und Wolfgang Heimbach an andere Häuser für Ausstellungen verliehen, teilt Sprecherin Jasmin Mickein mit.
Duprés "Abend an der Küste" (siehe Foto) hängt zur Zeit im Museum der bildenden Künste Leipzig. Das Gemälde zeugt davon, wie gern der berühmte französische Landschaftsmaler Jules Duprés an der normannischen Küste arbeitete, wo dieses Bild entstand. Dupré fängt hier die Abendstimmung ein: Das Wasser ist ganz still, doch die Wolken bauschen sich und erzeugen leuchtend orangefarbene Lichteffekte, die sich auf dem Wasser spiegeln.

Hubert von Ravesteyns "Stillleben mit Nüssen, Wein und Tabakpäckchen" hängt derzeit im LVR-LandesMuseum Bonn. Es ist eines seiner fünf Bilder mit Rauchutensilien. Ein bedrucktes Tabakpäckchen ist im Vordergrund zu sehen. Es zeigt eine nackte schwarze Figur, die eine lange Pfeife raucht. Die Jahreszahl "A 1670" entspricht der Datierung des Gemäldes. Zum Hintergrund: Tabak entwickelte sich für die Niederländer seit dem späten 16. Jahrhundert zu einem äußerst bedeutenden Handelsgut. Amsterdam wurde im 17. Jahrhundert der zentrale Umschlagplatz für Tabak in Europa.
5 Installation von Rosa Barba in Tours

Nicht wenige Dozentinnen und Dozenten der Hochschule für Künste Bremen sind Künstler von internationalem Rang. Das gilt beispielsweise für die Filmemacherin Rosa Barba. Ihre Installationen und Skulpturen sind weltweit zu sehen. So zeigt das Centre De Création Contemporaine Olivier Debré im französischen Tours gerade ihre Schau "Weavers".
In dieser Ausstellung untersucht Rosa Barba Begriffe wie "Erinnerung" und "Bewahrung" oder "Weitergabe" sowie Ideen über die Zeit und über unsere Beziehung zur Natur: "Wie beeinflussen wir als Menschen die Erde?", lautet dabei eine ihrer zentralen Fragen. Wie Franck Bordese aus dem Studio Rosa Barba mitteilt, gehe es der Künstlerin in ihrer Ausstellung mehr darum, Fragen zu stellen, als dem Betrachter zu sagen, was er zu denken habe. Denkstoff liefert die Künstlerin den Betrachtern ihrer Ausstellungen indes reichlich.
Wie funktionieren die barrierefreien Angebote der Bremer Kunsthalle?
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Tag, 27. Oktober 2022, 23:30 Uhr