Bremens Behindertenbeauftragter: "Bluttests sind ethisch fragwürdig"

Bremer Parteien: Kostenlosen Bluttest auf Down-Syndrom diskutieren

Bild: Radio Bremen

Alle Fraktionen in der Bremischen Bürgerschaft wollen das Thema im Bundesrat diskutieren. Doch wo liegt das Problem? Bremens Behindertenbeauftragter klärt auf.

"Ethisch problematisch" nennt Arne Frankenstein den nicht-invasiven Pränataltest, kurz NIPT. Dieser kann feststellen, ob ein ungeborenes Kind das Down-Syndrom hat – also Trisomie 21. Seit Kurzem wird der Test in begründeten Fällen von den Krankenkassen bezahlt. Darüber soll noch einmal diskutiert werden, so die Parteien und der Behindertenbeauftragte. Denn Kritiker fürchten, dass durch die Kassenleistung weniger beeinträchtigte Kinder geboren werden.

Der Test sende die Botschaft, dass Trisomien ein vermeidbares Risiko sind, so Frankenstein am Sonntag in buten un binnen. Und das stehe in einem wesentlichen Widerspruch zu dem, was die Gesellschaft sich in der Behindertenrechtskonvention als rechtlichen Auftrag gegeben habe.

Ich glaube, dass Menschen mit Trisomien mit der Frage konfrontiert sein könnten, ob nicht auch ihre Existenz infrage gestellt ist.

Der neue Landesbehindertenbeauftragte Arne Frankenstein im Porträt.
Arne Frankenstein, Landesbehindertenbeauftragter

"Natürlich geht es um das Selbstbestimmungsrecht der Frau, das steht an erster Stelle", so Frankenstein. "Aber darüber hinaus geht es auch darum, dass wir sicherstellen, dass behinderte Menschen nicht so sehr unter Druck geraten, dass sie an den Rand der Gesellschaft geraten. Und ich glaube, dass Menschen mit Trisomien mit der Frage konfrontiert sein könnten, ob nicht auch ihre Existenz infrage gestellt ist. Das muss auf jeden Fall vermieden werden."

Tests und Bezahlung durch Krankenkasse überdenken

Die Gesellschaft müsse gemeinsam wichtige Fragen aushandeln – auch bezüglich der Tests. "Wir müssen darüber in den Diskurs gehen, was diese Tests können und nicht können – und wie wir damit umgehen wollen." Es müsse eine breite Diskussion mit vielen Beteiligten aus der Gesellschaft geben. Die Diskussion komme viel zu spät, es sei aber gut, dass Bremen dies nun anschiebe. Er hoffe auf eine Lösung, die die Bezahlung durch die Krankenkassen am Ende infrage stellt, so Frankenstein weiter.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. März 2023, 19:30 Uhr