5 Jahre nach Urteil gegen Stolberg: Was wurde aus dem Beluga-Gründer?

Niels Stolberg im Landgericht

5 Jahre nach Urteil gegen Stolberg: Was wurde aus dem Beluga-Gründer?

Bild: Radio Bremen

Er galt als Bremer Vorzeige-Unternehmer. Doch nachdem er seine Haft im Jahr 2020 angetreten hatte, ist es still um Niels Stolberg geworden. Inzwischen ist er wieder frei.

Was macht Stolberg heute?

Stolberg hatte 2020 in der JVA Oslebshausen seine Haft angetreten. Er durfte dann in den offenen Vollzug wechseln und tagsüber als "Freigänger" raus. Im vergangenen November ist er dann vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Zu dem Zeitpunkt hatte er zwei Drittel der Strafe abgesessen.
Laut seinem Anwalt arbeitet Stolberg inzwischen als Angestellter. In den vergangenen Jahren war immer wieder von einer Beraterrolle die Rede, aber Genaueres, in welcher Art von Job er beschäftigt ist, ist nicht bekannt.

Stolberg galt für lange Zeit als Bremer Vorzeigeunternehmer und stand entsprechend oft im Rampenlicht. Erlebt man Niels Stolberg heute noch in der Öffentlichkeit?

Heutzutage wirkt es so, als sei Stolberg vor allem Privatmann und ist komplett raus aus dem Rampenlicht. Sein Anwalt formuliert es so: Niels Stolberg konzentriere sich auf seine Familie. Das war damals deutlich anders, da hat er sich als weithin anerkannter Unternehmer durchaus exponiert. Er hatte in den 90er Jahren sein Unternehmen gegründet und daraus eine der größten Schwergutreedereien der Welt gebaut. Stolberg wurde ausgezeichnet, er war "Schaffer". Damals war er also ein echter Star-Unternehmer und eine schillernde Figur.

Die Beluga-Reederei ging schließlich unter. Was wurde aus dem Nachfolgeunternehmen?

Ein Finanzinvestor aus den USA hatte Beluga damals übernommen – Oaktree Capital, damals ein ganz zentraler Player in dem Wirtschaftskrimi um den Untergang der Beluga-Reederei. Oaktree hatte Beluga dann unter dem Namen "Hansa Heavy Lift" von Hamburg aus weitergeführt – aber auch diese Nachfolgereederei ist 2019 in die Insolvenz gegangen.

Das Unternehmen ist inzwischen Geschichte, aber die ehemalige Beluga-Zentrale gehört bis heute zu den auffälligsten Immobilien am Weserufer der Bremer Neustadt. Wie wird das Gebäude heute genutzt?

Das Gebäude ist auch als "Teerhof 59" oder kurz "T59" bekannt. Es gibt einen schönen Blick auf die Weser und auf die Bremer Altstadt, viel Glas, Klinker – und das Gebäude ist sogar preiskrönt. Diese Immobilie hat damals die Immobilientochter der Bremer Landesbank übernommen. Dann kamen neue Mieter, eine Privatbank und später der Windradhersteller Enercon. Das Gebäude wurde mittlerweile an die Großbank BNP Paribas weiterverkauft. Und heute gibt es in dem Gebäude auch eine Büro- und Konferenzraumvermietung. Heutzutage lässt sich die Dachterrasse für Hochzeiten oder andere Anlässe mieten.

Niels Stolberg hat außerdem Spuren auf Spiekeroog hinterlassen, ist davon noch etwas zu finden?

Stolberg war dort als Investor unterwegs und zwischenzeitlich sogar größter Hotelier der Insel. Ferienwohnungen, Geschäfte, Restaurants und andere Immobilien gingen damals in die Insolvenzmasse und wurden relativ schnell verkauft. Etwas länger hat es beim sogenannten "Künstlerhaus" gedauert.
Nach einer erfolglosen Zwangsversteigerung fand sich erst nach ein paar Jahren ein Investor.

Heute sind in dem Gebäude Ferienwohnungen und reguläre Wohnungen angesiedelt. Trotzdem kennen die Inselbewohner die Immobilie noch als Stolberg-Haus, sagt Inselbürgermeister Patrick Kösters. Der Name Stolberg sei heute immer noch sehr präsent und Stolberg habe nicht nur wegen der Immobilien Eindruck auf der Insel hinterlassen.

Autor

  • Christian Schwalb
    Christian Schwalb Nachrichtenredakteur

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 15. März 2023, 8:10 Uhr