Dieser Bremerhavener weiß, wie es unseren Bäumen geht

Mann mittleren Alters kniet mit Werkzeug vor Baumstamm

Dieser Bremerhavener weiß, wie es unseren Bäumen geht

Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Um Unfälle durch umstürzende Bäume zu verhindern, setzt Bremerhaven auf Kontrollen durch Gärtner. Wir haben einen Baumkontrolleur bei der Arbeit auf einem Friedhof begleitet.

Jetzt, zur beginnenden Herbstzeit ist ein Waldspaziergang besonders schön, weil die Blätter der Bäume in vielen Farben leuchten. Doch die Bäume können auch zur Gefahr werden, gerade im Herbst. Weil Stürme die Äste abknicken. Auch aus diesem Grund gibt es für alle Bäume im öffentlichen Raum regelmäßige Baumkontrollen. buten un binnen hat sich auf dem Bremerhavener Friedhof Spadener Höhe eine Baumkontrolle angesehen. So läuft sie ab:

Friedhofsverwalter und Gärtnermeister Olaf Kranz ist mal wieder auf Kontrolltour. Damit morsche Bäume nicht zur Gefahr werden: "Ein Baum könnte ja, über die Jahre irgendwelche Schäden entwickeln, durch Pilzbefall, durch Sturmbruch, die man vielleicht gar nicht sehen würde", erklärt er die Notwendigkeit der Kontrolle.

Computer statt Zettel und Stift

1.300 Bäume stehen auf dem Friedhof Spadener Höhe in Bremerhaven. Während die früher mit Zettel und Stift abgeklappert wurden, hilft heute moderne Technik. Als Kranz vor einer großen Eiche ankommt, zieht er ein Tablet als seiner Werkzeugkiste. Größe, Alter und Probleme der Eiche: Das Tablet zeigt alles an.

Die Eiche ist noch rot. Das heißt: Die Kontrolle kann loslegen. Mit einem Schraubenzieher prüft Olaf Kranz zuerst, ob das Holz am Stammfuß weich ist: "Ich sehe hier keine Pilze, ich sehe hier zwar Moos, das darf er aber haben. Jetzt arbeiten wir uns weiter vor, jetzt gehen wir an den Stamm", erläutert er das Vorgehen – und macht sich sodann an den Stamm.

Man sieht dort keine Beschädigungen, keine Risse. Doch der optische Eindruck genügt Kranz nicht. Er klopft den Stamm zusätzlich ab. Nichts Auffälliges, ein ganz normales Klopf-Geräusch ertönt. "Auch hier hört sich das jetzt auch eigentlich relativ hart an, das heißt, also hier ist auch kein Indiz dafür, dass hier eventuell eine Stammfäule dran ist oder im Kern irgendwas nicht in Ordnung ist", schlussfolgert der Fachmann.

"Bricht er gleich oder später?"

Olaf Kranz zückt ein Fernglas, blickt in die 18 Meter hohe Baumkrone. Mit seinem geschultem Blick entdeckt er sofort einen toten Ast: "Und jetzt ist meine Beurteilung, wann kann der da abbrechen. Bricht der gleich ab, wenn wir hier weggehen? Bricht der morgen ab, oder bricht der erst in zwei Monaten oder vielleicht erst innerhalb eines halben Jahres?", fragt sich Kranz. Der Baum steht nah an den Gräbern, daher entscheidet er: Der tote Ast muss in spätestens zwei Monaten abgesägt sein. Dafür beauftragt er einen Baumkletterer, der den Ast entfernt.

Dann geht’s zum nächsten Baum: einer Hainbuche. "Ja, also hier sieht man schon, dass im oberen Drittel kaum noch Belaubung da ist", stellt der Gärtner fest. Woran das liegt, möchte er demnächst mit einem Spezialgerät prüfen. Er notiert ein P in seinem Tablet und erklärt: "P ist die Abkürzung für Problembaum. Das heißt also, den werde ich mir in kürzeren Intervallen anschauen."

Viele Kontrollen bedeuten viel Aufwand. Bei alten Bäumen werden Äste manchmal sogar mit Gurten gesichert. Ganz gefällt würden sie heutzutage nur noch selten, sagt Olaf Kranz. Er findet die Entwicklung gut: "Wenn man selber mal eine Motorsäge in der Hand hatte und muss jetzt so einen Baum fällen, der vielleicht schon älter ist als man selbst, das tut einem ja im Herzen weh." Umso mehr, wenn man bedenke, welchen ökologischen Wert etwa auch die Insekten hätten, die oben in den Bäumen leben. Früher habe man dem nicht so viel Bedeutung beigemessen. "Heute kämpfen wir um jede Biene", stellt Kranz fest. Er beteiligt sich gern an diesem Kampf für die Natur.

Autorin

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 16. September 2022, 14.10 Uhr