Royale Rutschpartie mit Queen Elizabeth

Heute vor 40 Jahren besuchte die britische Queen Bremen und Bremerhaven. Dabei kämpfte sie mit der glitschigen Gangway – und ließ sich von Tausenden bejubeln.

Bild: dpa

Fast zwei Monate hat die Protokollabteilung im Bremer Rathaus diesen Besuch geplant. Und versucht, sich auf alles vorzubereiten. Wie spricht man die Königin an? Was mag sie, was mag sie nicht? Was soll man ihr zeigen?

Um viertel vor zwölf an diesem Freitagmittag steigt die Queen am Martinianleger in Bremen von Bord ihrer Barkasse. Die königliche Yacht ankert im Europahafen, sie ist zu hoch für die Weserbrücken. Knapp drei Stunden sind für den Besuch in Bremen eingeplant. Nicht viel, bedauert Bürgermeister Hans Koschnick (SPD). Er hätte dem Staatsbesuch gern noch die sogenannten "Bremer Häuser" gezeigt. Sicherlich hätte Ihre Majestät die Parallele zu einigen Stadtteilen in London gesehen.

Aber für Bremer Häuser nach englischem Vorbild ist keine Zeit. Ein Besuch in der Böttcherstraße, ein Abstecher in den Ratskeller stehen stattdessen auf dem Programm. Tausende Schaulustige verfolgen jeden Schritt. Und Elisabeth und Philipp lächeln und winken – und bedanken sich später für den herzlichen Empfang.

I am most grateful to you and to the people of Bremen for your warm welcome.

Queen Elizabeth II, britische Königin
Bild: Radio Bremen

Das war am Tag zuvor in Bremerhaven ähnlich. Radio Bremen ist live dabei, als die königliche Yacht "Britannia" an der Columbuskaje anlegt. Zentrale Frage für den Reporter: Wie bezeichnet man wohl am besten den Rotton ihres Mantels? Da damals noch viele in Schwarzweiß zuschauten, sah er sich genötigt zu spekulieren, ob es eher ein Erdbeer- oder ein Himbeer-Rot sei, um letztlich die Lieblingsfarbe der Königin preiszugeben: Rosenknospen-Rot.

Die Queen in ihrem auffälligen Mantel bewegt sich auf jeden Fall viel schneller von Bord als geplant. Denn die Gangway ist wegen Hochwassers stark abschüssig, der rote Teppich darauf nass und glitschig. Das hatte das Protokoll nicht bedacht. Mehr schlittern als schreiten – aber selbstverständlich bewahrt eine Königin auch dabei Haltung. Nach Meinung der Zuschauer nimmt sie das "ganz sportlich" und überwindet diese Rutschpartie "ganz wunderbar". Dennoch macht sie einen angestrengten Eindruck.

Im königlichen Rolls Royce geht es weiter durch Bremerhaven. Abends gibt es einen Empfang an Bord der "Britannia". Am nächsten Tag in Bremen lädt Bürgermeister Koschnick zum Festessen in die Obere Halle des Rathauses. Eine imposante Kulisse – selbst für eine Königin. Ein herrlicher Rahmen zum Abschluss ihres Deutschlandbesuches, lobt sie: "This splendid setting provides a perfect finale to our second visit to the Federal Republic of Germany!"

Um 15 Uhr startet ihr Flugzeug Richtung England. Der fünftägige Deutschland-Besuch der Queen endet in Bremen. Das war heute vor 40 Jahren.

Autorin

  • Birgit Sagemann
    Birgit Sagemann

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Die Chronik, 26. Mai 2018, 7:50 Uhr

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