Füllkrugs Treffer reicht nicht – WM-Aus für Deutschland

Worauf kommt es an im WM-Spiel gegen Costa Rica?

Bild: Imago | Matthias Koch

Drama in Katar: Niclas Füllkrug konnte nicht verhindern, dass die WM für das DFB-Team vorbei ist. Der 4:2-Sieg gegen Costa Rica reichte nicht – denn Japan schlug Spanien.

Bundestrainer Hansi Flick flüchtete eilig vom Ort des nächsten WM-Desasters, seine blamierten Spieler blieben fassungslos zurück. Der deutsche Fußball liegt vier Jahre nach dem historischen Vorrunden-Aus schon wieder am Boden. Nach Joachim Löw in Russland hat es auch Nachfolger Flick bei der WM in Katar böse erwischt.

Das dürftige 4:2 (1:0) im letzten Gruppenspiel gegen das limitierte Costa Rica nach späten Joker-Toren von Kai Havertz (73./85. Minute) und Niclas Füllkrug (89.) reichte am Donnerstag in Al Chaur nicht für den Einzug in die K.o.-Runde. Japans überraschender 2:1-Sieg gegen Spanien riss die DFB-Auswahl aus allen Achtelfinal-Hoffnungen.

Schwungvoller Beginn reicht nicht

Werder-Stürmer Niclas Füllkrug trifft im WM-Spiel gegen Costa Rica zum 4:2.
Werder-Stürmer Niclas Füllkrug (links) trifft gegen Costa Rica zum 4:2. Bild: dpa | Christian Charisius

Nach einer erneut missratenen Vorrunde fliegen die mit Titelträumen angereisten deutschen Spieler blamiert zurück nach Deutschland, wo auf den DFB, Bundestrainer Flick und Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff unruhige Adventstage mit kritischen Fragen nach der Zukunft warten.

Das Kopfballtor von Serge Gnabry (10. Minute) in der schwungvollen Anfangsphase entpuppte sich als Täuschung einer Mannschaft, die ihre Qualität zu selten wie beim 1:1 gegen Spanien auf den Platz brachte. Yeltsin Tejeda (58.) und Juan Pablo Vargas (70.) brachten vor 67.054 Zuschauern im Al-Bait-Stadion den Außenseiter sogar kurz in Führung. Die drei späten Tore sicherten dem DFB-Team zwar noch den Sieg, aber nicht mehr den Einzug in die K.o.-Runde.

Tore, Tränen, geplatzter Traum: Das deutsche WM-Debakel im Video

Bild: dpa | Christian Charisius

Flick setzte Super-Joker Füllkrug wieder auf die Bank

Trotz aller Rufe nach einem Startelf-Platz für Superjoker Füllkrug setzte Coach Flick zu Beginn total auf "seine" ehemaligen Bayern-Spieler. Alle sieben verfügbaren Münchner liefen auf, ganz vorn Thomas Müller. Leroy Sané kam als einziger neu ins Team.

Joshua Kimmich rückte aus dem zentralen Mittelfeld auf die rechte Abwehrseite und ersetzte dort Thilo Kehrer. Füllkrug bekam wieder die Joker-Rolle. "Eine schwere Entscheidung", sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Flick verriet, diese Frage lange offen gehalten zu haben.

Gnabry trifft früh

Nationalspieler Serge Gnabry trifft rechts ins Toreck im WM-Spiel gegen Costa Rica.
Serge Gnabry (links) hatte die deutsche Elf bereits nach zehn Minuten in Führung gebracht. Bild: dpa | Robert Michael

Es begann das erwartete Spiel. Der Favorit war sofort drückend überlegen. Costa Rica stand tief in der eigenen Hälfte - und doch fanden Flicks Schützlinge schnell Lücken. Jamal Musiala scheiterte in der 2. Minute noch an Keeper Keylor Navas. Müller setzte völlig frei einen Kopfball daneben (9.).

Der nächste Anlauf passte: David Raums Flanke fand den unbehelligten Gnabry, der per Kopf vollstreckte. Es war das erste Kopfballtor des 27-Jährigen im Nationaltrikot. Dazu kam frohe Kunde vom Parallelspiel, auch Spanien war gegen Japan in Führung gegangen und ließ die deutschen Achtelfinal-Hoffnungen weiter steigen.

Wieder nicht effizient genug

Werder-Stürmer Niclas Füllkrug enttäuscht mit hängendem Kopf im WM-Spiel gegen Costa Rica.
Für Niclas Füllkrug (Mitte) ist seine erste WM bereits nach der Gruppenphase beendet. Bild: dpa | GES / Marvin Ibo Güngör

Nach dem gelungenen Start tat sich die deutsche Elf jedoch immer schwerer gegen den nun besser postierten Außenseiter. In der Mitte waren die Wege oft versperrt, Flanken von außen fanden selten einen Adressaten. Oft agierte das DFB-Team zu verspielt rund um den Strafraum, anstatt kühl und schnörkellos den Abschluss zu suchen. Die mangelnde Effizienz war wie in den ersten beiden Partien in Katar erneut ein Manko, vor allem Müller spielte vorn wieder glücklos.

Fast wäre das noch vor der Pause bestraft worden. Raum und Abwehrchef Antonio Rüdiger patzten bei einem eigentlich harmlosen Angriffsball schwer, Neuers Glanztat verhinderte beim Schuss von Keysher Fuller den Ausgleich (42.).

Die Nerven der deutschen Elf flatterten

In der zweiten Halbzeit ging es für die deutsche Mannschaft dann rasant bergab. Leon Goretzka musste mit muskulären Problemen weichen, Lukas Klostermann kam. Dann machte die Nachricht von Japans Doppelschlag gegen Spanien im Stadion die Runde. Das erneute Vorrunden-Aus rückte ganz nah, die Nerven von Flicks Mannen flatterten.

Prompt unterlief Raum ein Fehlpass, Costa Rica konterte rasant. Kendall Wastons Kopfball parierte Neuer noch, bei Tejedas Nachschuss war er machtlos. Nichts lief nun mehr für die Deutschen, gleich zweimal scheiterte Musiala am rechten Torpfosten (61./67.).

Am Ende war es zu wenig

Enttäuschte deutsche Nationalspieler mit hängenden Köpfen verlassen den Rasen nach dem WM-Aus in Katar.
Enttäuschung pur bei den deutschen Spielern nach dem bitteren WM-Aus. Bild: dpa | GES / Markus Gilliar

Flick hatte längst reagiert, nach Füllkug schickte er auch Havertz und den WM-Siegtorschützen Mario Götze aufs Feld. Doch es kam noch schlimmer. Nach einem Freistoß herrschte Chaos im deutschen Strafraum, Vargas bezwang Neuer artistisch im zweiten Versuch. Jetzt war es ein offener Schlagabtausch. Havertz blieb nach Füllkrugs Zuspiel cool und hob den Ball zum Ausgleich über Navas hinweg.

Kurz darauf hätte Füllkrug dann fast selbst wieder zugeschlagen, doch nach einem tollen Konter warf sich Navas noch in seinen Schuss aus Nahdistanz. So war es wieder Havertz, der nach Gnabrys Flanke vollstreckte und die Partie drehte. Füllkrug stellte den Endstand her, sein Treffer zählte nach Videobeweis. Doch das war am Ende zu wenig.

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 1. Dezember 2022, 18:06 Uhr