"Das tut extrem weh": Füllkrugs WM-Abenteuer ist vorbei

Werders Füllkrug zum WM-Aus: "Wird lange dauern, das zu verdauen"

Bild: dpa | Robert Michael

Niclas Füllkrug ist gerade einmal seit zwei Wochen Nationalspieler. In Katar avancierte der Werder-Stürmer rasant zum neuen Liebling der Fans. Nun ist die Reise jäh zu Ende.

Als der Abpfiff im Stadion von Al Chaur ertönt war, war es vorbei. Gerannt, gekämpft, gehofft – und gescheitert. Obwohl die deutsche Mannschaft mit 4:2 gegen Costa Rica gewonnen hatte, war die Blamage dennoch perfekt. Wieder das Aus nach der Vorrunde. Abflug statt Achtelfinale.

Auch Niclas Füllkrug stand wie die anderen Nationalspieler etwas verloren auf dem Rasen herum, tief enttäuscht. Nach einem wilden Abenteuer wie im Zeitraffer. Der Werder-Stürmer hatte zwei furiose Wochen in seinem Fußballer-Leben hinter sich. Als Bundesliga-Aufsteiger auf den letzten Drücker für die WM nominiert, im ersten Testspiel-Einsatz traf "Fülle" direkt und spielte sich als Super-Joker in Katar rasant in die Herzen der deutschen Fußball-Fans.

"Der Killer mit der Zahnlücke" schlug wieder zu

Werder-Stürmer Niclas Füllkrug bejubelt seinen Treffer im WM-Spiel gegen Costa Rica.
Auch gegen Costa Rica steuerte Niclas Füllkrug wieder einen Treffer bei, das 4:2. Bild: dpa | Christian Charisius

Auf einmal kannten sie alle den Mann mit der markanten Zahnlücke und dem gewitzten Grinsen. Den Mann, der frischen Wind in die nervöse deutsche Elf brachte. Der mit breiter Brust und dickem Bizeps für Torgarantie stand. "Der Killer mit der Zahnlücke", hatte sogar die britische "Times" getitelt.

Auch gegen Costa Rica traf Füllkrug zum 4:2. Mit seinem Ausgleichstreffer im Gruppenspiel gegen Spanien hatte der 29-Jährige die deutsche Achtelfinal-Hoffnung überhaupt noch am Leben gehalten. Nun aber hatte auch der Sieg nicht mehr gereicht, das Abenteuer WM ist für Füllkrug beendet.

Das tut extrem weh, das ist extrem schwierig zu verdauen. Das wird sehr, sehr, sehr lange dauern, das zu verdauen.

Werder-Stürmer Niclas Füllkrug nach dem WM-Aus in der ARD

"Es war auch eigenes Unvermögen"

Zu gerne hätte Füllkrug weitergespielt, gerne auch mal von Beginn an. Viele Experten hatte vor dem entscheidenden Gruppenspiel seinen Platz in der Startelf gefordert. Doch Bundestrainer Hansi Flick behielt sich Füllkrug wieder als Joker in der Hinterhand und brachte den Stürmer erst in der 55. Minute.

Ob es einen Unterschied gemacht hätte, ihn früh zu bringen, lässt sich im Nachhinein schwer sagen. Füllkrug wollte das Thema nicht kommentieren, ließ aber zwischen den Zeilen durchblicken, dass er natürlich gerne von Anfang an dabei gewesen wäre. Das Aus ärgerte ihn.

Ich bin sauer auf uns selbst. Das ist hart ausgedrückt, aber es war auch eigenes Unvermögen. Mit unserer Qualität hätten wir diese schwere Gruppe überstehen müssen. Auch heute wäre vielleicht etwas Unmögliches möglich gewesen.

Werder-Stürmer Niclas Füllkrug nach dem WM-Aus in der ARD

"Stehen mit komplett leeren Händen da"

Still sei es in der Kabine gewesen, erzählt Füllkrug. Kaum ein Wort sei gesprochen worden. Es gab nichts zu sagen. Dass sie die Gruppenphase nicht erst an diesem Abend verloren haben, wussten sie selber.

Die schwache Schlussphase gegen Japan zum Auftakt war der Knackpunkt gewesen. "Gegen Japan hatten wir viele Probleme. Das war der entscheidende Spieltag", betont auch Füllkrug: "Am Ende stehen wir mit komplett leeren Händen da."

"Fülle" war in der DFB-Elf direkt mittendrin

Fülllkrug schmerzte das Aus wohl besonders. Der Neue im Team hatte sich sofort eingefunden. Als einer vom Bundesliga-Aufsteiger aus Bremen hatte er mit den Großkopferten vom FC Bayern und anderen Arrivierten überhaupt keine Berührungsängste gehabt. "Fülle" war sofort mittendrin, gehörte dazu und hatte sich mit seinem Lauf Respekt verschafft.

Zehn Tore in 14 Bundesliga-Partien hatten ihn nach Katar gebracht, mit 29 Jahren. Sein Marktwert könnte sich nach der WM gar verdoppeln, seine Follower bei Instagram haben das schon getan. Doch eine Garantie ist das nicht. Und irgendwo trieb Füllkrug in diesen trüben Momenten nach dem Aus wohl der Gedanke um, ob das vielleicht sein letzter Auftritt bei einer Weltmeisterschaft gewesen ist.

Es dauert lange, bis wieder eine WM ist und ich weiß nicht, ob hier alle nochmal die Chance bekommen, eine WM zu spielen. Deswegen ist es unfassbar schade.

Werder-Stürmer Niclas Füllkrug nach dem WM-Aus in der ARD

Füllkrugs Weg vom Bundesliga-Aufsteiger zum WM-Torschützen

Bild: dpa | Robert Michael

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Dieses Thema im Programm: ARD, Sportschau, 1. Dezember 2022, 20 Uhr