Wegen Wechsel zu Werder: Als 1991 in Bochum aus Legat "Lügat" wurde

Als Thorsten Legats Wechsel zu Werder für Aufruhr in Bochum sorgte

Bild: Imago | Horstmüller

Von Thorsten Legats Transfer nach Bremen erzählten die Bochumer Verantwortlichen ihrem Trainer damals nichts. Dieser warf deshalb hin – und die Fans gingen auf die Barrikaden.

Als Thorsten Legat am 9. März 1991 das Ruhrstadion verließ, kullerten bei ihm die Tränen. Grund hierfür war nicht die 0:1-Niederlage gegen den HSV, sondern das, was sich zuvor auf den Rängen abgespielt hatte. Legat, geboren in der Stadt und ein echter "Bochumer Jung", wurde von den eigenen Fans niedergemacht. Diese nahmen ihm den anstehenden Abschied in Richtung Bremen übel.

Reinhard Saftig lehnt sich an die Trainerbank.
Faxen dicke: Coach Reinhard Saftig wurde vorab nicht über den bevorstehenden Abgang von Thorsten Legat informiert. Bild: Imago | Ferdi Hartung

Vorangegangen war ein monatelanges Wechsel-Theater, bei dem es nicht immer so ganz mit der Wahrheit zuging. Hinter den Kulissen war der Transfer schon eine Weile in trockenen Tüchern, doch in Bochum wusste Coach Reinhard Saftig nichts davon. "Sowas darf nicht hinter dem Rücken des Trainers passieren. Dann gibt es keine Vertrauensbasis mehr", ärgerte sich Saftig damals – und kündigte deshalb an, zum Ende der Saison den VfL zu verlassen. Von Werner Altegoer, damals Wirtschafts-Vorsitzender im Klub, gab es dafür viel Kritik. Seine Meinung: Ein Trainer müsse sich aus wirtschaftlichen Dingen heraushalten. Zudem könne Saftig "nicht ganz gescheit sein", wenn er wegen des Verkauf eines Spielers seinen Job hinschmeiße.

Fans machten beim Heimspiel Bambule

Die Bochumer Fans sahen dies jedoch ganz anders. Sie solidarisierten sich mit Saftig und ließen ihre Plätze in Block O auf der Tribüne gegen den HSV verwaist. Wenige Monate zuvor hieß es im Ruhrpott noch, dass Legat auf jeden Fall bleiben werde. Der Mittelfeldspieler, der vor einigen Jahren durch seine Teilnahme am "Dschungelcamp" auch außerhalb des Fußballs Bekanntheit erlangte, galt damals mit 22 Jahren als aussichtsreiches Talent. Und auf ebenjenes hatten die Werder-Verantwortlichen um Coach Otto Rehhagel und Manager Willi Lemke schon vorzeitig ein Auge geworfen und mit den Bochumer Verantwortlichen einen Deal klargemacht.

Die Verantwortlichen in Bochum gerieten derweil massiv in die Kritik. Aber nicht nur diese. Publikumsliebling Legat tauften die aufgebrachten Fans in "Lügat" um. Vom "Lügen-Management" wurde zudem in der Stadt gesprochen. Gegen den HSV entlud sich dann der ganze Frust. "Vorstand raus!" skandierten die Anhänger im Stadion. Präsident Ottokar Wüst musste sich vorwerfen lassen, dass er den Spieler für nur 2,6 Millionen D-Mark an die Bremer quasi verschenken würde. Die Partie gegen den HSV verloren die Bochumer – und wenig später auch Legat.

Dieser kam im Sommer 1991 dann an die Weser. Für Werder und ihn hat sich der Wechsel gelohnt. Gemeinsam gewannen sie schon ein Jahr später den Europapokal der Pokalsieger, 1993 die Deutsche Meisterschaft und 1994 den DFB-Pokal.

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 22, Februar 2023, 18:06 Uhr