Bleibt die TSG Bremerhaven auf 35.000 Euro Kosten für Tanz-WM sitzen?

Es ist endgültig: TSG Bremerhaven fährt nicht zur WM nach Hongkong

Bild: Waldemar Quella

Das WM-Aus ist endgültig für die TSG-Lateinformation, die Enttäuschung entsprechend groß. Zusätzlich ist unklar, ob das Team die Reisekosten zurück bekommt.

Schlimmer hätte das Timing kaum sein können. Am Vorabend der Deutschen Meisterschaft stand die Lateinformation der TSG Bremerhaven gerade bei der Stellprobe auf dem Parkett, als sie die Nachricht eiskalt erwischte: Der sicher geglaubte WM-Startplatz war weg, das Sportgericht des Deutschen Tanzsportverbandes (DTV) hatte der Klage von Blau-Weiss Buchholz stattgegeben.

"Klar haben wir gesagt: 'Jetzt erst recht, jetzt zeigen wir es ihnen'", erklärte Trainer Lars-Ole Rühmann buten un binnen frustriert nach dem Wettbewerb, "aber wir sind auch nur Menschen, es ist ein junges Team. Das macht natürlich etwas mit einem. Und die ganze Sicherheit war weg. Worauf wir monatelang hingearbeitet haben, wurde uns einfach wieder weggenommen. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, so etwas zu entscheiden."

TSG Bremerhaven enttäuscht: "War sportlich nicht fair"

Das Ergebnis der Deutschen Meisterschaft entschied nun also über den WM-Startplatz, und die TSG zeigte Nerven.

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    Der Druck nach der erfolgreichen Klage war enorm groß für Blau-Weiss Buchholz – doch die Lateinformation hielt dem stand und holte mit "Made to love" Rang zwei.

Besonders die Zwischenrunde misslang, und obwohl sich die Formation im Finale noch einmal steigerte, ertanzte sich Buchholz den zweiten Platz hinter dem Bremer Grün-Gold-Club und war qualifiziert. Die Bremerhavener waren sprachlos, taumelten im Gefühls-Chaos, die Enttäuschung riesengroß.

Da müssen sich alle nochmal an die Nase fassen, die das zu verantworten haben. Das beeinträchtigt natürlich und so war es nicht sportlich fair.

TSG-Trainer Lars-Ole Rühmann bei buten un binnen

Das WM-Aus der Bremerhavener ist inzwischen final, der DTV hat das Urteil akzeptiert und verzichtet auf einen Einspruch. Dass die Entscheidung des Sportgerichts erst am Abend vor der Deutschen Meisterschaft verkündet wurde, begründete der Verband in seiner Mitteilung damit, dass man bis zum Schluss versucht habe, drei Mannschaften für die WM zu nominieren. Das habe der Welttanzsportverband (WDSF) jedoch erst am Tag vor der DM abgelehnt.

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    Die Lateinformation von Blau-Weiss Buchholz hatte für den fairen, sportlichen Wettkampf zur WM-Nominierung geklagt, Recht bekommen – und sich den WM-Platz ertanzt.

Flüge und Hotels für 28 Personen

Leidtragende des schlechten Timings ist nun die TSG Bremerhaven. Der Verein hatte Spenden für die Reisekosten nach Hongkong gesammelt und Sponsoren gefunden, die den WM-Traum der Bremerhavener unterstützten. Nun muss die TSG sehen, dass die gebuchten Flüge und Hotelzimmer für 28 Personen storniert und Sponsorengelder zurückerstattet werden. Es geht um bisher angefallene Kosten von etwa 35.000 Euro, auf denen der Verein schlimmstenfalls sitzen bleiben könnte.

Der DTV, der in der Causa WM-Nominierung und Klage ein schwaches Bild abgegeben hatte, bemüht sich nach Informationen von buten un binnen, eine Lösung mit der TSG Bremerhaven zu finden. Wie diese aussieht und wie konkret sie bereits ist, ist noch nicht bekannt.

TSG Bremerhaven wollte mit "Top Gun" hoch hinaus

Bild: Waldemar Quella

"Haben uns die Nominierung ja nicht ausgesucht"

"Wir müssen jetzt schauen, was mit den Geldern passiert", hatte sich auch Rühmann nach dem WM-Aus gefragt. Die gesamte Planung der Hongkong-Reise am 18. Dezember war vergeblich gewesen. "Alle haben sich frei genommen, die Arbeitgeber haben zugesagt, die ganze Stadt steht hinter uns und hat uns eine Riesen-Unterstützung entgegengebracht, auch die Sponsoren. Dafür sind wir mega dankbar."

Hilflosigkeit, Frustration und tiefe Enttäuschung – das bleibt für die TSG nach dieser DM übrig. "Wir haben uns die Nominierung ja nicht ausgesucht. Das kam vom Verband und wir haben zugesagt. Dementsprechend sind wir davon ausgegangen, dass das alles rechtens ist. Alles andere ist Politik." Es muss sich zeigen, wie hoch am Ende der Preis ist, den die TSG für diese Politik zahlen muss.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 13. November 2023, 18:05 Uhr