Paukenschlag vor Tanz-DM: TSG Bremerhaven verliert WM-Startplatz

Buchholz-Trainerin Becker zur Klage: "Hatte nichts mit der TSG zu tun"

Bild: Waldemar Quella

Kurz vor Beginn der DM kassiert die TSG-Lateinformation einen Tiefschlag. Das Sportgericht gab der Buchholzer Klage statt – der WM-Platz wird ab heute Nachmittag ausgetanzt.

Das Sportgericht des Deutschen Tanzsportverbandes hatte sich ausgiebig Zeit gelassen mit seiner Entscheidung. Bereits im September hatte die Lateinformation von Blau-Weiss Buchholz seine Klage eingereicht. Der Verein fordert sein Recht ein, dass der WM-Startplatz bei der Deutschen Meisterschaft an diesem Samstag ausgetanzt würde – dieses Mal waren die Nominierungen aber auf Grundlage der DM aus dem vergangenen Jahr erfolgt.

Dass diese Entscheidung nicht rechtens gewesen ist, das stellte das Sportgericht nun fest, wie Blau-Weiss Buchholz am Samstag bestätigte. Allerdings fiel diese Entscheidung erst am späten Freitagabend und so nur wenige Stunden vor Beginn des Wettbewerbes am Samstagnachmittag. Damit endet eine unwürdige Hängepartie für alle acht teilnehmenden Lateinformationen und legt nun gleichzeitig einen enormen Druck auf die Tänzerinnen und Tänzer bei dieser DM.

Ich verstehe nicht, wieso sich der Verband mit seiner Entscheidung so viel Zeit lässt. Das beeinflusst jeden Sportler.

TSG-Präsident Horst Beer in der "Nordsee-Zeitung"

Die TSG Bremerhaven muss Zweiter werden

Der Ärger bei der TSG ist nachvollziehbar: Denn die Entscheidung des Sportgerichts bedeutet, dass die Bremerhavener ihren WM-Startplatz verloren haben. Die gebuchten Flüge nach Hongkong und die gesammelten Spenden für die Reise könnten also vergebens gewesen sein – wenn die Mannschaft am Samstag nicht Zweiter werden sollte.

Der Bremer Grün-Gold-Club ist von dieser Klage nicht betroffen, die Lateinformation von Trainer Roberto Albanese ist als Bundesliga-Sieger ohnehin sicher für die WM qualifiziert. Und sollte der GGC seiner haushohen Favoritenstellung gerecht und zum 18. Mal Deutscher Meister werden, dann tritt der Fall ein, dass auch der Vizemeister einen WM-Startplatz bekommt.

Sportgericht kassiert Ausnahmeregelung wieder ein

Die Lateinformation des Blau-Weiß Buchholz bei einer Pose der Choreografie "Made to love" in der Bremer Stadthalle.
Blau-Weiss Buchholz tritt bei der DM mit der runderneuerten Choreografie "Made to love" an. Bild: Waldemar Quella

Und wie dieser zweite WM-Teilnehmer dieses Mal nominiert wurde, sollte eigentlich der Beschluss des Deutschen Tanzsportverbandes regeln: Mit den Ergebnissen der DM von 2022, also mit Grün-Gold und der TSG Bremerhaven. Aufgrund einer Ausnahmeregelung, da der WM-Veranstalter in Hongkong eine Meldefrist bis Ende September festgelegt hatte.

Das Sportgericht gab der Buchholzer Klage jedoch statt, mit der Begründung: Die Anwendung des Ausnahmefalls sei nicht zulässig gewesen. Denn wie sich inzwischen zeigte, waren offenbar spätere Meldungen für die Weltmeisterschaft noch möglich. Damit gilt nun wieder die reguläre Tanzsportordnung und so wird es ab Samstagnachmittag um 14 Uhr in der Braunschweiger Sporthalle einen verbissenen Kampf um den zweiten Platz geben.

"Jeder hat die Chance verdient, sich zu qualifizieren"

Buchholz zählt auf jedem Fall zu diesem Kandidaten-Kreis, doch man hatte diese Klage vor allem für den fairen, sportlichen Wettbewerb eingereicht. "Das war zentrales Anliegen unseres Antrags an das Sportgericht", erklärte Olaf Steffen, Abteilungsleiter von Blau-Weiss Buchholz. Der Verein ist sehr zufrieden über die Entscheidung, die sehr spät, aber noch nicht zu spät, kam.

Wir sind der Meinung, jeder Aktive, der an diesem Abend auf der Deutschen Meisterschaft tanzt, hat die Chance verdient, sich über eine herausragende Leistung für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Egal, welchem Team er angehört. Das ist der Kern unseres Sports und muss es auch in Zukunft sein.

Olaf Steffen, Abteilungsleiter Blau-Weiss Buchholz

Inwieweit die Formation von Trainerin Franziska Becker allerdings diese nervenaufreibenden Wochen und den immensen Druck, der nun auch auf ihnen lastet, abschütteln kann, muss sich zeigen.

Ebenso steht nach der Generalprobe der neuen Choreografie "Top Gun" noch ein großes Fragezeichen hinter den Chancen der TSG Bremerhaven auf die Vizemeisterschaft. Nach dem Tohuwabohu im Vorfeld und dem schwachen Bild, das der Tanzsportverband in dieser Sache bisher abgab, werden alle Augen nun umso genauer auf den korrekten Ablauf des Wettbewerbs gerichtet sein.

Mit dieser neuen Choreo will die TSG Bremerhaven durchstarten

Bild: Radio Bremen

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Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 11. November 2023, 19:30 Uhr