Erstes Bremer Länderspiel seit 2012: Polizeikosten-Streit gärt weiter

Zwei Polizisten in Uniform mit Helm am Weser-Stadion
Seit 2012 fand wegen des Streits um die Kosten in Bremen kein Länderspiel der Männer-Nationalmannschaft mehr statt (Archivbild). Bild: dpa | Ewert /Eibner-Pressefoto

Der Senat und die DFL streiten seit Jahren darüber, wer die Polizeikosten für Hochrisikospiele übernimmt. Der Zoff beschäftigt inzwischen das Bundesverfassungsgericht.

Mit der Länderspiel-Rückkehr nach Bremen holt den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auch der jahrelange Konflikt mit dem Bremer Senat wieder ein. Vor der Jubiläumspartie der Fußball-Nationalmannschaft am Montag gegen die Ukraine werteten Bremens führende Politiker die Vergabe des 1000. Länderspiels in ihre Stadt zwar einhellig als Symbol der Annäherung. 

Parteipolitische Differenzen werden nach dem Rechtsstreit um die Übernahme von Polizeikosten bei Hochsicherheitsspielen zwischen der Hansestadt und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nun aber erneut im Fußball-Kontext ausgetragen – eine Situation, die der DFB vermeiden wollte. 

Bovenschulte befürwortet Bremen als Austrageort

Nationalmannschaft trainiert vor dem Länderspiel gegen die Ukraine
Die Nationalmannschaft beim Training vor dem Länderspiel in Bremen, bei dem Füllkrug (links) in seiner Heimatstadt spielen darf. Bild: dpa | Uwe Anspach

"Es ist ein Sieg des Sports, dass die Fußball-Nationalmannschaft nach vielen Jahren wieder in Bremen spielt", sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD). "Denn die unterschiedlichen Auffassungen zwischen dem Bremer Senat und der DFL über die Kosten für die Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen dürfen nicht auf dem Rücken der vielen tausend Fußball-Fans ausgetragen werden", fügte Bovenschulte an. 

Aus Reihen der Opposition wurde bei aller Freude über das erste Fußball-Länderspiel in Bremen seit mehr als elf Jahren an die große juristische Auseinandersetzung erinnert. "Ich sehe nicht, dass der Disput geheilt ist", sagte Marco Lübke, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft. 

Man müsse die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts abwarten. Er sehe die Gefahr, dass die Politik, die Polizeikosten dem Veranstalter aufzuerlegen, auch auf andere Sportveranstaltungen übertragen werden könnte und sie unmöglich macht, so Lübke. 

Innensenator will nicht einknicken

Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), der zum großen Gegenspieler der Fußball-Verbände wurde, sieht ein Ende der von den früheren DFB-Verantwortlichen "eingeläuteten Eiszeit". Er betonte aber auch, dass er in der Sache hart bleiben werde.

Wir haben den Rechtsstreit bis in die höchsten Instanzen gewonnen. Wenn die DFL jetzt auch noch das Bundesverfassungsgericht bemühen will, dann werden wir uns auch dort nochmal begegnen.

Ulrich Mäurer (SPD), Senator für Inneres in Bremen
Innensenator Ulrich Mäurer

Letztes Länderspiel in Bremen fand 2012 statt

Das bislang letzte Länderspiel in Bremen fand am 29. Februar 2012 gegen Frankreich statt. Danach gab es eine Art Bremen-Bann durch den DFB. Bremens Millionenforderungen für die Polizeikosten bei Hochsicherheitsspielen des SV Werder wurden als Affront verstanden, der jahrelange Rechtsstreit mit der DFL verhärtete die Fronten zwischen Politik und Sportpolitik immer weiter. 

Als Mittler gilt DFB-Präsident Bernd Neuendorf, der aus seiner Zeit als SPD-Politiker in Nordrhein-Westfalen auch gute Kontakte in die Hansestadt hat. "Bremen gehört für den DFB auf die Landkarte des Fußballs – unabhängig von unterschiedlichen Auffassungen mit dem Senat zu einzelnen politischen Sachthemen", sagte der 61-Jährige. Bovenschulte und Mäurer werden am Montag als Gäste des DFB im Weserstadion erwartet. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will zu dem Spiel anreisen. Bovenschulte wird außerdem das Training der ukrainischen Nationalmannschaft besuchen.  

Warum das Länderspiel nicht nur für Bremen eine große Chance ist

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. Juni 2023, 19:30 Uhr