Kommentar

Werder-Klassenerhalt: Verdienter Erfolg, aber mit Schönheitsfehlern

Die Werder-Spieler lassen sich nach dem Klassenerhalt von den Fans feiern.
Gute Laune bei Werder: Die Bremer laufen auch in der kommenden Saison in der Bundesliga auf. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Die Bremer dürfen sich zu Recht für den Klassenerhalt feiern lassen. Doch die Rückrunden-Auftritte sollten den Werder-Machern zu denken geben, meint Redakteur Helge Hommers.

Werder hat es gepackt: Nach dem 1:1-Heimremis gegen Köln spielen die Bremer auch in der kommenden Saison erstklassig. Dafür darf sich das Team von Trainer Ole Werner zu Recht feiern lassen. Denn wie schon der Werder-Trainer selbst betonte, ist der grün-weiße Klassenerhalt aus sportlicher Sicht "noch höher zu bewerten" als der Bundesliga-Aufstieg vor einem Jahr. Trotz aller Euphorie, die seither rund ums Weser-Stadion herrschte, trotz allem Selbstverständnis, das ein Traditionsverein wie Werder in der DNA verankert hat.

Eher bescheidener Jubel an der Weser

Doch obwohl die Grün-Weißen ihr Saisonziel sogar vorzeitig erreicht haben, fällt der Jubel an der Weser über den Nicht-Abstieg eher bescheiden aus. Mehr noch: Statt Ekstase und Stolz überwiegt vor allem eines: Erleichterung. Erleichterung, den lange sicher geglaubten Nicht-Abstieg endlich eingetütet zu haben. Denn je länger die Saison dauerte, desto mehr zeigte sich, wie gut Werder daran getan hatte, sich früh ein ordentliches Punkte-Polster zuzulegen.

Während das Team seine Fans in der Hinrunde teils mit Hurra-Fußball verwöhnte, servierten die Bremer in der Rückserie eher grün-weiße Magerkost. Gala-Auftritten wie dem 3:2-Triumph in Dortmund oder dem 5:1-Kantersieg gegen Gladbach stehen bittere Pleiten wie die späten 1:2-Niederlagen gegen Schalke und Leipzig gegenüber. Erinnerten die Werder-Auftritte zu Saisonbeginn teils an einstige Erfolgszeiten, wirkten die Darbietungen in 2023 wie ein Rückfall in maue Abstiegskrampf-Jahre. Kurzum: Der Klassenerhalt ist verdient, weist allerdings manche Schönheitsfehler auf.

Dem dünnen Werder-Kader ging die Puste aus

Werder-Stürmer Marvin Ducksch dribbelt mit dem Ball, während Niclas Füllkrug ihn hinterläuft.
Bleiben sie oder gehen sie? Sowohl Niclas Füllkrug (links) als auch Marvin Ducksch könnten Werder nach der Saison verlassen. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Konnte Werner personell lange überwiegend aus dem Vollen schöpfen, ging dem dünnen Werder-Kader zum Saisonende hin immer mehr die Puste aus. Statt also weiter am Limit der eigenen Möglichkeiten zu spielen, schleppten die Bremer sich über die Ziellinie – und lieferten eine wenig mutmachende Vorschau auf die kommende Spielzeit.

Denn dass sowohl Niclas Füllkrug als auch Marvin Ducksch weiter gemeinsam für die Bremer auf Torejagd gehen, ist schwer vorstellbar – erst recht mit Blick auf die klamme Werder-Kasse. Einen oder gar beide auch nur ansatzweise gleichwertig zu ersetzen, dürfte eine Mammutaufgabe für die Werder-Macher werden.

Hinzukommt der schon seit gefühlten Ewigkeiten dringend benötigte neue Sechser. Und auch die wackelige Defensive, die sich im Schnitt mehr als zwei Gegentore pro Partie fing, schreit nach Verstärkungen. Das berühmt-berüchtigte verflixte zweite Jahr nach dem Aufstieg, es stellt Werder somit schon jetzt vor immense Herausforderungen.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 21. Mai 2023, 19:30 Uhr