Demütig zum DEL-Start: Die Fischtown Pinguins bleiben sich treu

Der kleine Eishockey-Klub aus Bremerhaven bleibt zum Saisonbeginn bescheiden. Große Töne spucken andere, die Pinguins sind dennoch gut aufgestellt. Unser Teamcheck.

So lief die vergangene Saison

Fast hätten es die Underdogs aus Bremerhaven tatsächlich geschafft. Beinahe hätten die Fischtown Pinguins erstmals in der Vereinsgeschichte das Halbfinale der Playoffs erreicht. Das Aus gegen die Grizzlys Wolfsburg schmerzte, doch Trainer Thomas Popiesch betonte: "Grundsätzlich haben wir eine gute Saison gespielt."

Mit Rang sechs in der DEL hatten sich die Nordlichter zum sechsten Mal für die Playoffs qualifiziert, sogar direkt für die Hauptrunde. Hinzu kam die Teilnahme an der Champions Hockey League, in der die Pinguins europaweit für Furore sorgten. An diese Saison würden die Bremerhavener gerne anknüpfen und es auf der Zielgerade dann besser machen.

Wer kam, wer ging?

Der Abschied von Kapitän Mike Moore, der seine Karriere nach der vergangenen Saison beendete, schmerzte Fans und Verein gleichermaßen. Moore war über Jahre das Gesicht der Pinguins und ein wichtiger Pfeiler der Mannschaft. Dass Manager Alfred Prey dafür mit der Bremerhavener Erfolgssturmreihe aus Jan Urbas, Miha Verlic und Ziga Jeglic, dem "Karawanken-Express" aus Slowenien, verlängern konnte, war ein Trost und ist wohl ein Garant für ein weiterhin funktionierendes Offensivspiel der Pinguins.

In der Defensive musste dafür nachgebessert werden und das taten sie auch: Der Amerikaner Philip Samuelsson vom schwedischen Klub IK Oskarshamn deutete sich in der Vorbereitung als Top-Transfer der Bremerhavener an. Mit Nicholas Jensen wechselte ein weiterer erfahrener Verteidiger von den Eisbären Berlin an die Nordsee.

Bei Moritz Wirth von den Adlern Mannheim muss man sehen, inwieweit der Trainer auf ihn setzt. In den Testspielen im Sommer haben die Pinguins nur eine überschaubare Anzahl Gegentreffer kassiert, was für die Arbeit und den Input des neuen Co-Trainers Alexander Sulzer spricht.

Trotz des Slowenen-Trios haben die Bremerhavener eigentlich noch Bedarf im Sturm. Der kanadische Neuzugang Skyler McKenzie konnte bisher nicht überzeugen. Testspieler Richard Jarusek begeisterte Trainer Popiesch zwar, doch die Pinguins brauchen einen Mittelstürmer und der Tscheche fühlt sich Außen am Wohlsten. Daher verpflichtete man ihn nicht.

Drei Abgänge gab es neben Moore zudem für die Norddeutschen: Verteidiger Stanislav Dietz wechselte zu den Kölner Haien, Defensiv-Mann Anders Krogsgaard zum HC TWK Innsbruck und Tye McGinn zum ERC Ingolstadt.

Der Trainer

Thomas Popiesch und die Fischtown Pinguins passen einfach zusammen und sie arbeiten nun auch im siebten Jahr weiterhin zusammen. Der 56-Jährige verlängerte seinen Vertrag in Bremerhaven und dürfte sich auch zur neuen Saison treu bleiben. Dass seine Mannschaft am vergangenen Wochenende bei der Generalprobe, dem SWB-Cup mit vier Teams, keine guten Spiele zeigte, gefiel Popiesch zwar nicht. Doch am Ende der sechswöchigen Vorbereitung seien die Spieler schlicht müde, vor allem im Kopf. "Wir wollen jetzt einfach, dass es losgeht."

Popiesch hat den Fokus auf eine strukturiertere Defensive gelegt und ist mit den Fortschritten zufrieden. Dafür fehlte bei der Offensive der letzte Schliff, da sich Star-Stürmer Jan Urbas im ersten Testspiel verletzte und erst beim SWB-Cup zurückkehrte. Alles sitzt noch nicht vor dem ersten Spiel am Freitag gegen die Bietigheim Steelers, doch Popiesch bleibt gelassen. Denn die positiven Eindrücke der Vorbereitung überwogen.

Es sind immer noch einige Sachen offen, die Mannschaft muss sich noch entwickeln. Cleverer und konstanter werden in ihrem Spiel, aber das ist immer so. Kein Trainer kann mir erzählen, dass es am Ende der Vorbereitung keine offenen Fragen mehr gibt.

Pinguins-Coach Thomas Popiesch

Pinguins-Coach zum DEL-Start: "Die Konkurrenz ist noch stärker"

Bild: Radio Bremen

Die Erwartungen

Die Bremerhavener gehen in ihre siebte DEL-Saison und immer noch als jener Klub, dem der geringste Etat zur Verfügung steht. Und obwohl sich der Underdog bisher Jahr für Jahr in die Playoffs kämpfte, wird Manager Alfred Prey nicht müde, das Mantra der Pinguins zu wiederholen: "Wir müssen immer bescheiden bleiben."

Und so lautet das bescheidene Ziel, die Pre-Playoffs zu erreichen. Es mag etwas nach Tiefstapelei klingen, doch Prey begründet seine vorsichtigen Erwartungen.

In dieser Saison steigen zwei Mannschaften ab und die Klubs haben sich noch um ein Vielfaches verstärkt. Es wird ein Hauen und Stechen geben. Und ich hoffe, dass wir nicht irgendwo mit in die Bredouille geraten.

Pinguins-Manager Alfred Prey bei Bremen Eins

Selbstvertrauen schöpfen die Pinguins aber aus den drei Testspielen in der Schweiz gegen die Top-Klubs Lausanne, Fribourg und Zürich. Mit zwei Siegen und "begeisterndem Eishockey", wie Prey betont hätten die Pinguins gezeigt, "dass wir wieder gut dabei sind". Den Schwankungen aus der Vorbereitung wollte der Manager keine übermäßige Bedeutung zumessen. Denn da würden Spieler mal geschont, neue Reihen zusammengestellt oder taktisch variiert. Aber: "Am Freitag beim Saisonauftakt gilt es dann – da gibt es kein Probieren mehr, da müssen wir liefern."

Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende, 10. September 2022, 11:40 Uhr