Weltraum-Schrott auf Kollisionskurs? Bremen ist außer Gefahr

Die Internationale Raumstation ISS.

Gefahr wegen Batterie-Block im All?

Bild: Imago | Eibner Europa

Teile eines von der Raumstation ISS abgeworfenen Batterieblocks in der Größe eines Autos könnten am Freitag auf die Erde treffen. Menschen dürfte das aber nicht gefährlich werden.

Wer die Katastrophen-Warnapp Nina auf dem Smartphone installiert hat, wird am Donnerstag wohl kurz gestaunt haben: Vor "Eintreten von Trümmerteilen in die Erdatmosphäre" warnte die App auch für Bremen und die Region. Kurz darauf hat der Katastrophenschutz vor diesem Ereignis über die Nachrichtenagenturen gewarnt.

Was hat es damit auf sich? Ein tonnenschwerer Batterieblock von der Internationalen Raumstation ISS kommt auf die Erde zu. Vor einigen Jahren wurde er von der Raumstation abgeworfen. Am morgigen Freitag soll die Plattform mit Batteriepaketen in die Erdatmosphäre eintreten.

Experten gehen davon aus, dass das Objekt dabei nicht vollständig verglüht. Auch in Deutschland könnten dann Überreste des Batterieblocks niederregnen. Charlotte Bewick vom Bremer Raumfahrtkonzern OHB erklärt, wie es überhaupt dazu kommen konnte und warum das Risiko, das von den herabfallenden Teilen ausgeht, sehr gering ist.

Frau Bewick, was ist denn da schiefgelaufen?

Naja, bis vor einigen Jahren war es völlig normal im All Schrott abzuwerfen. Da hat man sich bis vor etwa zehn Jahren überhaupt keine Gedanken gemacht. Das ist heute zum Glück anders und ich glaube nicht, dass man das heute noch einmal so machen würde.

Der Batterieblock, um den es jetzt geht, wurde vor drei Jahren von der ISS abgeworfen. Was haben die Verantwortlichen sich dabei gedacht?

Also vor rund zehn Jahren kam das Thema überhaupt erst in die Öffentlichkeit. Bis sich das Verhalten wirklich geändert hat, hat es noch gedauert. Klar, drei Jahre ist jetzt nicht lange her. Aber ich glaube wie gesagt, dass es heute nicht noch einmal so gemacht werden würde.

Und wie groß ist das Risiko, dass durch die herabregnenden Teile Schäden entstehen oder Menschen verletzt werden?

Sehr gering. Da sind andere Risiken in der Luftfahrt viel größer. Und ganz wichtig: In der Bremer Region sind wir safe. Allerdings gibt es einen Bereich vom Ruhrgebiet bis Cottbus, in dem Überreste des abgeworfenen Objekts herunterkommen könnten.

Charlotte Bewick vom Raumfahrtkonzern OHB.
Bild: OHB | Hannes von der Fecht

Was bedeutet das für die Menschen dort konkret?

Wenn ein Teil den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überlebt, ist es zunächst einmal sehr heiß. Durch den Aufprall auf die Erde kann ein etwa ein Meter tiefer Krater entstehen. Außerdem könnten die Teile giftige Stoffe enthalten. Wer also ein solches Teil findet, sollte es auf keinen Fall anfassen und sofort die Behörden informieren.

Ok. Aber ein Krater von einem Meter Tiefe klingt jetzt nicht gerade ungefährlich. Was ist denn, wenn solch ein Teil ein Haus trifft?

Das Risiko ist wirklich sehr, sehr gering. Aber es liegt auch nicht bei Null. Es gab ja schon solche Fälle. Dabei ist aber bisher noch nie ein Mensch verletzt worden.

Und wer ist verantwortlich, wenn es doch passiert?

Diejenigen, die das Objekt abgeworfen haben, also die Betreiber der Internationalen Raumstation. Das sind die Nasa, die russische Raumfahrtagentur Roskosmos, die europäische Raumfahrtagentur Esa und die Raumfahrtagenturen Kanadas und Japans. Bisher gab es noch nicht den Fall, dass jemand für den Abwurf von Weltraumschrott haftbar gemacht wurde. Aber irgendwann ist immer das erste Mal.

Und was wird getan, damit in Zukunft von Weltraumschrott möglichst gar keine Gefahr mehr ausgeht?

Es gibt eine Reihe von Ansätzen, die aber erst zum Teil fertig entwickelt sind. Dass man dort, wo es möglich ist, Komponenten verwendet, die beim Wiedereintritt komplett verglühen, wird heute teilweise schon gemacht. Bei OHB forschen wir da auch weiter. Ein anderer Ansatz ist, dass man in einer Art Abschlepp-Mission, den Schrott aus dem All holt und sicher auf die Erde zurückbringt.

Bremer OHB-Expertin hat Lösungen für das Müllproblem im Weltall

Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 8. März 2024, 8:40 Uhr