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"Störche im Tiefflug": Diese kuriosen Warnschilder stehen in Sandstedt

Auf einem Warnschild fliegt ein Storch vor einen Lkw.
Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Warnungen vor Wildwechsel oder Krötenwanderungen sind bekannt. In Sandstedt heißt es nach Kollisionen mit Autos nun: "Achtung! Störche im Tiefflug". Das steckt dahinter.

Was ist schwarz-weiß und im Frühling auf Wiesen unterwegs? Richtig, Störche, die auf Nahrungssuche herumstaksen. Wenn sie fliegen, sieht es meist majestätisch aus – zumindest auf der richtigen Höhe. In Sandstedt, im Landkreis Cuxhaven, stehen nun kurioserweise Schilder, die vor tieffliegenden Störchen warnen.

Was hat es mit den Störchen im Tiefflug auf sich?

Autofahrer müssen im Raum Sandstedt damit rechnen, dass ihnen Störche vor die Windschutzscheibe fliegen. Dabei drohen Zusammenstöße, die oft nicht gut für die Tiere enden und auch für Autofahrer gefährlich sind. Deswegen gibt es vor Ort nun Warnschilder – schwarz-weiß mit rotem Rand, mit einem Storch darauf und der Aufschrift: "Achtung! Störche im Tiefflug".

Wer hat diese Schilder aufgestellt?

Die Initiative dazu kam aus dem Dorf. Eine Sandstedterin sah am Straßenrand etwas großes liegen und entdeckte einen toten Storch. Das wollte sie künftig verhindern, mit Warnschildern. Laut Ortsvorsteher Falko Wahls-Seedorf (CDU) sind besonders Lkw betroffen, mit schweren Bremsungen. Demnach spielt auch die Flugkurve der Tiere eine Rolle, die vor dem Nest absinken und dann wieder aufsteigen, um weich zu landen.

Wir hatten auch Probleme mit Flugübungen junger Störche. Auf dem Parkplatz vom Bäcker habe ich ein Junges gefunden und wieder aufs Nest gesetzt. Das ist sehr dicht an der viel befahrenen Straße. Es muss ja nicht immer erst zu Todesfällen kommen.

Falko Wahls-Seedorf, Sandstedts Ortsvorsteher (CDU)

Wie kommt es genau zu den Zusammenstößen mit Störchen?

Häufig haben die Tiere ihren Brutplatz neben der Straße auf Privatgrundstücken, sagt Udo Hilfers, von der Storchenstation Wesermarsch in Berne. Die Störche segeln von ihren Nestern aus wenige Meter über dem Boden in Richtung Wiesen, wo sie Würmer, Schnecken oder Mäuse fangen.

Die Störche gucken nicht nach rechts oder links, ob Autos kommen, sondern gleiten einfach über die Straße. Da kann es ganz leicht zu Kollisionen kommen.

Udo Hilfers, Storchenstation Wesermarsch

Verletzte Störche werden etwa mit Knochenbrüchen in die Station eingeliefert. Doch es gibt weitere Risiken. "Hochspannungsleitungen stehen ganz vorne, Windkraftanlagen natürlich auch", sagt Hilfers. "Im Moment zanken sie sich um die Nester, dabei verletzen sie sich auch."

Störche waren früher selten – wie ist es heute?

Die Vögel nehmen das Angebot in der Region gut an. "In Sandstedt gibt es momentan zehn besetzte Nester", sagt Wahls-Seedorf. Er hat bereits vor zehn Jahren mit dem ersten Storchennest angefangen und viele ehrenamtlich gebaut. Das letzte vor 14 Tagen am Campingplatz – auch das ist inzwischen besetzt. "Die fruchtbare Marsch gibt das vom Nahrungsangebot sehr gut her", so der Ortsvorsteher. "Besser, als eine Geest mit Ackerböden."

Udo Hilfers und seine Mitstreiter betreiben seit 30 Jahren die Storchenpflegestation Wesermarsch. Zu Beginn gab es im Oldenburger Land von der Küste bis zum Dümmersee nur noch fünf brütende Storchenpaare. Inzwischen seien es in dem gleichen Bereich wieder über 200 Paare. "Das ist eine super Entwicklung", sagt Hilfers. Demnach nimmt der Weißstorch zwar im Westen zu, im Osten allerdings aktuell ab.

Zu Besuch in der Aufzuchtstation für Baby-Störche in Berne

Bild: Radio Bremen

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Autorinnen und Autoren

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 27. März 2024, 7:40 Uhr