Forderung aus Bremen: Für Sex zu bezahlen soll eine Straftat sein

Eine Prostituierte wartet in einem Bordell auf Kundschaft(Symbolbild)
Bild: dpa | Andreas Arnold

In einem Brief an den Bundeskanzler wirbt Bürgerschaftspräsidentin Grotheer für die Einführung des "Nordischen Modells". Demnach sollen Freier bestraft werden können.

"Die Situation in Deutschland ist alarmierend", erklärt Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer (SPD) in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der buten un binnen vorliegt. "Wir sehen eine Zunahme von Menschenhandel, Zwangsprostitution und organisierter Kriminalität, die Frauen in prekäre und gefährliche Situationen bringt." Deshalb fordert Grotheer von den Fraktionen der Ampelkoalition im Bund, ein Sexkaufverbot nach dem sogenannten "Nordischen Modell" einzuführen.

Das "Nordische Modell" sieht lediglich eine Bestrafung der Freier, nicht aber der Prostituierten vor. In Schweden gilt das "Nordische Modell" seit 1999, in Norwegen und Island seit 2009, in Kanada seit 2014 und in Frankreich seit 2016. "Die Umsetzung trägt erwiesener Maßen dazu bei, die Nachfrage nach käuflichem Sex zu verringern und den Schutz von Frauen wirksam zu verbessern", ist Grotheer überzeugt.

Sozialarbeiter fürchten weitere Stigmatisierung von Sexarbeit

Die Beratungsstelle "Nitribitt", die sich anonym und kostenlos um Sexarbeitende kümmert, sieht den Bremer Vorstoß kritisch. Sozialarbeiterin Nicola Dreke betont, dass mit dem Sexkaufverbot das Stigma von Sexarbeit vergrößert würde. Außerdem käme es einem Arbeitsverbot für alle in der Sexarbeit Tätigen gleich. Dreke betont: "Es wird vermutlich die Gefahr von sexuell übertragbaren Krankheiten und Gewalterfahrungen stark erhöhen, weil dann alles im Verborgenen stattfinden würde."

Die Bremer Parlamentspräsidentin befindet sich mit der Forderung eines Sexkaufverbotes auf einer Linie mit der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Die hatte im vergangenen November ein Positionspapier mit dem Titel "Menschenunwürdige Zustände in der Prostitution beenden – Sexkauf bestrafen" verabschiedet. Innerhalb ihrer SPD müsste Grotheer allerdings noch Überzeugungsarbeit für das "Nordische Modell" leisten. "Nach jahrelanger Diskussion" sei es für die SPD nun an der Zeit, sich eindeutig pro Sexkaufverbot zu positionieren, so Grotheer.

Soll gekaufter Sex als Straftat gewertet werden?

Bild: Radio Bremen

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  • Hauke Hirsinger
    Hauke Hirsinger Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 16. Februar 2024, 15 Uhr