"Das Feinste aus allen Genres": Was den Sendesaal Bremen auszeichnet

Bild: Rolf Schöllkopf | Rolf Schöllkopf

Der Sendesaal Bremen bekommt eine neue Leiterin: Elisabeth Champollion löst Peter Schulze ab. Statt viel zu ändern, setzt sie auf alte Stärken des Saals – vor allem auf diese.

Nur wenige Wochen ist es her, da hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth einen der wichtigsten Kulturpreise des Bundes, den "Applaus", an den Sendesaal Bremen verliehen: in der Kategorie "Beste Livemusikprogramme" des Jahres 2021. Auf den ersten Blick fällt auf: Dieses Liveprogramm des Sendesaals scheint keine Grenzen zu kennen. Es setzt sich zusammen aus einem Mix aus Klassik, Jazz, Chansons sowie Neuer und Alter Musik.

Neben einer Reihe von Kuratoren ist der Künstlerische Leiter des Sendesaals dafür verantwortlich: Peter Schulze, ehemals Musikchef von Bremen Zwei, dann Leiter des Jazz-Fests Berlin und heute noch Künstlerischer Leiter der Jazzahead in Bremen. "Mister Sendesaal", wie Schulze auch genannt wird, wird sich demnächst aber aus Altersgründen nach und nach aus dem Sendesaal zurückziehen – und seiner Nachfolgerin das Feld überlassen.

Sie ist eine sehr beeindruckende Musikerin.

Peter Schulze, künstlerischer Leiter des Sendesaals, über seine Nachfolgerin Elisabeth Champollion

Zum Jahreswechsel übergibt der 75-Jährige die künstlerische Leitung des Saals an seine Wunschkandidatin: Blockflötistin Elisabeth Champollion. "Sie ist eine sehr beeindruckende Musikerin. Außerdem hat sie bewiesen, dass sie Ensembles und Konzertreihen gut managen kann. Schließlich ist sie hervorragend in Bremen vernetzt", sagt Schulze. Auch den Sendesaal kennt Champollion sehr gut: Mehrere CDs hat sie dort schon aufgenommen. buten un binnen hat mit Champollion und Schulze darüber gesprochen, was den Sendesaal Bremen so besonders macht – und was sich dort nun ändern wird oder eben gerade nicht.

1 Die Bandbreite

Frau, Ende 30, posiert mit Mann, Mitte 70, vor großer Gebäude-Eingangstür
Planen einen fließenden Leitungswechsel im Sendesaal: die neue Leiterin Elisabeth Champollion und ihr Vorgänger Peter Schulze. Ein vielfältiges Programm ist beiden wichtig. Bild: Ernst Brandt | Ernst Brandt

Als besonders charakteristisch für den Sendesaal betrachtet Champollion die große stilistische Bandbreite der Konzerte: von Alter Musik über klassische Kammermusik, Chor- und Orchesterwerke, Neue Musik, Jazz bis hin zu experimenteller Vokalmusik. Auch Singer-Songwriter könne man im Sendesaal erleben. "Der Sendesaal hat gar keine Präferenzen, sondern zeigt einfach das Feinste aus allen Genres", schwärmt die angehende Künstlerische Leiterin und kündigt an: "Da will ich auf jeden Fall auch weitermachen. Ich trete nicht an, um alles auf links zu drehen."

Auch werde ihr Schulze noch eine Weile zur Seite stehen. Auf diese Weise solle der Staffelwechsel langsam und harmonisch verlaufen. Gleichwohl werde das Publikum den Leitungswechsel im Sendesaal merken, ist sich Champollion sicher: "Peter Schulze kommt vom Radio und vom Jazz. Ich komme von Berufswegen von der Klassik und der Alten Musik, bin aber auch in der Neuen Musik verankert." Das werde sich auch in den Programmen des Sendesaals bemerkbar machen.

2 Der Klang

Dunkelhäutige Frau mit Hut in Scheinwerferlicht an einem Mikro
Die Singer-Songwriterin Tokunbo sang im April dieses Jahres im Sendesaal Bremen. Die feine Akustik des Saals kommt auch Gesangssolistinnen wie ihr sehr entgegen. Bild: Rolf Schöllkopf | Rolf Schöllkopf

"Der unglaubliche Klang, der sich dort entfaltet, ist etwas ganz Besonderes", sagt Elisabeth Champollion. Das gelte sowohl für die Bühne als auch für den Zuschauerraum. Die Flötistin kennt den Saal aus beiden Perspektiven: aus der der Musikerin, die im Sendesaal bereits gespielt und CDs aufgenommen hat, sowie aus der der Zuhörerin: "Es gibt gar keinen besten Platz im Saal", beschreibt sie das Hörerlebnis.

Egal, wo man sitzt, kann man eintauchen in einen sehr warmen und umarmenden Klang.

Elisabeth Champollion

Tatsächlich gilt der Sendesaal unter Konzertliebhabern als Konzertsaal, der sich insbesondere für Gesang und für akustische Instrumente anbietet. "Der Saal an sich ist praktisch der Verstärker", erklärt Champollion. Zwar träten auch größere Rockbands zuweilen im Sendesaal auf. Die besonderen akustischen Stärken des Saals kämen aber insbesondere bei kleinen Formationen und ohne elektronische Verstärker zum Tragen.

Da es sich beim Sendesaal zudem um ein Tonstudio handelt, das in eine äußere Gebäudehülle eingehängt worden ist, ist der Saal besonders gut vor Außengeräuschen geschützt.

Wenn draußen eine Bombe explodieren würde – man würde drinnen nichts davon hören.

Peter Schulze

3 Kombination aus CD-Produktionen und Konzerten

Ein Geiger spielt bei schwacher Beleuchtung
Der große Geiger Christian Tetzlaff (hier im Jahr 2016) spielt gern im Sendesaal Bremen, nimmt dort auch CDs auf. Bild: Rolf Schöllkopf | Rolf Schöllkopf

Viele prominente Künstlerinnen und Künstler spielen auch deswegen gern im Sendesaal, weil sie dort die Produktion einer CD unter optimalen Aufnahmebedingungen mit einem abschließenden Konzert vor Publikum verbinden können. "Man produziert vier, fünf oder sechs Tage im Studio eine CD oder ein neues Album in einer ganz intensiven Arbeitsatmosphäre. Und wann man dann das Publikum dazu einlädt, zu hören, was man hier getan hat, dann ist das organisatorisch und wirtschaftlich einfach die beste Lösung", beschreibt Champollion das Konzept. Sie fügt hinzu: "Es macht auch viel Spaß, etwas, woran man akribisch gearbeitet hat und versucht hat, taktweise das Beste heraus zu holen, ganz befreit dem Publikum vorzustellen. Man spielt es sich aus reinstem Herzen von der Seele herunter."

Entsprechend seien diese Konzerte zum Abschluss einer CD-Produktion oft die besten, findet auch Peter Schulze. Die Kombination aus CD-Einspielung und Konzert in einem Rutsch sei zum großen Favoriten der Künstlerinnen und Künstlern im Sendesaal geworden. Und das, stellt Champollion klar, solle auch unter ihrer Federführung im Sendesaal möglichst so bleiben.

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Bild: Radio Bremen
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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 15. Dezember 2022, 19.30 Uhr