Fragen & Antworten

Wie werden ungelernte Assistenzkräfte in kirchlichen Kitas eingesetzt?

Drei Erzieherinnen und Erzieher betreuen Kinder auf einem Spielplatz.

230 Schulassistenzen fehlen in der Stadt Bremen

Bild: Imago | Funke Foto Services

Auch die Bremische Evangelische Kirche (BEK) setzt in ihren Kitas auf Assistenzkräfte ohne pädagogische Ausbildung. Wie läuft das genau ab? Wir klären die wichtigsten Fragen.

Der Fachkräftemangel in den Bremer Kitas erfordert besondere Maßnahmen. Dass die Kinder allein durch pädagogisch ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreut werden, kann nicht mehr gewährleistet werden. Gesetzt wird deshalb auf Assistenzkräfte, die keine pädagogische Ausbildung absolviert haben. Sie sollen im Kita-Alltag die Erzieherinnen und Erzieher unterstützen.

Auch in den Kitas der BEK, dem größten privaten Träger in Bremen, kommen sie zum Einsatz. Doch welche Aufgaben dürfen die Assistenzkräfte in den Kitas übernehmen? Wie werden Sie auf den Job vorbereitet? Und können Sie dabei auch einen Berufsabschluss erlangen? Wir liefern einen Überblick.

An welchen Kitas der BEK werden bereits Assistenzkräfte ohne pädagogische Ausbildung eingesetzt?

65 Kitas betreibt die BEK in Bremen. Mehr als 50 bieten dabei ein durchgängiges Angebot, also Krippe und Kindergarten, an. An allen von ihnen werden laut Carsten Schlepper, Leiter des Bremer Landesverbandes Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, bereits Assistenzkräfte ohne pädagogische Ausbildung eingesetzt. Schlepper bezeichnet dies als "wirklich gutes ergänzendes Personalkonzept".


Derzeit hat die BEK 290 von ihnen angestellt. 60 fungieren als Kita-Assistenzkräfte und 230 als persönliche Assistenzkräfte. Eine Anfrage von buten un binnen bei Kita Bremen blieb unbeantwortet.

Dr. Carsten Schlepper
Carsten Schlepper ist der Leiter des Bremer Landesverbandes Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder. Bild: Radio Bremen | Matthias Hornung

Die persönlichen Assistenzkräfte betreuen einzelne Kinder mit Förderbedarf. Die Assistenzkräfte sollen unterstützend tätig sein. Das heißt, dass zum Erfüllen der Auflagen stets eine bestimmte Anzahl an pädagogisch ausgebildeten Fachkräften in der Kita vor Ort sein muss.

Was muss ich mitbringen, um als Assistenzkraft in einer Kita arbeiten zu dürfen?

Die BEK sucht laut Schlepper nach "sozial erfahrenen Personen". Das bedeutet, dass diese bestenfalls zuvor schon einmal Jugendgruppen betreut oder trainiert haben.

Gern gesehen sind auch Bewerberinnen und Bewerber, die selbst Kinder haben und deshalb bereits Erfahrung im Umgang mit Kindern im Kindergartenalter besitzen. Voraussetzung für die Einstellung ist stets die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses ohne Einträge.

Gleichwohl, räumt Schlepper ein, sei es so, dass es innerhalb der sechsmonatigen Probezeit auch häufiger mal zur Trennung von einem Mitarbeiter kommt.

Diese sagen zumeist, dass es doch nicht ihr Betätigungsfeld ist. Manchmal stellen wir auch nach ein paar Wochen fest, dass es einfach nicht passt, weil die persönliche Eignung fehlt.

Carsten Schlepper

Welche Aufgaben dürfen die Assistenzkräfte ohne pädagogische Ausbildung übernehmen?

Wie Schlepper erläutert, handelt es sich hierbei vor allem um Routineaufgaben. Immer dort, wo es Ausfälle gibt, weil die Stellen nicht mit Bewerbern, die eine pädagogische Ausbildung absolviert haben, besetzt werden können.

Eine Frau zieht einem kleinen Kind die Schuhe an.
Das Anziehen der Kinder gehört unter anderem zu den Aufgaben der Assistenzkräfte. Bild: Imago | Funke Foto Services

Zu den Routineaufgaben gehören die Betreuung beim Mittagessen oder im Gruppenraum, das Wickeln und Anziehen der Kinder, ehe es zum Spielen nach draußen geht. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die pädagogischen Fachkräfte in den Einrichtungen sich auf ihre Kernaufgaben, nämlich die Förderung der Kinder in ihren Bildungsprozessen, fokussieren können.

Wie läuft die Einarbeitung in den Job?

Zum Start müssen die Assistenzkräfte ohne pädagogische Ausbildung eine Schulung zur Sensibilisierung für den Kinderschutz am Kinderschutz-Zentrum absolvieren. Am Institut für Berufs- und Sozialpädagogik gibt es im Verlauf des ersten Jahres weitere Schulungen zur Kindesentwicklung oder zum kindgerechten Spielen.

Je nachdem, ob die Assistenzkräfte als Kita-Assistenz oder als persönliche Assistenz eingesetzt werden, unterscheiden sich hier einige Bausteine. Insgesamt dauern diese Schulungen fünf bis sieben Tage laut Schlepper. In der Kita sind die in den Gruppen eingesetzten Fachkräfte für die Einarbeitung zuständig.

Können die ungelernten Assistenzkräfte einen Berufsabschluss machen?

Die Nachfrage nach Möglichkeiten zur Weiterentwicklung ist groß, berichtet Schlepper. Derzeit würden 20 der bei der BEK angestellten Assistenzkräfte berufsbegleitend eine zweijährige Erzieher-Ausbildung absolvieren.

Zwei Drittel der Arbeitszeit findet dabei in der Kita statt, ein Drittel wiederum an einem Bildungsträger wie dem Paritätischen Hilfswerk oder dem Institut für Berufs- und Sozialpädagogik.

Allein: Die BEK kann hier im Kreis seiner Angestellten nicht alle direkt berücksichtigen. "Manche mussten wir auf das nächste Jahr vertrösten, weil wir mehr in diesem Jahr schlichtweg nicht schaffen können", so Schlepper.

Welche Charakteristika bringen die ungelernten Assistenzkräfte mit?

Die Gründe, sich für den Gang in die Kita zu entscheiden, sind laut BEK sehr unterschiedlich. Einige nutzen diese Möglichkeit, um direkt nach dem Abitur erste Einblicke zu gewinnen. Andere wiederum entscheiden sich im Rahmen einer beruflichen Neuorientierung dafür. Zum Beispiel nach einer vorangegangenen Elternzeit.

Das Altersspektrum liegt aktuell zwischen 18 und 57 Jahren. Wie Schlepper erläutert, sind die meisten der eingestellten Assistenzkräfte ohne pädagogische Ausbildung weiblich und zwischen 25 und 45 Jahre alt.

Wie beurteilt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Bremen den Einsatz von Assistenzkräften ohne pädagogische Ausbildung?

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bewertet den Rückgriff auf Assistenzkräfte ohne pädagogische Ausbildung an Bremer Kitas grundsätzlich als positiv. "Wir brauchen die Entlastung der Kolleginnen und Kollegen", sagt Fabian Kinz, Landesvorstandssprecher der GEW in Bremen. Kinz kritisiert daher auch, dass zuletzt die geplante Einstellung von 90 pädagogischen Assistenzen aufgrund der Haushaltssperre im Bildungsressort gestoppt wurde.

Die GEW warnt zugleich davor, Assistenzkräfte als Mittel zur Einsparung von Kosten einzusetzen. "Kita-Assistenzen dürfen nicht auf den Personalschlüssel angerechnet werden", so Kinz. Zugleich verweist er darauf, dass die Einarbeitung der neuen Kräfte für das pädagogische Personal eine zusätzliche Belastung sei. Wenn es beispielsweise ein Mentoren-Programm gebe, müsse es für dieses eine Entlastung geben. Ansonsten käme es schließlich zu Mehrarbeit.

Wichtig sei zudem, stärker auf die fachliche Qualifizierung der Assistenzkräfte ohne pädagogische Ausbildung zu setzen. Dafür bräuchte es größere Kapazitäten an den entsprechenden Schulen. Schließlich könne so letztlich auch der Fachkräftemangel gelindert werden.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 19.9.2024, 8:36 Uhr