Osterholz-Scharmbecker Belegschaft von jetzt auf gleich gekündigt

Wie Mitarbeiter aus Osterholz-Scharmbeck einfach gekündigt wurden

Bild: Radio Bremen

Die US-Mutterfirma verlagert die Produktion der Maschinenbau-Firma nach Belgien – die Mitarbeiter müssen gehen. Gewerkschaften sagen: Ein Betriebsrat hätte das verhindern können.

Als Produktionsleiter Mario Kuhn vergangenen Mittwoch wie gewohnt zur Arbeit ging, ahnte er ziemlich schnell, dass etwas nicht stimmte: Eine externe Firma hatte damit begonnen, Computer der Duallift-Belegschaft abzubauen. Eine eilig einberufene Betriebsversammlung der Geschäftsführung wurde von Mitarbeitern eines Sicherheitsdienstes überwacht.

Die Botschaft des Managements bei dieser Betriebsversammlung sei dann für alle Beschäftigten überraschend gekommen. "Man hat uns gesagt: Wir haben uns entschlossen, den Standort hier zu schließen", berichtet Mario Kuhn. Die 25 Mitarbeitenden erhielten unmittelbar im Anschluss ihre Kündigung.

Muttergesellschaft antwortet nicht auf Anfragen

Die US-Mutterfirma habe sich entschlossen, die Produktion von Seilwinden und anderen Spezialapparaturen von Niedersachsen nach Belgien zu verlagern. Eine Entscheidung, die die Belegschaft in Osterholz-Scharmbeck auch deshalb nicht nachvollziehen kann, weil Duallift profitabel gearbeitet habe. Die Vorgaben der Unternehmensleitungsleitung seien sogar regelmäßig übertroffen worden, berichtet der ehemalige Produktionsleiter Mario Kuhn.

Richtiggehend verärgert sind die Mitarbeitenden darüber, dass es weder Abfindungen noch einen Sozialplan gebe. Selbst Kollegen, die schon seit Jahren im Betrieb gewesen seien, hätten gerade mal eine Kündigungsfrist von zwei Monaten. "Man hat sich auf die minimalsten gesetzlichen Anforderungen beschränkt", ärgert sich Eike Rullfs, ehemaliger Leiter Konstruktion. Die amerikanische Muttergesellschaft Safeworks LLC äußert sich auf Anfrage nicht zu der Schließung des Osterholz-Scharmbecker Betriebs.

Betriebsrat hätte wohl helfen können

Die Belegschaft hätte vermutlich bessere Karten gehabt, wenn es einen Betriebsrat gegeben hätte, ist sich die Bremer IG Metall-Geschäftsführerin Stefanie Gebhardt sicher. Das sei bei geplanten Standortschließungen von Unternehmen immer wieder zu beobachten. "Mit einem Betriebsrat haben Beschäftigte Mitbestimmungsmöglichkeiten bei einem Schließungsprozess – das Gremium kann konkret Einfluss nehmen auf Ablauf, Zeitrahmen oder etwa Abfindungen für die Kolleginnen und Kollegen verhandeln", erklärt sie. Auch müsse ein Betriebsrat frühzeitig über anstehende betriebliche Veränderungen informiert werden.

All das ist im Fall der Firma Duallift nicht passiert. Trotzdem hat das amerikanische Mutterunternehmen vermutlich gesetzeskonform gehandelt. Der ehemalige Duallift-Produktionsleiter Mario Kuhn räumt ein, dass es rückblickend sinnvoll gewesen wäre, einen Betriebsrat zu gründen. Dennoch haben er und der Rest der Duallift-Belegschaft Glück im Unglück: Eine Woche nachdem sie ihr alter Arbeitgeber vor die Tür gesetzt hat, haben bereits andere Unternehmen aus der Region Interesse an den erfahrenen Fachleuten aus Osterholz-Scharmbeck signalisiert.

Autor

  • buten un binnen-Reporter Sebastian Manz
    Sebastian Manz Autor

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. Juni 2023, 19:30 Uhr