Interview
Das ändert sich mit dem neuen Fahrplan in Bremen und Bremerhaven
Jetzt gilt bei den Eisenbahngesellschaften ein neuer Fahrplan. Was er für Bremen und Bremerhaven bringt und was nötig wäre, erklärt ein Fahrgast-Vertreter.
Im Fernverkehr meldet die Deutsche Bahn eine neue abendliche Verbindung von Köln nach Hamburg mit Halt in Bremen Hauptbahnhof sowie samstagabends eine ICE-Verbindung von Frankfurt nach Oldenburg ebenfalls über Bremen Hauptbahnhof. Im Regionalverkehr können sich An- und Abfahrtzeiten im Minutenbereich verändern. Der RE9 zwischen Bremerhaven, Bremen und Osnabrück wird statt zur Minute "07", nun zur Minute "14" in Richtung Osnabrück fahren. Die Ankunft in Bremen verschiebt sich entsprechend.
Beim Metronom kommt es wegen Personalmangels weiter zu Ausfällen. Der RE4 fällt abends täglich ab etwa 20 Uhr, morgens zudem samstags bis 7 Uhr und sonntags bis 8 Uhr zwischen Bremen und Hamburg aus. Es verbleibt in diesen Zeiten ein Stundentakt durch den RB41. Schienenersatzverkehr gibt es auf der Linie RE4/RB41 zwischen Rotenburg (Wümme) und Bremen Hauptbahnhof täglich von Montag bis Freitag um 4 Uhr. Am Wochenende wird der Nachtverkehr auf einen ungefähren Zweistundentakt der Linie RB41 zwischen Hannover, Hamburg und Bremen eingeschränkt. Auch sind 2024 auf verschiedenen Strecken Bauarbeiten geplant. Dazu wird es Sonderfahrpläne geben.
Über die Änderungen im Fahrplan haben wir mit Malte Diehl, Landesvorsitzender Niedersachsen/Bremen beim Fahrgastverband Pro Bahn Landesverband gesprochen.
Herr Diehl, was ist aus Sicht von Pro Bahn positiv am neuen Fahrplan?
Insgesamt gibt es auf verschiedenen Strecken Verbesserungen, aber das betrifft tatsächlich die Region Bremen nur sehr rudimentär. Zum Beispiel haben wir zwischen Wolfsburg und Braunschweig nach Inbetriebnahme der Weddeler-Schleife dann einen ganztägigen Halbstundentakt. In Bremen an sich tut sich relativ wenig. Eine Verbesserung ist eine leicht verkürzte Fahrtzeit mit dem Regionalexpress von Bremen nach Osnabrück, die dazu führt dass man in Bremen bessere Anschlussmöglichkeiten aus Richtung Hamburg und Oldenburg kriegt. Aber ansonsten, was das Zugangebot angeht, wird es in Bremen so gut wie keine Veränderungen geben. Es fahren nicht mehr Fernzüge über Bremen, es fahren nicht mehr Regionalzüge, das bleibt alles in etwa gleich, von ganz kleinen Abweichungen abgesehen.
Bei der Deutschen Bahn heißt es, dass am Samstagabend ein neuer ICE von Frankfurt auch in Bremen halten wird und dass es einen abendlichen ICE von Köln gibt, der auch in Bremen hält.
Sie müssen da immer auf das Gesamtangebot gucken. Ein einzelner Zug macht noch kein schönes Wetter sozusagen. Die Deutsche Bahn ist immer sehr gut darin, hervorzuheben, was alles zum ICE wird, verschweigt aber auch gerne mal, dass andere Verbindungen wegfallen. Zum Beispiel ist es auf der Strecke von Hamburg nach Köln so, dass es insgesamt beim Stundentakt bleibt. Es gibt keine nennenswerten Angebotsänderungen insgesamt, ganz im Gegenteil. Für Bremen wird es meines Wissens sogar etwas schlechter, weil von den Sprinter-Zügen, es gibt ja noch zusätzlich zum Stundentakt weitere Züge zwischen Hamburg und Köln, keiner mehr über Bremen fährt. Das war beim aktuellen Fahrplan ja etwas anders, da hielten einige in Bremen. Insgesamt ist das Angebot pi mal Daumen dasselbe wie im letzten Jahr. Die Deutsche Bahn hebt gerne das Positive hervor und vergisst das Negative.
Auch im Nahverkehr gibt es Änderungen. Der Metronom hat schon seit Monaten Schwierigkeiten und hat mitgeteilt, dass der Ersatzfahrplan weitergelten wird. Wie beurteilen Sie das?
Das ist katastrophal. Man darf ja nicht vergessen: Bereits jetzt fallen circa 20 Fahrten pro Tag aus. Hauptsächlich im Großraum Hamburg, aber auch mit dem neuen Ersatzverfahren verstärkt Richtung Bremen. Da wird abends auf einen Stundentakt ausgedünnt. Und damit verlängern sich für viele Reisende die Fahrtzeiten um 30 bis 60 Minuten – je nachdem, wie die Anschlüsse vorher in Bremen oder an den anderen Bahnhöfen waren. Das wird Leute zurück ins Auto treiben, ganz klipp und klar. Personalmangel haben wir bei vielen Eisenbahngesellschaften, aber hier scheint es sich noch zuzuspitzen. Derzeit habe ich wenig Hoffnung, dass sich die Lage Anfang Februar, wenn die zeitliche Begrenzung des jetzigen Ersatzfahrplans endet, wieder normalisiert. Wir werden sehen, ob danach nicht noch ein weiterer Ersatzfahrplan nötig ist. Ich befürchte das.
Was fehlt im neuen Fahrplan für Bremen und Bremerhaven am dringendsten?
Insgesamt bräuchten wir einen dichteren Takt sowohl im Regional- als auch im Fernverkehr. Für uns wäre es am wichtigsten, dass zwischen Bremen und Bremerhaven das Angebot verdichtet wird. Derzeit gibt es nur zwei Verbindungen pro Stunde zwischen den beiden Städten, eine schnelle und eine langsame. Uns wäre es wichtig, dass die Regio-S-Bahn auf einen Halbstundentakt verdichtet wird, zusätzlich zu den Regionalexpress-Zügen. Das wird aber noch dauern. In Richtung Rotenburg, Twistringen und Verden wäre es uns wichtig, dass die Regio-S-Bahn ebenfalls weiter verdichtet wird. Dort besteht in der Regel jetzt nur ein Stundentakt und das ist viel zu wenig. Darüber hinaus ist Bremen an den Fernverkehr relativ schlecht angebunden. Wir fordern einen Halbstundentakt auf allen wichtigen Achsen, also Richtung Hamburg, Münster und Hannover. Und natürlich auch den Halbstundentakt Richtung Hannover. Das wird aber noch lange dauern.
Bremerhaven kam in den Mitteilungen über den Fahrplanwechsel kaum vor.
Weil sich in Bremerhaven auch nicht wirklich etwas ändert. Es bleibt dabei, dass Bremerhaven nach Bremen angebunden wird und ansonsten gibt es nur die eine Linie im Stundentakt von Cuxhaven über Bremerhaven nach Bremervörde und Buxtehude. Das wird auch auf absehbare Zeit leider so bleiben. Durchgehende Züge beispielsweise von Cuxhaven nach Bremerhaven wird es erst nach der Elektrifizierung wieder geben.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 10. Dezember 2023, 6 Uhr