Diese Konzerte lohnen sich für Klassik-Laien beim Bremer Musikfest

Dirigent Ingo Metzmacher während der Fotoprobe zur Oper Falstaff der Salzburger Festspiele

Klassik, Jazz, Weltmusik: Mehr als 40 Konzerte beim Musikfest Bremen

Bild: dpa | Barbara Gindl/APA

Für Nichtkenner erscheint klassische Musik wie ein Buch mit sieben Siegeln. Wie Sie einen Zugang finden – und warum das sogar gut für die Gesundheit sein kann.

In Bremen ist das Musikfest gestartet – 3 Wochen wird die Creme de la Creme der klassischen Musik in der Stadt verteilt zu finden sein. Für Fans des Genres ein absolutes Muss – wer allerdings nicht durch Eltern, Freunde oder die Schule an Klassik herangeführt wurde, findet oft schwer Zugang. Was soll ich mir anhören und anschauen? Woher weiß ich, was gut ist oder mir nicht gefällt und was macht überhaupt der Dirigent? Für einen kleinen Einstieg in die Welt der Klassik haben wir mit Carsten Preisler, dem Pressesprecher des Musikfests Bremen, gesprochen.

Warum ist klassische Musik immer noch beliebt?

Bach, Mozart, Beethoven – die Komponisten sind schon seit 200 Jahren tot, trotzdem wird die Musik immer noch gehört. Stücke aus der klassischen Musik werden überall wieder genutzt. "Man weiß vielleicht den Komponisten oder den Titel eines Werkes nicht, doch wenn man es hört, kennt man es – das geht durch alle Altersgruppen", so Preisler.

Die Melodien sind eingängig und wecken in uns starke Emotionen. "In Kinofilmen, Serien und der Werbung ist klassische Musik ständig präsent – mal sehr markant, mal vielleicht nur im Hintergrund."

Klassik ist aber nicht gleich Klassik – unter dem Begriff der klassischen Musik werden umgangssprachlich verschiedenste Genres zusammengefasst. Die tatsächliche Klassik, aber auch Spätromantik, Barock oder 12-Ton-Musik. Die klassische Musik kann also gut und gerne mal Stücke aus 500 Jahren Musikgeschichte abdecken und die klingen natürlich alle auch sehr unterschiedlich.

Was eignet sich zum Einstieg in klassische Musik auf dem Musikfest?

Wer noch keinen großen Bezug hat, ist von dem Angebot des Musikfests wahrscheinlich erstmal erschlagen. Preisler empfiehlt hier vor allem Stücke, die voll von bekannten Melodien sind, die der eine oder andere schon mal irgendwo gehört hat. "Giuseppe Verdis 'Il trovatore' am 26. August: Eine Oper voller Hits, deren Melodien bis heute der Inbegriff italienischer Oper sind, ein richtiger Schmachtfetzen voller Dramatik und zu Herzen gehender Musik eignet sich gut für Einsteiger."

Außerdem werden am 30. August die Bremer Philharmoniker Stücke aus der Oper "Carmen" und dem Musical "West Side Story" spielen – auch hier kennen die meisten die Musik und sie gilt als besonders mitreißend.

Komplett kostenlos und ein großes Ereignis wird wohl auch das Abschlusskonzert am 9. September – Open Air auf dem Marktplatz: "Jules Buckley und das Metropole Orkest bieten mit Sängerin Sheléa eine Hommage an die Queen of Soul, Aretha Franklin", so Preisler.

Wie kann man einschätzen, was gut und was schlecht ist?

Für das Musikfest kommen internationale Superstars der Klassikszene nach Bremen – zum Beispiel die weltweit gefeierte Sängerin Asmik Grigorian. Aber kann man überhaupt einschätzen, was gut und was schlecht ist, wenn man sich mit der Musik nicht auskennt? Laut Preisler sind Kriterien wie "gut" und "schlecht" eher nebensächlich und deshalb müsse man sich auch nicht besonders auskennen, um das Ganze bewerten zu können.

Wichtiger seien die Fragen, die sich jeder von uns stellen kann: Werde ich auf emotionaler Ebene angesprochen? Löst die Musik etwas in mir aus? "Wird man in die Klangwelten hineingezogen, kann ab diesem Moment im besten Fall für jeden das große Abenteuer beginnen", so Preisler.

Es geht also mehr darum, sich auf ein sehr bewusstes Hören einzulassen – und emotional mitgerissen zu werden und das können die international bekannten Musikerinnen und Musiker wohl besonders gut.

Geigespielerin in einem Orchester
Ob Geige oder Klavier - die Welt der Klassik ist vielseitig und die Klänge lösen bei jedem Menschen etwas anderes aus. Bild: dpa | Helmar Ernst-Herzig/Shotshop

Was verursacht klassische Musik im Körper?

Musik berührt uns nicht nur psychisch. Inzwischen konnte in zahlreichen Studien nachgewiesen werden, dass durch klassische Musik Endorphine freigesetzt werden und der Blutdruck sinkt – zumindest wenn man keine absolute Abneigung gegen die Musik hat.

Es werden viele verschiedene Bereiche im Gehirn aktiviert. Je komplexer die Musik ist, desto mehr wird beispielsweise der rechte Schläfenlappen aktiv. So kann man durch bildgebende Verfahren im Gehirn erkennen, ob eine Person Vivaldi oder die Beatles hört, fand ein internationales Forscherteam 2013 heraus.

Was macht eigentlich der Dirigent?

Dass ein Dirigent aus keinem Konzert wegzudenken ist, ist vielen klar. Aber wieso ist der so wichtig? Preisler erklärt das folgendermaßen: "Grundsätzlich ist es die Aufgabe des Dirigenten, den Takt zu schlagen und damit das gemeinsame Tempo vorzugeben. Da nicht immer gleichzeitig alle Instrumentengruppen spielen, gibt der Dirigent die Einsätze für die Stellen, an denen sie zu spielen haben. Er steuert quasi das Orchester durch die Klangwogen und 'hält den Laden' zusammen." Das heißt also auch je nach Dirigent kann ein Stück unterschiedlich klingen – mal langsamer und sanfter – mal kräftiger und schneller.

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Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachirchten, 19. August 2023, 14 Uhr