Wieso beim Festival "Miniaturen" alle die Suppe gemeinsam auslöffeln

Bild: Gabriela Valdespino | Gabriela Valdespino

Beim Festival "Miniaturen" im Theaterkontor Bremen geht es um das Miteinander von Künstlern und Publikum. Pausen zum Plausch sind dort genauso wichtig wie die Vorstellungen.

Zehn, maximal 15 Minuten: Länger werden sie nicht dauern, die vielen kleinen Schauspiel-, Tanz-, Film- und sonstigen Vorstellungen, die den Gast beim Festival "Miniaturen – Kunst im Kleinen" im Theaterkontor erwarten. Ob auf musikalische Weise, in den Bildern an den Wänden, beim Puppenspiel oder in Trickfilmen: Überall im Kontorhaus, vom Keller bis zum Dach, wollen Künstlerinnen und Künstler bei diesem Festival vom Kleinen ausgehend das große Ganze entdecken.

"Suchen" lautet das übergeordnete Thema dieser elften Ausgabe des Miniaturen-Festivals. Es richtet sich an Kinder, Erwachsene und Familien gleichermaßen. Wobei sich nicht nur die Künstler im Theaterkontor auf die Suche begeben werden, sondern auch das Publikum. Das kündigt Stefan Berthold, Leiter des Theaterkontors, an. "Jeder stellt sich seinen Abend selbst zusammen", beschreibt er das Konzept.

Deftige Verse und trickreiche Filme

Zu diesem Zweck bekommen die Gäste am Eingang einen Fahrplan in die Hand gedrückt mit Infos dazu, wann welche Darbietung an welchem Ort im Kontorhaus beginnt. Bis zuletzt kann sich an den Plänen der mehr als 50 teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler noch allerhand ändern.

Das Festival ist für alle eine Plattform, um zu experimentieren. Fertige Stücke wird es kaum geben.

Stefan Berthold, Leiter des Theaterkontors

Entsprechend lasse sich selbst wenige Tage vor Festivalbeginn noch nicht genau sagen, was auf die Festivalbesucher zukommt.

Was die Gäste aber ungefähr zu erwarten haben – das lässt sich anhand der teilnehmenden Kunstschaffenden zumindest teilweise erahnen. Der Schauspieler Benedikt Vermeer etwa mischt mit: In Bremen und umzu bestens bekannt als spielfreudiger Gedicht-Rezitator, der sich gern, Morgenstern, Ringelnatz oder auch Goethe auf den Lippen, ins Publikum mischt und dort deftige Verse zum Besten gibt.

Auch Julia Warneke, Puppenspielerin von "Mensch, Puppe!", ist beim Festival mit dabei. Sie steht ebenfalls für das direkte Spiel, Auge in Auge nicht nur mit den Figuren, sondern mit insbesondere kleinen Zuschauerinnen und Zuschauern.

Vielfältiges Angebot von Trickfilmen bis zu Porträts

Vorzugsweise an die jungen Gäste, zumindest am Rande aber auch an das erwachsene Publikum dürfte sich auch Ulrike Isenberg wenden. Die langjährige Werkstattleiterin für Film und Video der Hochschule für Künste Bremen ist für Videoinstallationen und für Trickfilme bekannt, die sie besonders gern mit Kindern entwickelt.

Mann, Ende 50, mit weißem Hemd und Brille sitzt vor Notebook am Schreibtisch
Freut sich auf den Austausch mit dem Publikum beim Miniaturen-Festival: Theaterkontor-Leiter Stefan Berthold. Bild: Radio Bremen | Alexander Schnackenburg

Hinzu kommen Kunstschaffende wie Reinhart Hammerschmidt, der sich für Neue Musik in Bremen und umzu engagiert, oder Beate C. Koehler, eine Fotografin und Video-Künstlerin, die den Fokus vorzugsweise auf das Porträt legt. Anders gesagt: Auch wenn der Festival-Name "Miniaturen" vor allem auf Kleines schließen lässt, so ist doch zumindest das Angebot sehr groß.

"Eine Suppe für alle"

Mit der Kunst überfordern oder überfrachten wollen Stefan Berthold und sein Team das Publikum gleichwohl nicht. Ganz im Gegenteil.

Es geht uns vor allem um ein angenehmes Miteinander.

Stefan Berthold, Leiter des Theaterkontors

Das Publikum komme bei "Miniaturen" in einen viel engeren Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern als üblicherweise etwa bei klassischen Theatervorstellungen. Der Austausch in den Pausen zwischen den vielen Darbietungen sei Teil des Konzepts. "Daher gibt es auch eine Suppe für alle, egal ob Kunstschaffender oder Gast", sagt Berthold dazu.

Wer zwischendurch eine Pause brauche oder einfach keine Lust mehr habe, der könne es sich einfach im Foyer oder am Lagerfeuer im Hof des Theraterkontors gemütlich machen und dabei eine Kleinigkeit essen oder trinken. Erfahrungsgemäß klinge das Festival auch genau auf diese Weise aus: "Viele Gäste sitzen dann nach dem offiziellen Ende noch ein, zwei Stunden mit uns zusammen, und dann wird ein bisschen gequatscht", so Berthold. Er hoffe sehr, dass es dieses Mal genauso sein wird.

Bremer Theater im Miniaturformat: "Die kleine Zeit, der kleine Raum"

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. Januar 2023, 19.30 Uhr